Eigentlich bin ich seit dem Frühjahr 2022 in Rente. Ich könnte mich zurücklehnen und einfach mal das Nichtstun genießen. Stattdessen habe ich so viel zu tun wie selten zuvor. Mein Telefon steht kaum still. Am anderen Ende der Leitung sind Menschen, die meine Hilfe brauchen: Seit über 20 Jahren bin ich als ehrenamtliche Versichertenberaterin tätig und helfe bei der Antragstellung von Alters-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrenten und beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen der Deutschen Rentenversicherung. Diese leite ich weiter an die zuständigen Stellen.
Durch die freie Zeit, die ich seit dem Ende meiner Arbeit als Erzieherin habe, kann ich mein „Die Menschen sind dankbar“ Sibylle Neubert aus Dresden engagiert sich seit 20 Jahren als ehrenamtliche Versichertenberaterin. Sie hilft bei den Anträgen und begleitet Menschen bei allen Fragen rund um die Rente. AUFGESCHRIEBEN VON: Anke Kotte Ehrenamt noch intensiver ausüben. Die Beratung macht mir große Freude, denn die meisten Menschen sind unheimlich dankbar, wenn man ihre Fragen beantwortet.
Auf die Idee, mich in diesem Bereich zu engagieren, kam ich durch meine Mutter. Sie ist 83 Jahre alt und arbeitet bereits seit den frühen 1990er-Jahren als ehrenamtliche Versichertenberaterin. Vor allem nach der Wiedervereinigung unterstützte sie die Menschen und half ihnen, mit dem für sie neuen Sozialsystem zurechtzukommen. Den Wunsch, in ihre Fußstapfen zu treten, hatte ich darum schon früh.
4.500 Ehrenamtliche...
helfen den Versicherten als Versichertenberater oder Versichertenälteste. Sie werden von der Vertreterversammlung nach den Sozialwahlen gewählt und jährlich geschult.
Mehr zum Thema: t1p.de/DRV-Ehrenamtliche
Ohne mein Ehrenamt? Niemals!
Meine Familie hat mich dabei immer unterstützt, mein Mann und meine Kinder sind es gewohnt, dass es bei uns seit jeher dienstags und donnerstags an der Tür klingelt. Viele Hilfesuchende kommen nämlich zu mir nach Hause, sie bevorzugen den persönlichen Kontakt. Das finde ich auch sinnvoll, denn nicht allen Menschen fällt es leicht, Sachverhalte am Beratungstelefon zu klären.
Rund 15 Beratungen mache ich pro Monat, fülle bis zu 20 Rentenanträge aus. Die Fragen, die an mich herangetragen werden, sind vielfältig. Vielen fällt es schwer, den Rentenbescheid zu lesen; sie verstehen nicht, was ihnen all die Zahlen sagen sollen. Manche wissen nicht, dass für die abschlagsfreie Rente mit 45 Versicherungsjahren auch das Alter eine Rolle spielt, und wiederum anderen ist überhaupt nicht klar, dass sie die Rente aktiv beantragen müssen.
Natürlich bin auch ich nicht allwissend: Es tauchen immer mal wieder Fragen und Probleme auf, auf die auch ich nicht auf Anhieb eine Antwort habe. Wenn ich nicht weiterkomme, wende ich mich an die fachliche Betreuung im Selbstverwaltungsbüro. Auch der jährliche, einwöchige Weiterbildungskurs ist wichtig, um Neuerungen zu erfahren und sich mit anderen Ehrenamtlichen auszutauschen. Da gibt es immer wieder einen Aha-Effekt, weil jeder mit anderen Herausforderungen zu tun hat.
2023 stehen die nächsten Sozialwahlen an, in deren Nachgang auch die Versichertenberaterinnen beziehungsweise -ältesten von der Vertreterversammlung gewählt werden. Ich habe fest vor, mich wieder zur Wahl zu stellen. Und meine Mutter natürlich auch. Ohne unser Ehrenamt würde uns etwas in unserem Leben fehlen.