Voneinander lernen: Justin Schulze, Gert Kummer und Johanna Herglotz (v.l.).
Voneinander lernen: Justin Schulze, Gert Kummer und Johanna Herglotz (v.l.).



Erfahrung trifft Neugier

 

Als Gert Kummer, Jahrgang 1934, im Dezember 1992 als Versichertenältester bei der Rentenversicherung anfing, waren die beiden Auszubildenden zum Sozialversicherungsfachangestellten Johanna Herglotz (21) und Justin Schulze (17) noch gar nicht auf der Welt. Zukunft Jetzt hat sie zusammengebracht:

Johanna: Herr Kummer, wie kommt man denn auf die Idee, Versichertenältester bei der Rentenversicherung zu werden?
Gert Kummer: Nun, nach der Wende 1989 habe ich mich gleich in Nordhausen in dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Arbeitgebers als Gewerkschafter engagiert, da mir dieser und die Kollegen hier sehr am Herzen lagen. Als Betriebsratsvorsitzender sprach mich dann unser damaliger DGB-Kreisvorsitzender an und hat mich als Versichertenältesten geworben. Diese wurden zu dem Zeitpunkt in den neuen Ländern händeringend von der Rentenversicherung gesucht.
Justin: Hatten Sie denn da überhaupt eine Idee, was Sie erwartet, und für Ihren Ruhestand noch keine anderen Pläne?
Gert Kummer: Na ja, Pläne waren mit dem ausgiebigen Kümmern um meine Enkel und unseren Garten schon da. Doch ich fand es eben sehr spannend, nebenher noch was anderes und dazu so etwas Nützliches machen zu können. Dabei stimmt es schon, dass ich ganz zu Anfang noch keine so richtige Vorstellung hatte, was mich genau erwartet. Aber die Rentenversicherung hat sich hier gleich rührend um uns Versichertenälteste gekümmert und uns mit Lehrgängen und Schulungen ein ordentliches Rüstzeug für unsere Tätigkeit mit auf den Weg gegeben. Wisst Ihr denn eigentlich, was ein Versichertenältester alles tut?
Johanna: Ja, sie beraten ehrenamtlich in allen Regionen Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens und unterstützen damit die Rentenversicherung. Bei ihnen kann man Kontenklärungs- und Rentenanträge abgeben. Sie helfen auch beim Ausfüllen, oder?
Gert Kummer: Richtig. Somit können wir vielen Menschen beispielsweise die Angst vor Formularen nehmen. Zudem organisieren wir Sprechstunden bei Stadtverwaltungen, Krankenkassen, Gewerkschaften oder auch zu Hause. Ich führe meine Beratungen im Büro des DGB-Kreisvorstandes Nordhausen durch. Und in Ausnahmefällen berate ich auch mal bei mir zu Hause.

»Es ist schön, helfen zu können und die Dankbarkeit der Menschen zu spüren.«

Gert Kummer, Versichertenältester

Johanna: Sie haben dabei persönlichen Kontakt zu jedem Einzelnen Ihrer Kunden? Wie ist das für Sie?
Gert Kummer: Ich empfinde es als sehr hilfreich, dass ich bei meiner ehrenamtlichen Arbeit jedem Ratsuchenden persönlich gegenüber sitze. Aber natürlich wechseln dabei auch laufend die Gefühle: Der Freude über das Erreichen des Rentenalters oder über Kindererziehungszeiten für neu geborene Babys stehen leider bei Hinterbliebenen- oder Erwerbsminderungsrenten auch persönliche Schicksale gegenüber. Schön ist es dann, irgendwie helfen zu können und die Dankbarkeit der Menschen zu spüren. So wollte mich einmal eine Versicherte unbedingt auch mal ganz fest drücken!
Justin: Toll! Der Kundenkontakt während unserer Ausbildung findet ja überwiegend am Telefon statt, was aber auch ein sehr gutes erstes Training ist. Ich gehe ohnehin davon aus, dass in Zukunft mehr auf elektronischem Wege kommuniziert wird.
Johanna: Ja, die schrittweise Einführung der digitalen Akte in unserem Haus zeigt das ja bereits. Ich finde die bevorstehende Digitalisierung der Arbeitswelt sehr spannend.
Gert Kummer: Das ist sie gewiss. Aber wie kommt man eigentlich als junger Mensch zur Rentenversicherung?
Johanna: Ich habe schon als Kind immer gern mit Freundinnen „Büro“ gespielt. In der 11. Klasse habe ich ein Praktikum bei einer Krankenkasse gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich eine Ausbildung in der Sozialversicherung gesucht habe.
Justin: Ich komme aus einem kleinen Dorf. Dass es dort für mich keine große Perspektive gibt, war mir schnell klar. Als ich dann vom Ausbildungsangebot bei der Rentenversicherung erfuhr, dachte ich mir: Rentner gibt’s immer – also bewirb dich!
Gert Kummer: Habt ihr das Gefühl, die richtige Wahl getroffen zu haben?
Justin: Ja, die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten ist wirklich top! Wir dürfen Fehler machen, lernen daraus und die Ausbilder freuen sich über unsere Fragen. Zudem arbeiten wir bereits während unserer Ausbildung an echten Fällen, was wirklich anspornend ist.
Johanna: Natürlich gab es auch mal schwierige Momente. Aber ich habe mir immer gesagt: Du weißt nie, wie es dir woanders gehen würde. So habe ich die Entscheidung bis heute nicht bereut. Die Ausbildung ist ja auch sehr vielseitig und anspruchsvoll – das gefällt mir besonders.
Gert Kummer: Ich finde es ganz wichtig, dass junge Leute immer ein Ziel haben. Insofern: Macht stets, was ihr wollt – aber hängt euch richtig rein! Lasst euch von Niederlagen nicht unterkriegen und vergesst nie, wo ihr hergekommen seid! Dann findet ihr stets eure innere Zufriedenheit.

Info: Junioren & Senioren

Insgesamt 64 junge Leute nehmen ihre Berufsausbildung beziehungsweise ihr Studium im Sommer 2018 bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland auf: 25 Sozialversicherungsfachangestellte und 39 Bachelor-Studenten in den Fachrichtungen Sozialversicherung oder Management Soziale Sicherheit.

Insgesamt 108 Versichertenälteste der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland berieten 2017 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mehr als 30.200 Versicherte und Rentner und nahmen dabei knapp 10.200 Anträge auf. Die Kontaktdaten der Ehrenamtler gibt es im Internet unter: www.deutsche-rentenversicherung-mitteldeutschland.de