Viele Kontakte: Ottes bei einer Weinprobe im Frühjahr 2017 in Hongkong.
Viele Kontakte: Ottes bei einer Weinprobe im Frühjahr 2017 in Hongkong.



Gymnastik mit dem Chef

 

Der Mainstream war nicht nach seinem Geschmack. Während die Kollegen aus Studienzeiten in die USA oder nach Frankreich gingen, zog es den jungen Mann nach Japan. Das war im Herbst 1999. Da hatte Gerald Ottes gerade sein Studium des Weinbaus und der Önologie, also der Weinherstellung, an der Fachhochschule in Geisenheim beendet. Sein Ziel: die Firma Mann’s Wine Co., Ltd. in Katsunuma in der Präfektur Yamanashi. Mit einer Jahresproduktion von 15 Millionen Liter Wein gehört das Unternehmen aus dem Kikkoman-Konzern zu den größten Weinkellereien in Japan. Den Kontakt hatte der Weinbauingenieur bereits zu Studienzeiten aufgebaut. Sein Vorgesetzter Kiyoshi Takeuchi studierte in den 1970er-Jahren als erster Japaner selbst in Geisenheim. Und er sprach deutsch. Das erleichterte Ottes den Einstieg als Technischer Berater für Weinbau und Kellerwirtschaft im fernen Japan.

Lieblingskunde im Supermarkt

Denn die kulturellen Unterschiede waren enorm. „Jeder Arbeitstag in der Firma begann auf dem Hof – mit gymnastischen Übungen“, erinnert sich der Sohn einer Winzerfamilie im Rheingau. „Und zwar für alle Angestellten: von der Hilfskraft bis zum Präsidenten. Und das bei jedem Wetter.“ Feierabend war erst, wenn der Chef nach Hause ging. Aber Ottes denkt gerne an diese Zeit zurück: „Durch meine Reisen habe ich natürlich viel vom Land gesehen und viele Dinge erlebt.“ Er besichtigte eine Sake-Brauerei und eine Shochu-Brennerei, besuchte ein Museum in Hiroshima, in dem das Leid nach dem Atombomben-Abwurf dargestellt wird, und erlebte das „Baden im Sand“ in Kagoshima. Für die Einwohner des kleinen Ortes Katsunuma war Ottes ein Exot: „An der Supermarktkasse gab es fast Streit unter den Kassiererinnen“, erzählt er mit einem Schmunzeln, „weil jede mich abkassieren wollte.“ Gerne erinnert er sich auch an die sonntäglichen Ausflüge nach Nagano und den nahe gelegenen Mount Fuji, wo er sich mit seinen Kollegen zum Skifahren traf.

Keine verlorene Zeit

Der Vertrag war befristet. Und so kehrte Ottes im Frühjahr 2000 nach Deutschland zurück. Zur selben Zeit trat hier ein Sozialversicherungsabkommen in Kraft, das die Rentenansprüche von Versicherten regelt, die in beiden Ländern Versicherungszeiten zurückgelegt haben oder in Japan wohnen. Deshalb erhielt Ottes Post von der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover. Der niedersächsische Rentenversicherer ist Verbindungsstelle für Japan und somit sein Ansprechpartner für den beruflichen Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne. In einem Fragebogen dokumentierte er die genauen Zeiten und die dortige Beschäftigung. Bestätigt die japanische Rentenversicherung die Beitragszahlung, können die dortigen Versicherungszeiten in der deutschen Rente berücksichtigt werden. Damit wird sichergestellt, dass die Monate in Japan für die spätere Rente keine verlorenen Monate sind. Für den Job des heute 44-Jährigen sind sie sogar „unschätzbar wertvoll“, wie Ottes selbst betont. „Neben meiner Tätigkeit als Önologe kann ich diese Erfahrungen im Bereich der Exportberatung für Wein gut nutzen.“ Außerdem wird der anerkannte Weinexperte regelmäßig im „Gault & Millau“, einem der bedeutendsten Weinführer im Land, erwähnt. Auch in Japan genießt Ottes ein hohes Ansehen in der Branche. Geblieben sind ihm viele Handelskontakte, die sogar bis nach China, Hongkong und Thailand reichen. „Ich war der zweite Europäer, der zur weinbaulichen und önologischen Beratung nach Japan gereist ist“, erzählt er. „Die Kultur, die ich dort kennengelernt habe, die Geschäftsgegebenheiten und Besonderheiten des asiatischen Weinmarkts als Absatzmarkt nutze ich auch jetzt noch sehr rege.“ Bis heute reist Ottes einmal im Jahr nach Asien.

Dienstreise nach Bohol: Uwe Kolakowski handelte das Sozialversicherungsabkommen mit den Philippinen mit aus

26 Stunden – so lange dauerte es, bis Uwe Kolakowski von Laatzen aus das Ziel seiner Dienstreise mit Flugzeugen, Schiff und Bus erreichte: die Insel Bohol auf den Philippinen. Der Leiter des Grundsatzbereichs Versicherung/Rente und Rehabilitation ist bei der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover zuständig für die Anbahnung und Pflege internationaler Kontakte. Und genau darum ging es bei dem Besuch in Fernost. Als Mitglied einer Regierungsdelegation hatte er daran mitgewirkt, ein Sozialversicherungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Philippinen auszuhandeln. Ziel des Abkommens ist es, den sozialen Schutz über Grenzen hinweg zu gewährleisten. Das gelang in nur zwei Verhandlungsrunden 2013 und 2014 in Berlin mit Vertretern der Republik der Philippinen. Am 19. September 2014 wurde das deutsch-philippinische Sozialversicherungsabkommen von Vertretern beider Staaten unterzeichnet. Obwohl das Papier von der philippinischen Seite noch nicht abschließend ratifiziert ist, fanden im Jahr 2015 bereits Verbindungsstellenbesprechungen auf den Philippinen sowie in München zur Vorbereitung der Umsetzung des Abkommens statt. Verbindungsstellenbesprechungen sichern die gegenseitige Information über nationale Rechtsentwicklungen und helfen, Fragen rechtlicher und organisatorischer Art zu klären. Jeweils im Abstand von mehreren Jahren werden sie auch mit den Partnern der in Kraft befindlichen Abkommen durchgeführt – also Japan und Südkorea. So reiste Kolakowski zusammen mit den anderen Mitgliedern der deutschen Delegation auf Einladung des südkoreanischen Rentenversicherers zu einem Treffen nach Seoul. Zuletzt fand im November 2017 ein derartiges Treffen mit Vertretern Japans in Berlin statt.

Der Leiter der Delegation der koreanischen
Gastgeber Bae Seong Hoon (r.) und Uwe Kolakowski.

Info

Die Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover ist Verbindungsstelle für Japan, Korea, die Philippinen.

Mehr aus der Welt der Rentenversicherung finden Sie im Internet unter: www.ihre-vorsorge.de