Eine Woche lang lernen Versichertenälteste die Verordnungen rund um die gesetzliche Rente kennen
Eine Woche lang lernen Versichertenälteste die Verordnungen rund um die gesetzliche Rente kennen



"Wir wollen helfen"

 

Sanft fallen die Schneeflocken auf die Schachfiguren vor der Hochschule Reinfeld und bedecken das Gartenschach-Feld im Innenhof. Für beschauliche Ruhe ist in den Seminarräumen der Verwaltungshochschule jedoch wenig Zeit. Veronika Knödler und Jürgen Warncke lernen gemeinsam mit neun weiteren sogenannten Versichertenältesten eine Woche lang die wichtigsten Grundlagen des Rentenrechts. Während draußen die Schneeflocken zu Boden sinken, führt im zweiten Stock Katja Janssen von der Deutschen Rentenversicherung Nord in die Rechte und Pflichten eines Versichertenältesten ein. Es geht um Formulare, Gesetzestexte, das Sozialgeheimnis und den Datenschutz, um Rentenanträge und die Hinterbliebenenrente. Elf Frauen und Männer zwischen Mitte 40 und Ende 60 sind in diesem Jahr als Versichertenälteste nach Reinfeld gekommen, um sich das grundlegende Wissen über die gesetzliche Rente anzueignen. Was längst nicht alle wissen: Bei Fragen rund um die gesetzliche Rente können sich Versicherte außer an die Auskunfts- und Beratungsstellen auch an die ehrenamtlich tätigen Versichertenältesten der Deutschen Rentenversicherung wenden. Sie sind kompetente Ansprechpartner in der Region, sie geben kostenlos Auskunft und hilfreiche Tipps. In regelmäßigen Sprechstunden beraten sie Betroffene und helfen beim Ausfüllen der Formulare für die Alters- oder Erwerbsminderungsrente. Auch Witwen und Waisen finden in den Versichertenältesten Ansprechpartner für ihre Anträge auf Hinterbliebenenrente. 48 Versichertenälteste engagieren sich seit Dezember 2017 ehrenamtlich für die Deutsche Rentenversicherung Nord in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Jürgen Warncke, Versichertenältester

»Es ist wichtig, nicht nur an sich zu denken, sondern auch für andere da zu sein.«

Hilfe bei den Anträgen

„Als vor einigen Jahren mein Mann verstarb, hatte ich große Schwierigkeiten, die ganzen Anträge auszufüllen“, erinnert sich Veronika Knödler. Die 62-Jährige aus Bad Oldesloe ist eine von elf neuen Versichertenältesten, die seit der letzten Sozialwahl für die Deutsche Rentenversicherung Nord den Versicherten beratend zur Seite stehen. Auch Schiffsschlosser Jürgen Warncke aus Richtenberg im Landkreis VorpommernRügen will Menschen dabei helfen, ihre gesetzliche Rente zu erhalten. Gemeinsam mit den anderen Neueinsteigern drücken sie deshalb für eine Woche die Schulbank, um die gesetzlichen Grundlagen des Rentenrechts und die Tücken der Antragsformulare kennenzulernen. „Es ist eine auch geistig anstrengende Woche“, erläutert Knödler. „Doch genau deshalb habe ich mich entschlossen, diese Aufgabe anzunehmen.“ Die langjährige Betriebsrätin und engagierte Gewerkschaftlerin ist vor rund einem Jahr bei der Ahrensburger Niederlassung eines US-Technologiekonzerns ausgestiegen. Doch mit dem Beginn des eigenen Ruhestands wollte sie keineswegs kürzer treten: „Ich möchte weiterhin aktiv sein und Menschen unterstützen.“ Ein langjähriger Versichertenältester aus dem Kreis Stormarn konnte sie davon überzeugen, sich für die Wahl als Versichertenälteste aufstellen zu lassen. Bei der ehrenamtlichen Arbeit für die Rentenversicherung sehe sie schnell ein Ergebnis. „Ich finde es sehr befriedigend, Menschen ganz konkret bei ihren Problemen und Fragen zu helfen“, meint sie.

Einsatz für eine gute Sache

Ebenso wie Veronika Knödler ist Jürgen Warncke in der IG Metall aktiv. „Es ist wichtig, nicht nur an sich zu denken, sondern auch für andere da zu sein“, ist der 59-Jährige überzeugt. Menschen helfen, sich für eine gute Sache einsetzen – das ist seine Motivation für seine ehrenamtliche Tätigkeit. Warncke ist bereits seit 2011 als Arbeitnehmervertreter in der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Nord aktiv. „Das ist neben meiner Arbeit im Schiffsbau nicht immer einfach“, gibt er zu. Doch wenn es um konkrete Hilfe für seine Mitmenschen geht, legt sich der gelernte Schiffsschlosser ins Zeug. „Ich bin es nicht gewohnt, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen. Lieber arbeite ich mit meinen Händen und bin unterwegs“, meint er zum dicht gedrängten Schulungsprogramm. Doch er ist sehr zuversichtlich, dass er das Gelernte demnächst auch an Interessierte weitergeben kann. „Da arbeite ich mich ein und werde die Tricks und Kniffe kennenlernen.“ Wie seine Kollegin Veronika Knödler wird er in den nächsten Wochen bei einer Auskunfts- und Beratungsstelle hospitieren. Und zur Not kann er künftig auf die Hilfe im Büro der Selbstverwaltung der DRV Nord zurückgreifen: „Vergessen Sie nicht, wir sind immer zu Ihrer Unterstützung da“, betont Katja Janssen. Nach einer intensiven Schulung über Altersrente, Hinterbliebenenrente, Sozialrecht und vielen praktischen Übungen überreicht Janssen Jürgen Warncke, Veronika Knödler und den anderen neun neuen Versichertenältesten Dienststempel und Dienstausweis der Rentenversicherung.

Info: Versichtertenälteste bei der DRV Nord

Für die Deutsche Rentenversicherung sind die Versichertenältesten ein wichtiges Bindeglied zwischen Verwaltung und den Versicherten. Vergangenes Jahr reichten die 37 damals tätigen Versichertenältesten der Deutschen Rentenversicherung Nord rund 4.200 Rentenanträge ein – damit kam gut jeder 20. Antrag von einem Ehrenamtler. Seit diesem Jahr kümmern sich 48 Versichertenälteste in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein als erste Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen in der unmittelbaren Nachbarschaft um die Probleme und Fragen der Versicherten.

Informationen zum Thema Rentenversicherung gibt es beim kostenlosen Servicetelefon 08001000 48022. Hier können auch die Kontaktdaten eines Versichertenältesten in der Nähe erfragt werden.