Das Projektteam der Humboldt-Universität Berlin, das den Dokumentarfilm über die drei Säulen der Rentenversicherung erstellt.
Das Projektteam der Humboldt-Universität Berlin, das den Dokumentarfilm über die drei Säulen der Rentenversicherung erstellt.



Gerecht und sicher

Sobald der Sommer anbricht, geht es in medias res, wie es so schön heißt. Dann wird das erste Material gedreht. Die Interviews mit den Zeitzeugen stehen an. Dann werden Kameras aufgebaut, das Studio vorbereitet. Die Interviewpartner müssen mit der Situation vertraut gemacht, Einstellungen geprobt, der Ton eingestellt werden.

Für die zwölf Studierenden im Masterstudiengang Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität (HU) Berlin wird dies die Krönung ihrer langen Vorarbeit sein. Gemeinsam arbeiten sie seit dem Wintersemester 2021/22 an dem Dokumentarfilm, der unter dem Projekttitel „Staatlich, betrieblich, privat – drei Säulen der Altersvorsorge in der Bundesrepublik, 1971 bis heute“ die Entwicklung in Bild und Ton aufbereiten und nachvollziehbar darstellen soll. Unterstützt werden sie vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) der Deutschen Rentenversicherung Bund. Hinter dem Projekt steht ­Heike ­Wieters. Die Juniorprofessorin am Institut für Geschichtswissenschaften der HU Berlin hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Professor Alexander Nützenadel das Seminar konzipiert und das FNA als Förderer gewonnen. „Wir wollten erreichen, dass die Bedeutung von Rentenversicherung und Altersvorsorge für die jüngere Generation erfahrbar gemacht wird“, erklärt ­Heike ­Wieters. Rente sei etwas, mit dem man sich meist erst später im Berufsleben beschäftige. „Dabei liegt auf der Hand, dass die Alterssicherung alle Generationen etwas angeht.“

Unter 3saeulen.hypotheses.org lässt sich der Werdegang des Filmprojekts nachvollziehen. Dass dies keine leichte Aufgabe werden würde, war vorher klar. Statt über ein Semester, wie sonst üblich, läuft dieses Seminar über zwei Semester, also ein ganzes Jahr. „Wir freuen uns, dass die Studierenden diesen besonderen Einsatz zeigen“, erklärt Paul ­Morawski, Projektkoordinator und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften der HU Berlin.

Die Studierenden haben gelernt, wie ein Drehbuch aussehen muss und worauf es bei der Visualisierung ankommt, sie haben unter Anleitung der Kamerafrau und Filmwissenschaftlerin ­Carola ­Rodríguez ­Sánchez Einblicke gewonnen in Theorie, Ästhetik und Praxis des Dokumentarfilms. Und sie haben, mit Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung Bund, recherchiert. Haben in Archiven gestöbert und sich mit den Anfängen des deutschen Sozialversicherungssystems beschäftigt, mit Selbstverwaltung, den politischen Rahmenbedingungen, Wahlprogrammen. Mit Modernisierung und „Versäulung“ der Altersvorsorge in der Bundesrepublik. Und sie haben eine Struktur entwickelt.

„Als das Seminar losging, waren viele überrascht, wie spannend und aktuell für sie das Thema ist“, sagt Paul ­Morawski. Wie auch der Dokumentarfilm selbst, der im Laufe vieler Debatten langsam Gestalt annahm. Eine Überraschung: Es werden wohl nicht die drei Säulen der Altersvorsorge „Staatlich, betrieblich, privat“ die Erzählstruktur bestimmen, sondern „Gerechtigkeit“ wird das Leitmotiv sein, und zwar in drei Kategorien: Gerechtigkeit zwischen Geschlechtern, zwischen Generationen und innerhalb von Generationen.

Nun geht es um die spannende Aufgabe, Zeitzeugen zu finden, an deren Beispiel diese drei Kategorien erzähl- und sichtbar gemacht werden können – bevor im Sommer die ersten Zeitzeugen vor die Kameras treten.

„Es liegt auf der Hand, dass die Alters­sicherung alle ­Generationen etwas angeht.“

Prof. Dr. Heike Wieters,
Juniorprofessorin am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin

Der Dokumentarfilm

Der rund 40 Minuten lange Dokumentarfilm wird in Zusammenarbeit mit der Berliner Produktionsfirma Saffron Films und der Dokumentarfilmerin ­Carola ­Rodríguez ­Sánchez erstellt. Er soll im Herbst fertiggestellt sein und anschließend für die breite Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Der Werdegang des Projekts lässt sich über den Blog verfolgen: 3saeulen.hypotheses.org

Mission erfüllt

Seit 50 Jahren hilft der Reha-Beratungsdienst Menschen und gibt ihnen neue Perspektiven.

Bis 1972 lief ein Antrag auf eine berufliche Rehabilitation stets über das Arbeitsamt. Das Amt stellte dann fest, welcher der verschiedenen Rehabilitations­träger für die Kostenübernahme zuständig war – Berufsgenossenschaften, die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung oder das Amt selbst. Die Zuständigkeit bestimmt sich nach den jeweiligen Sozialgesetzen, richtet sich nach der Ursache der Einschränkung und dem Umfang von zurückgelegten Versicherungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung.

Um die Verfahren abzukürzen und eine niedrigschwellige Hilfestellung zu bieten, wurde am 1. April 1972 der Reha-­Beratungsdienst der Deutschen Rentenversicherung Bund gegründet. Die Mission der Beraterinnen und Berater war es, den Menschen Perspektiven aufzuzeigen und ihnen aus der ­Krise zu helfen. Damit war für die Betroffenen eine niedrigschwellige Möglichkeit geschaffen, sich direkt von der Rentenversicherung beraten zu lassen – und weiterhin von ihr betreut zu werden, wenn sie dann auch für die Rehabilitation zuständig war. Beratung, Entscheidung und Leistung aus einer Hand – das war das Ziel.

Als vor 50 Jahren die ersten vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit aufnahmen, war noch nicht abzusehen, welche Erfolgsgeschichte hier ihren Anfang nahm. Heute sind 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Reha-­Beratung aktiv. Sie informieren unter dem Fachbegriff „Leistungen zur Teilhabe am Arbeits­leben“ die Versicherten über alle möglichen und notwendigen Leistungen zur beruflichen Rehabilitation. Dazu zählen Leistungen zur Erhaltung oder Erlangung eines Arbeitsplatzes, berufliche Fort- und Weiterbildungs­möglichkeiten und Kraftfahrzeug-Hilfen. Dabei arbeiten sie mit Rehabilitationskliniken, Berufsbildungseinrichtungen und den Arbeitsagenturen zusammen. Sie bieten auch Vorträge und Informationsveranstaltungen an, haben Sprechtage in Kliniken und Berufsförderungs­werken und führen Arbeitgeberbesuche durch.

Das Beratungsnetz ist inzwischen bundesweit eng geknüpft und reicht von A wie Aachen bis Z wie Zwickau. Entstanden ist ein ausgeklügeltes Krisenhelfer-­Perspektivenfinder-Paket, auf das die Reha-Beratenden zugreifen können. Um Menschen dabei zu helfen, nach einer Krankheit wieder ins Berufs­leben einzusteigen. Um die Mission zu erfüllen.

Mehr Infos zu den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) unter: www.deutsche-­rentenversicherung.de > Reha > Berufliche Rehabilitation