Bewegung hält Kinder gesund.
Bewegung hält Kinder gesund.



Frühzeitig gegensteuern

 

Mehr als jedes siebte Kind in Deutschland hat Übergewicht. Das geht aus der jüngsten Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hervor, die im März 2018 veröffentlicht wurde. Demnach sind 15,4 Prozent der Kinder und Teenager zwischen drei und 17 Jahren zu dick – also jedes siebte Kind. 5,9 Prozent sind sogar fettleibig. Fast die Hälfte der Kinder, die zu viel auf die Waage bringen, leidet auch später als Teenager unter Fettpolstern. „Die Studie bestätigt, was wir seit vielen Jahren in unserer täglichen Arbeit erkennen“, sagt Prof. Dr. med. Carl-Peter Bauer, Medizinischer Direktor der Kinder- und Jugendrehabilitationsklinik Gaißach. Die Ursachen seien vielschichtig, so Bauer, die Ernährung, das Sozial- und Freizeitverhalten spielten eine entscheidende Rolle: „Unser Leben hat sich verändert. Besonders häufiger Medienkonsum führt zu mangelnder Bewegung und unausgewogener Ernährung. Im Ergebnis sind viele Kinder- und Jugendliche übergewichtig.“

Gesundheit braucht Bewusstsein

Folge seien chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-, orthopädische Erkrankungen, Lebererkrankungen oder aber auch Diabetes mellitus. „Kranke Kinder von heute sind oft chronisch kranke Erwachsene von morgen“, betont Bauer. Man müsse frühzeitig gegensteuern. Entscheidend sei, das Bewusstsein für einen Lebenswandel zu wecken, damit es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommt. Eine Rehabilitation könne hier helfen. Betroffene sollten gemeinsam mit dem behandelnden Arzt über eine spezielle Maßnahme sprechen. Mit der Fachklinik Gaißach leitet Bauer die bayernweit einzige Rehabilitationsklinik der Deutschen Rentenversicherung (DRV) für Kinder und Jugendliche. Betrieben wird sie von der DRV Bayern Süd. Sie ist ein überregionales Zentrum für chronische Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zu den Fachbereichen der Klinik zählen insbesondere Erkrankungen der Atemwege, der Haut und des Stoffwechsels sowie MagenDarm-Erkrankungen und Übergewicht. Die Kinder und Jugendlichen wohnen hier gemeinsam in Zweibett- oder DreibettAppartements. Viele Kinder werden von einem Elternteil begleitet; in diesem Fall werden beide in einem Doppelzimmer untergebracht. Nahezu alle Appartements bieten einen Blick auf das bayerische Alpenvorland und das Karwendelgebirge. Dabei liegt die Klinik nur 50 Kilometer entfernt von München, nahe Bad Tölz. Die Klinik pflegt einen intensiven Erfahrungsaustausch und eine qualifizierte Zusammenarbeit mit ausgewählten Institutionen und Experten. „Darüber hinaus sind wir als Asthma-Akademie, NeurodermitisAkademie, als Schulungszentrum für Diabetiker sowie als Therapieeinrichtung für adipöse Patienten anerkannt“, erläutert Professor Bauer. „Außerdem halten wir Kontakt zu unterschiedlichen Selbsthilfegruppen für diverse Krankheitsbilder. Wir arbeiten eng mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der TU München zusammen und sind Lehrkrankenhaus der TU München.“ Die Therapiemaßnahmen entsprechen dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Das Fachpersonal ist multidisziplinär geschult und bezieht auch die Eltern mit ein. Manchmal benötigen auch die Eltern von Patienten eine Rehabilitation. In der Fachklinik Gaißach können sie gemeinsam mit ihren Kindern behandelt werden; dazu ist im Vorfeld der Maßnahme ein eigenständiger Reha-Antrag des jeweiligen Elternteils erforderlich.

Fachklinik Gaißach Zentrum für chronische Erkrankungen Kinder – Jugendliche – Erwachsene.

Gelernt wird für den Alltag

Das in der Klinik Erlernte sollen sie in ihren Alltag mit hinübertragen. Dazu gehören etwa Kenntnisse über eine bewusste Ernährung, die oftmals der Schlüssel zu mehr Lebensqualität ist – und bei vielen chronischen Erkrankungen ein wesentlicher Faktor, der über eine Besserung der Erkrankungen mit entscheidet. „Reha ist wichtig, und Reha rechnet sich“, bekräftigt Bauer. „Sie erhält und verbessert die Gesundheit, kann eine Verschlechterung der Erkrankung verhindern und gibt den Patienten und ihren Familien das nötige Wissen an die Hand, um zu Hause besser mit der chronischen Erkrankung zurechtzukommen.“

 

Der Reha-Antrag

Eltern sollten mit dem behandelnden Arzt ihres Kindes sprechen, ob ihr Kind von einer Reha profitieren könnte. Sowohl die Renten- als auch die Krankenversicherung nehmen Anträge entgegen. Die Formulare hierfür erhält man bei der Rentenversicherung oder Krankenkasse sowie bei den Auskunfts- und Beratungsstellen.

Wann und wohin?

In der Regel dauert die Rehabilitation vier bis sechs Wochen. Bundesweit stehen speziell dafür vorgesehene Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung. Wünsche zur Region, zum Ort oder zu einer speziellen Einrichtung können im Antrag genannt werden. Diese werden so weit wie möglich berücksichtigt. Entscheidend sind die individuellen Bedürfnisse des Kindes.

Die Kosten

Kosten für Reise, Unterkunft, Verpflegung, ärztliche Betreuung, therapeutische Leistungen und medizinische Anwendungen werden übernommen. Grundsätzlich sind bei der Kinderrehabilitation keine Zuzahlungen zu leisten. Ist eine Begleitperson zwingend erforderlich, werden auch hierfür die Kosten übernommen.