Sprachbrücken bauen

Die Arbeit von Jelena Zejn beginnt da, wo bei Mitarbeitern und bei Versicherten die Verständnisprobleme anfangen. Denn Zejn gehört zu den sechs hausinternen Übersetzern bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bayern Süd. Spezialisiert ist die studierte Gemanistin und Südwestslawistin auf Übersetzungen aus den Sprachen Slowenisch und Kroatisch. Das sind die Amtssprachen von zwei der insgesamt zehn Staaten, für die die DRV Bayern Süd als sogenannte Verbindungsstelle fungiert. „Meine Arbeit hier ist sehr vielschichtig. Das hat mir von Anfang an besonders gut gefallen“, sagt Zejn. „Von Briefen der Versicherten und Bescheinigungen aller Art über medizinische Gutachten und Befundberichte bis hin zu Widersprüchen, juristischen Texten, Formblättern und Amtsschreiben der ausländischen Träger habe ich so gut wie alles zum Übersetzen auf meinem Tisch.“ 

Mit ihrer Sprachmittlertätigkeit unterstützen Zejn und ihre Kollegen die Mitarbeiter aus den verschiedenen Fachbereichen. Wenn es zum Beispiel um die Beantragung einer Rente geht, sind viele Nachweise gefragt, um den Rentenanspruch und die Rentenhöhe zu ermitteln. Studienzeugnisse, Arbeitsbescheinigungen, Nachweise über die Geburten der Kinder, Bescheide über ausländische Rentenzahlungen und vieles mehr können dabei eine Rolle spielen. 

Versicherte, die lange in der Ferne gewohnt und gearbeitet haben, können solche Nachweise oft nur in der jeweiligen Landessprache vorlegen. Jelena Zejn schlägt dann mit ihren Übersetzungen die Brücke, damit die Mitarbeiter aus dem Bereich Rente die vorgelegten Nachweise richtig deuten und so die korrekte Entscheidung über die Gewährung der Rente treffen können.

„Ich freue mich über jede Art von Text.“

Jelena Zejn, Übersetzerin bei der DRV Bayern Süd

 

Übersetzerin Jelena Zejn bei der Arbeit.

„Auch telefonisch vermittele ich immer wieder zwischen Versicherten und Mitarbeitern, um Verständnisprobleme auszuräumen“, erzählt sie. Oft seien Amtsbriefe auf Deutsch für Versicherte eine große sprachliche Hürde, selbst wenn sie schon lange in Deutschland wohnten. Dann riefen sie manchmal voller Panik bei den Mitarbeitern aus dem Fachbereich Rente an, um sich den Inhalt der Schreiben erklären zu lassen und zu fragen, was zu tun ist. „Da komme ich dann ins Spiel. Wenn mir die Kollegen die Gespräche durchstellen, kann ich den Leuten in ihrer Muttersprache erklären, worum es in dem Schreiben geht, und schon ist die Aufregung gebannt. Manchmal tun sich bei diesen Telefonaten inhaltliche Rückfragen auf. Die kläre ich dann schnell mit den Mitarbeitern aus dem Rentenbereich und antworte anschließend den Versicherten.“ Diese soziale Komponente gefalle ihr besonders an ihrer Arbeit, sagt Zejn. „Ich bin sehr gern für die Versicherten und Kollegen da und freue mich, wenn ich weiterhelfen kann.“ 

Immer konzentriert und fit

Brückenbauer ist das Übersetzerteam auch, wenn es um die Verbindungsarbeit mit den ausländischen Rentenversicherungsträgern geht. Bei Treffen zwischen dem deutschen und dem ausländischen Träger sind sie dabei, um für die deutsche und die ausländische Delegation einschließlich der Behördenleiter sprachlich zu vermitteln. „Keine leichte Aufgabe“, sagt Zejn. „Beim Dolmetschen muss man unglaublich konzentriert und fit sein. Selbst dann kann man das eigentlich nur einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum lang machen. Am besten wechselt man sich in einem Zweierteam ab.“ Besonders tückisch sei die Satzstellung im Deutschen. Das sinntragende Verb werde oft erst am Ende des Satzes genannt. In den slawischen Sprachen hingegen habe das Verb seinen Platz bereits in der Mitte. „Beim Dolmetschen muss man also quasi vorausahnen, wie der Satz der deutschen Verhandlungsseite enden wird, um schnell und adäquat in die slawischen Sprachen übersetzen zu können.“ 

Herausforderungen lauern aber auch in schriftlichen Übersetzungen: Angefangen bei medizinischen und juristischen Abkürzungen bis hin zur Terminologie der ausländischen Rententräger benötige man eine reichliche Portion Hintergrundwissen, um alles richtig einordnen zu können, so Zejn. „Wenn beispielsweise beim kroatischen Träger von Familienrente die Rede ist, dann ist dabei das Gegenstück zur deutschen Hinterbliebenenrente gemeint. Ohne fachliches Wissen zum kroatischen Rentensystem kann man so was nicht trennscharf übersetzen.“ Auch wenn einige Texte herausfordernder seien als andere, Präferenzen beim Übersetzen hat Jelena Zejn keine: „Ich freue mich über jede Art von Text. Und wenn ich einmal nicht so fit bin, hilft immer ein Tässchen von meinem Lieblingstee‚ ‚Buddhas Geheimnis‘. Schon bin ich wieder auf Touren.“

Die Verbindungsstelle

Für welche Länder fungiert die DRV Bayern Süd als Verbindungsstelle? 

Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Republik Serbien, Republik Slowenien, Slowakische Republik, Tschechische Republik und Österreich.

Für wen ist die DRV Bayern Süd als Verbindungsstelle Ansprechpartner?

Für Versicherte, die in einem dieser Verbindungsländer wohnen und auch in Deutschland gearbeitet haben oder in Deutschland wohnen und auch im Verbindungsland gearbeitet haben.

Welche Serviceleistungen bietet die DRV Bayern Süd?

• Sie beantwortet individuelle Fragen rund um die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland.

• Sie teilt auf Antrag die im deutschen Versicherungskonto gespeicherten rentenrechtlichen Zeiten mit.

• Sie informiert im Rahmen einer Rentenauskunft oder der Renteninformation auch über die monatliche Rente, die bei Erfüllung der sonstigen Voraussetzungen derzeit zu zahlen wäre.

• Sie bearbeitet Anträge auf eine Rente oder auf Beitragserstattung aus der deutschen Rentenversicherung.

• Sie leitet Anträge auf eine ausländische Rente an den ausländischen Versicherungsträger weiter, wenn der Wohnsitz des Versicherten in Deutschland liegt, und zahlt die deutsche Rente ins Ausland, wenn der Wohnsitz des Versicherten im Ausland liegt. 

Weitere Informationen finden Sie hier