Vanessa Ferges, Frank Koßack und Nikinaz Nazemi (v.l.n.r.).
Vanessa Ferges, Frank Koßack und Nikinaz Nazemi (v.l.n.r.).



Mitten im Leben


Vanessa Ferges, Frank Koßack und Nikinaz Nazemi sind drei von 417 schwerbehinderten Beschäftigten bei der Deutschen Rentenversicherung Rheinland.
 

Nikinaz Nazemi:

„In einem anderen Leben wäre ich Filmemacherin“, sagt Nikinaz Nazemi, die Filme über alles liebt. In einem anderen Leben hätte sie Kontrolle über ihre Bewegungen und wäre nicht auf einen Gehstock angewiesen, um ihr Gleichgewicht halten zu können. So aber muss die 49-Jährige ihr Leben mit einer spastischen Lähmung meistern.

An dieser Krankheit leidet Nikinaz Nazemi seit frühester Kindheit – und kämpft seit Langem gegen das Vorurteil jener Mitmenschen, die meinen, ihre körperlichen Einschränkungen ließen auf ihre geistige Verfassung schließen. Dass Nazemi zu geistigen Höchstleistungen fähig ist, hat sie durch ihr Studium der Informatik an der Technischen Hochschule in Dortmund hinlänglich bewiesen. Nikinaz Nazemi ist Diplom-Informatikerin.
 

10,4% - Mit dieser Schwerbehindertenquote liegt die Deutschen Rentenversicherung Rheinland weit über der vom Gesetzgeber festgelegten Fünf-Prozent-Marke.


Seit Januar dieses Jahres arbeitet Nazemi beim IT-Dienstleister der Deutschen Rentenversicherung Rheinland. Sie entwickelt zurzeit eine Anwendung, mit deren Hilfe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Düsseldorfer Rentenversicherers zukünftig überprüfen können, welche ihrer Dokumente auf den Servern ihres IT-Dienstleisters archiviert wurden und welche nicht.

„Das Betriebsklima ist gut. Die Kolleginnen und Kollegen sind nett, sie haben sich an mich gewöhnt und ich fühle mich überwiegend akzeptiert“, so Nazemi. „Aber Vorurteile gehören nun einmal zu meinem Leben.“ Sie habe gelernt, darauf keine Energie mehr zu verschwenden, sagt sie.

Ihre Energie braucht sie außer für ihren Arbeitgeber auch für ihre vielen Hobbys: Sie malt und liest viel, liebt ihr Fahrrad und Fernreisen in ihr Lieblingsland: die Vereinigten Staaten von Amerika.
 

Frank Koßack:

Auf der Straße fällt die Sehbehinderung von Frank Koßack (60) nicht auf. Er trägt nicht einmal eine Brille – damit würde er nämlich auch nicht besser sehen. Koßack leidet an einer erblich bedingten Makula-Degeneration. Die Makula, der Fleck des schärfsten Sehens hinter seiner Netzhaut, stirbt langsam ab. „Stellen Sie sich einmal den Kopf eines Löwen mit seiner gewaltigen Mähne vor. Ich kann davon nur die Mähne sehen. Augen, Nase und Maul erkenne ich nicht“, erläutert er.

An seinem Arbeitsplatz, in der Debitorenbuchhaltung des Düsseldorfer Rentenversicherers, ist Koßacks Handicap nicht mehr zu übersehen. Denn trotz einer Lupenbrille mit zusätzlich zehn Dioptrien reckt er stets seinen Kopf nach vorne, um die Zahlen auf seinem Bildschirm besser zu erkennen. Mehrere Bandscheibenvorfälle hat ihm diese ungesunde Sitzstellung schon eingebracht.

Zu seiner Unterstützung verfügt sein Arbeitsplatzcomputer über eine Software, die ihm die Zahlen um das 20-fache vergrößern kann. Eine Vorlagenkamera dient demselben Zweck: Er sieht damit seine Schriftstücke stark vergrößert auf einem zweiten Monitor. Frank Koßack, der als Sachbearbeiter ein Team leitet, ist für seine Arbeit gut ausgerüstet.
 

»Wir leben Inklusion. Bei uns zählen Leistung und Einsatz, gepaart mit Fairness und Menschlichkeit.«

Heinz Krumnack, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Rentenversicherung Rheinland
 

Die Sehschwäche machte sich bei ihm bereits in den letzten Schulklassen bemerkbar. „Eine Ausbildung zum Elektriker kam da leider nicht mehr infrage“, erzählt Koßack. Er hat sich dann zum Schreiner ausbilden lassen, musste aber den Beruf an den Nagel hängen, weil er wegen seiner Sehbehinderung keinen Führerschein machen konnte. Nach einer Umschulung zum Sozialversicherungsfachangestellten im Berufsförderungswerk (BFW) Oberhausen startete er 1986 bei der Deutschen Rentenversicherung Rheinland. Und er ist seinem Arbeitgeber treu geblieben.
 

Vanessa Ferges:

Ihre Eltern gaben Vanessa Ferges (29) eine große Portion Selbstbewusstsein mit auf ihren Lebensweg. Davon hat sie als kleinwüchsiger Mensch von 1,26 Metern schon oft profitiert. „Wenn ich allerdings irgendwo neu bin, habe ich erst einmal ein mulmiges Gefühl, weil ich nicht weiß, wie die Leute auf mich reagieren“, erzählt sie.

So ging es der jungen Frau auch im Jahr 2011, als sie bei der Deutschen Rentenversicherung Rheinland ihre Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation begann. Schnell wich das ungute Gefühl der Gewissheit, beim Düsseldorfer Rentenversicherer ihre berufliche Heimat gefunden zu haben. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, bekräftigt sie.

Nach bestandener Ausbildung, die sie um ein halbes Jahr verkürzte, wechselte Ferges auf einen Arbeitsplatz in der Abteilung Verwaltung. Dort verstärkte sie zuerst den Bereich Personalentwicklung. Heute sorgt sie unter anderem mit dafür, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Gehälter pünktlich auf dem Konto haben. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch und ein Bürostuhl mit verkürzter Sitzfläche und integriertem Fußbrett sind alles, was sie braucht, um gute Arbeit leisten zu können.

Für Vanessa Ferges ist es selbstverständlich, sich auch für andere einzusetzen. Seit dem vorigen Jahr tut sie dies als stellvertretende Vertrauensfrau der schwerbehinderten Menschen bei der Deutschen Rentenversicherung Rheinland.