Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sucht
am Arbeitsplatz“ war der Firmenservice der
KBS Ende des vergangenen Jahres mit einer
Fachtagung in Bad Soden-Salmünster.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sucht am Arbeitsplatz“ war der Firmenservice der KBS Ende des vergangenen Jahres mit einer Fachtagung in Bad Soden-Salmünster.



Gesunde Beschäftigte durch Prävention

 

Die volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Schäden von Suchtproblemen in Deutschland summieren sich laut Studien jährlich auf einen zweistelligen Milliardenbereich. Jeder fünfte bis zehnte Mitarbeiter in Unternehmen etwa konsumiert in riskanter oder schädlicher Weise die Volksdroge Alkohol. Dennoch: „Das Thema wird vor allem in kleineren und mittleren Betrieben verdrängt, tabuisiert und totgeschwiegen“, sagt Andreas Kahlweiß vom Berufsförderungswerk Frankfurt am Main. „Auch aus der Unsicherheit heraus, wie man die Probleme ansprechen soll, passiert dann oft gar nichts“, erläutert der Präventionsbeauftragte. Einen Eindruck aus der Betriebspraxis bot der Referent Mathias Wald zum Abschluss der Fachtagung „Sucht am Arbeitsplatz“ in der Knappschafts-Klinik in Bad SodenSalmünster. „Da gibt es den Gabelstaplerfahrer, von dem jeder weiß, dass er Alkoholiker ist“, berichtet Wald. Doch auch wenn Beschäftigte erkennbar nicht in der Lage seien, eine Arbeit ohne Gefahr für sich oder andere auszuführen, blieben Vorgesetzte vielfach untätig, obgleich es eine Regress- und Fürsorgepflicht gebe. Wald absolvierte selbst über Jahre im Betrieb unbemerkt eine Drogenlaufbahn, die am Ende in Wahnvorstellungen, U-Haft und Verschuldung gipfelte. Nach einer Achterbahnfahrt durchs Leben ist Wald heute Filmemacher, Fotograf und bundesweit als Suchthilfeberater im Einsatz. Sein visuell aufgearbeiteter Lebensbericht ging vielen Teilnehmern besonders unter die Haut.

Mathias Wald, Referent und Suchthilfeberater, auf
der Fachtagung „Sucht am Arbeitsplatz“ der KnappschaftBahn-See.

Schwerpunkte 2018

Die Tagung zählt zum Beratungsangebot des neuen Firmenservices der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS), die ihre Angebote damit weiter ausgebaut hat. „Wie gehe ich als Arbeitgeber mit suchtkranken Mitarbeitern um?“, so lautet die zentrale Fragestellung der Fachtagung, die den Weg in die Sucht bis hin zur Wiedereingliederung in das Arbeitsleben beleuchtet. Die Themen in den Fachtagungen heißen „Sucht am Arbeitsplatz“ oder „Gelassen durch den (Arbeits-)Alltag“. 2018 folgen im Schwerpunkt „Gesunde Mitarbeiter“ weitere klassische Präventionsthemen wie Bewegung und Ernährung. Für landesweite Veranstaltungen sind in Nordrhein-Westfalen außerdem Kooperationen mit der Deutschen Rentenversicherung Bund, Westfalen und Rheinland initiiert worden. Die Krankenkasse KNAPPSCHAFT verfügt über einen 15-jährigen Erfahrungsschatz in der betrieblichen Gesundheitsförderung und hat sich lange vor Einführung des Präventionsgesetzes dieser Aufgabe verschrieben. Im Verbund von Kranken- und Rentenversicherung sowie als Rehabilitationsträger bietet der KBS-Firmenservice ein lückenloses Beratungsangebot, wenn Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten können. Ob es um das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), Präventionsleistungen des Rentenversicherungsträgers, medizinische Rehabilitation, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, Einzelberatungen oder den Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) geht, bietet der KBS-Firmenservice eine Wegweiserund Lotsenfunktion im gegliederten System der Sozialversicherung an.

Herausforderung Sucht

„Die Suchtproblematik erfordert eine besonders sensible Herangehensweise und ist mit den üblichen Eingliederungsgesprächen nicht zu vergleichen“, bestätigt Tagungsteilnehmer Egbert Brahm, Hauptschwerbehindertenbeauftragter im hessischen Kultusministerium. Den klassischen Suchtbeauftragten gebe es eben nicht in jeder Firma. Dabei steigen die Ausfallzeiten durch Suchterkrankungen seit Jahren an. Die als psychische Erkrankung definierte Sucht kennt viele Facetten. Beim Seminar in der Knappschafts-Klinik in Bad Soden-Salmünster gibt Rudolf Pastovic, Chefarzt für Psychosomatik an der Median Kinzigtal-Klinik, mit einem Impulsvortrag „Süchtig durch www“ einen Überblick über die sogenannte stoffunabhängige Sucht, die Internetabhängigkeit bis hin zum Cybersex oder der Computerspielsucht. Auch hier verläuft der Grat schmal und birgt große Risiken. Die Teilnehmer diskutieren vor dem Hintergrund von Verkehrsunfällen infolge von SmartphoneBedienung oder dem Bahnunglück in Bad Aibling, wo der Fahrdienstleiter während der Arbeit seine gesteigerte Aufmerksamkeit dem Computerspiel widmete. Wie man sich durch eine gesunde Lebenseinstellung gegen den Zigarettenkonsum motiviert, berichtet Ingo Buckert. 20 Jahre selbst schwerer Raucher, ist der ehemalige Volleyball-Nationalspieler heute Autor, Coach und Trainer für gesundheitsspezifische Themen. Wie die Wiedereingliederung länger erkrankter Beschäftigter im Betrieb konkret verläuft, erläutert Gabriele Held, Referentin beim RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.. Schwerpunkte bilden hier Fragen der Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsplatzorganisation. Den Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Sucht am Arbeitsplatz“ bildete im Frühjahr vergangenen Jahres eine Fachtagung in Essen. Es folgten bis zum Jahresende Seminare in Cottbus, Saarbrücken (Püttlingen), Frankfurt (Bad Soden-Salmünster) und Halle. Die nächste Veranstaltung der Knappschaft-Bahn-See ist ein Arbeitgeberseminar im Maxipark in Hamm am 19. April.

Der Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung KnappschaftBahn-See ist direkt zu erreichen unter: firmenservice@kbs.de