Susan Lindemann in einer Beratung
Susan Lindemann in einer Beratung



Wahrheiten und Irrtümer

Susan Lindemann mag Veränderungen. „Das ist untypisch für eine Beamtin“, sagt sie und lacht. Seit ihrem Wechsel in den ­Auskunfts- und Beratungs­dienst der DRV Berlin-Brandenburg hat sie einen ständigen Wandel. „Wir müssen uns eigentlich täglich umstellen – auf unsere Kunden zum Beispiel.“ Sie empfindet die Aufgabe als fordernd, sagt aber auch: „Die meisten Kunden sind sehr dankbar.“ Bei manchen fiel es ihr zwar richtig schwer, Einladungen zum Kaffee höflich abzulehnen, aber: „Es ist ein schönes Gefühl, nach Hause zu gehen und eine wertvolle Arbeit gemacht zu haben.“

Aufklärung hilft weiter

Selbst an Gymnasien kommen wirtschaftliche Themen im Unterricht kaum vor. Die Grundzüge der Sozial- beziehungsweise Rentenversicherung erfährt nur, wer im Geschichtsunterricht gut aufpasst. Frau ­Lindemann findet das erklärlich: „Schülerinnen und Schüler interessieren sich noch nicht für Altersvorsorge.“ Beim Thema Sozialversicherung sieht sie auch die Elternhäuser in der Verantwortung. Die Eltern könnten doch den Nachwuchs auf die erste Lohn- oder Gehaltsabrechnung mit ihren vielen Abzügen vorbereiten. „Wir helfen dabei gern“, sagt sie. 

Tatsächlich fragen Eltern in der Beratung wegen ihrer Kinder nach. Allerdings sind die Kinder in diesen Fällen längst erwachsen und die Eltern oft bereits selbst Rentner. „Diese Eltern wissen, wie wichtig die gesetzliche Rente ist, und erkundigen sich, welche Möglichkeiten ihre Kinder haben, zum Beispiel durch eine zusätzliche Einzahlung.“ Auch Selbstständige erkundigten sich nach ihren Optionen. Wo die gesetzliche Rentenversicherung keine Möglichkeit (mehr) bietet, kann ­Susan ­Lindemann darauf aufmerksam machen, wie wichtig auch private oder betriebliche Zusatzvorsorge sind. Für die private Altersvorsorge bietet die Deutsche Rentenversicherung eine produkt- und anbieterunabhängige Beratung an. Frau ­Lindemann findet, dieses kostenlose Angebot werde zu wenig nachgefragt. „Wir bekommen den Vertriebsdruck in der Finanzbranche mit. Wir müssen nicht verkaufen. Wir beraten neutral zu den Vor- und Nach­teilen der jeweiligen Vorsorgewege.“ Quali­tativ hochwertige private Altersvorsorge müsse langfristig angegangen werden.

Hin und wieder erlebt sie in ihrer Beratungspraxis sich hartnäckig haltende Irrtümer. Dass die letzten fünf Arbeitsjahre für die Rente besonders wichtig seien, ist zum Beispiel Unsinn. Dass eine Witwenrente nicht gezahlt wird, wenn die (letzte) Ehe weniger als ein Jahr gedauert hat, stimmt nicht immer. Menschen, die sich erwerbsgemindert fühlen, empfiehlt sie, einen Antrag zu stellen. Erst dann könne die Rentenversicherung prüfen, ob es einen Anspruch gibt. Ohne Antrag wurde und wird für alle Rentnerinnen und Rentner geprüft, ob sie einen Grundrentenzuschlag bekommen. Ist die „Grundrente“ eine Mindestrente? Nein, ist sie nicht.

In ihren Beratungen geht ­Susan ­Lindemann auf jede Einzelne und jeden Einzelnen ein. Zuweilen hält sie auch Vorträge in Betrieben. Dass es mehr als eine Art der Altersrente gibt, sei vielen nicht klar. Zu Fragen der Altersteilzeit und wie sie sich auf die Rentenhöhe auswirken kann, hat sie Rechenbeispiele auf Lager. Sie referiert auch zu Fragen der Rehabilitation: Wer hat Anspruch, wo und wie stelle ich den Antrag? Es gibt auch öffentliche Vorträge, zu denen Versicherte von Jung bis Alt kommen. Bei „Steuerrecht in der Rentenzahlung“ seien die Hörsäle immer voll. 

„Es ist ein schönes Gefühl, nach Hause zu gehen und eine wertvolle Arbeit gemacht zu haben.“

Susan Lindemann,
Auskunfts- und Beratungsdienst der DRV Berlin-Brandenburg

Häufig ändert sich das Rentenrecht

Oft melden sich Versicherte bei den Beratern, die nicht sicher sind, ob sie einen Rentenbescheid oder eine Rentenauskunft richtig verstanden haben. Dafür hat Frau Lindemann Verständnis, auch wenn sie merkt, dass Schreiben nicht vollständig gelesen werden. Verwaltungsdeutsch sei oft umständlich, das ist ihr auch klar. „Es muss eben rechtssicher sein, das ist in leichter Sprache oft nicht möglich.“ Sie behandle die Versicherten als Erwachsene, die selbst lesen und nachfragen könnten, wenn sie etwas nicht verstehen. „Wir helfen gern. Wenn Versicherte den Eindruck haben, dass etwas nicht stimmt, erklären wir es. Ich gebe erst Ruhe, wenn ich das Gefühl habe: Das ist jetzt angekommen.“

Auch wenn sie Veränderung mag, an einer Stelle wünscht sich Susan Lindemann mehr Ruhe: beim Rentenrecht. Einer „Jahrhundertreform“ müsse Zeit zum Wirken gegeben werden. Stattdessen werde ständig daran herumgeschraubt. Das Denken in Vier-Jahres-Zeiträumen tue der auf Generationen angelegten Rentenversicherung nicht gut. Zuweilen müsse sie sagen: „Ich habe die Gesetze nicht gemacht.“ Dafür hätten die Versicherten meistens Verständnis.

Info

Beratung

Die Deutsche Renten­versicherung berät persönlich, telefonisch oder im Video-Chat. Mehr Infos unter der kosten­losen Rufnummer: Tel. 0800 1000 48025

Vorträge

Seit diesem Jahr bietet die Deutsche Renten­versicherung ihr Vortrags­programm unter dem Namen eVortrag auch online an.

Infos unter: www.t1p.de/evortrag