Ihr erster Einsatz für das Technische Hilfswerk brachte Christiane Büsse im Dezember 2021 nach Euskirchen. Die große Flutkatastrophe im Juli 2021 hatte weite Teile der Infrastruktur zerstört. Im gesamten Krisengebiet rund ums Ahrtal waren seitdem THW-Kräfte im Einsatz. „Im Dezember waren wir mit zirka 30 Helferinnen und Helfern vor Ort, um eine Brücke zu bauen“, erinnert sie sich. „Dafür haben wir vorgefertigte Stahlteile mit über tausend Schrauben zusammengeschraubt. Die fertige Brücke wog etwa 39 Tonnen. Der riesige Kran, der zum Einheben der Brücke benötigt wurde, war absolut beeindruckend.“
Mindestens genauso beeindruckend sei es gewesen, die große Hilfsbereitschaft der Helferinnen und Helfer aus ganz Deutschland mitzuerleben. Vier Tage war Christiane Büsse vor Ort. Allein ihr Ortsverband hatte insgesamt 6.935 Einsatzstunden absolviert. Deutschlandweit haben die Helferinnen und Helfer des THW 2021 insgesamt 2,1 Millionen Stunden im Flutkatastrophengebiet mit angepackt. Anderen helfen, etwas fürs Gemeinwohl zu tun, das ist Christiane Büsse wichtig. „Als Rehabilitationsfachberaterin unterstütze ich Menschen in schwierigen Situationen. Hier rede ich viel, doch ich kam 2020 an einen Punkt, wo ich auch praktisch helfen wollte. Etwas mit meinen Händen schaffen. Ich erkundigte mich, wo das möglich ist, und kam schließlich zum THW“, erzählt die 52-Jährige. „Ich habe mich bewusst fürs Ehrenamt entschieden, es bereichert mein Leben sehr. Füreinander da zu sein, ist so wichtig“, ergänzt sie.
Sechs Monate lernen
Am Anfang ihres Ehrenamtes stand eine sechsmonatige Grundausbildung mit anschließender Abschlussprüfung in Theorie und Praxis. Dies alles absolvierte Christiane Büsse von März bis Oktober 2021 in ihrer Freizeit. „Als ich zum ersten Mal mit dem Motortrennschleifer arbeiten sollte, mit dem man auch Laternenpfähle durchtrennen kann, da hatte ich schon Respekt“, gibt sie zu. Ihre persönliche Schutzausrüstung besteht aus T-Shirt, Langarmshirt, Hose, Jacke, Handschuhen, Helm und schnittfesten Stiefeln. „Auf die Sicherheitsstiefel kann eine Kettensäge fallen, da passiert nichts“, erklärt sie. „Die Jacke hat eine herausnehmbare Fleecejacke, so ist sie für jede Wetterlage geeignet. Außerdem hat sie eine flammenfeste Beschichtung, damit können wir auch kurz neben einem Brand stehen, ohne gleich selbst Feuer zu fangen."
2,1 Millionen Arbeitsstunden haben die Helferinnen und Helfer des THW 2021 im Flutkatastrophengebiet Ahrtal absolviert.

Jeder Handgriff sitzt
Christiane Büsse ist beim THW in der Gruppe N, Notversorgung und Instandsetzung. Sie ist jeden Tag rund um die Uhr einsatzbereit. Außer bei Krankheit und im Urlaub. Einmal im Monat an einem Samstag gibt es eine Anwesenheitspflicht. Dann werden von 7 bis 17 Uhr Einsätze geprobt und der Umgang mit der Technik vertieft. Wie betanke ich ein Stromaggregat? Wie gehe ich mit dem Stemmeisen um? Jeder Handgriff muss sitzen. „Je öfter wir den Umgang mit den Geräten üben, desto leichter können wir unser Wissen im Ernstfall abrufen.“
Angefordert wird ihr Ortsverband nicht nur von der Stadt Bielefeld, der Feuerwehr und der Polizei, sondern auch von anderen Ortsverbänden. „Jeder Ortsverband hat unterschiedliche Schwerpunkte“, erklärt sie. „Bei uns ist es der Brückenbau. Werden spezielle Kenntnisse benötigt, die ein anderer Ortsverband zur Verfügung stellen kann, helfen wir uns gegenseitig. Mal packen die anderen Mitglieder mit an, wenn wir mehr helfende Hände brauchen, mal leihen wir uns Stromaggregate für zum Beispiel das Sparrenburgfest in Bielefeld aus.“

Wohnraum schaffen
Einige ihrer Einsätze hatten mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Um die aus der Ukraine geflüchteten Familien unterbringen zu können, suchte die Stadt Bielefeld geeigneten Wohnraum. Damit die Stadt in einer Lagerhalle eine Notunterkunft einrichten lassen konnte, forderte sie das THW an, um diese leer zu räumen. Christiane Büsse half mit. Leer stehende ehemalige Wohnungen britischer Streitkräfte wurden ebenfalls als Unterbringungsmöglichkeit ausgewählt. Da die Ertüchtigung von Unterkünften, so heißt es beim THW im Amtsdeutsch, zu seinen Kernaufgaben gehört, half der Ortsverband Bielefeld auch hier. „Möbel, Kühlschränke, Waschmaschinen, Matratzen und Bettwäsche erhielten wir im Zentrallager der Stadt Bielefeld. Einzelne Möbel waren zerlegt und wurden von uns in den Wohnungen zusammengebaut“, berichtet Christiane Büsse. Einer von vielen ehrenamtlichen Einsätzen, bei dem die „handfeste Hilfe“ auch buchstäblich eine ist.