Sprachtherapie gehört in Deutschland zu den häufigsten Therapien im Kindesalter.
Sprachtherapie gehört in Deutschland zu den häufigsten Therapien im Kindesalter.



Sprache ist wichtig für die Entwicklung

Bis zu zehn Prozent aller Fünf- bis Neunjährigen leiden in Deutschland an einer Sprach- oder Sprechentwicklungsstörung. „Jungen sind davon etwa dreimal so häufig betroffen wie Mädchen“, erläutert Dr. ­Christian ­Falkenberg, Chefarzt der Fachklinik Satteldüne. Auf der nordfriesischen Insel Amrum können Kinder mit Sprach-, Sprech-, Hör- und Stimmstörungen rehabilitiert werden.

Maus , Katze , Tisch und Stuhl   : Wenn Kinder Schwierigkeiten haben, diese Wörter fehlerfrei auszusprechen, liegt häufig eine Sprechentwicklungsstörung zugrunde. „Die Einschränkung kann mehrere Bereiche betreffen“, betont Christian Falkenberg. Diese sind: Sprache, Sprechen, Stimme, Hören, Atmung und Schlucken. „Sind mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen, so handelt es sich um eine komplexe Kommunikationsstörung.“

Von einer gestörten Sprachentwicklung ist auszugehen, wenn die normalen ­Meilensteine der Sprachentwicklung nicht erreicht werden be­ziehungsweise um wenigstens sechs Monate verzögert sind. Da Sprache sehr wichtig ist, um am Alltag teilzuhaben, kann die Störung gra­vierende Folgen haben. „Solche bedeutsamen Abweichungen von der unauffälligen Sprachentwicklung wirken sich oft negativ auf soziale Interaktionen, den Bildungsverlauf oder die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern aus“, erläutert ­Falkenberg.

Sprachprobleme deuten sich oft im Kleinkindalter von zwei bis drei Jahren an. In diesem Alter sei es aber nicht immer leicht zu unterscheiden, ob ein Kind eine Sprachentwicklungsstörung hat oder nur etwas langsamer ist. „Gerade in dieser Zeit gibt es große Unterschiede zwischen gleichaltrigen Kindern“, sagt Falkenberg. Sogenannte späte Sprecher sprechen zwar mit 24 Monaten weniger Wörter als die meisten anderen gleichaltrigen Kinder, allerdings holt etwa die Hälfte dieser Kinder bis zum dritten Geburtstag wieder auf. Die anderen entwickeln tatsächlich eine Sprachentwicklungsstörung.

Die Sprachtherapie gehört in Deutschland zu den häufigsten Therapien im Kindesalter. So erhielt einer Untersuchung aus dem Jahr 2018 zufolge jedes fünfte Kind im Alter von sechs Jahren eine Sprachtherapie – 24 Prozent der Jungen und 15 Prozent der Mädchen.

In der Fachklinik Satteldüne finden Kinder mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen eine ideale Umgebung für ihre Rehabilitation. Nicht zum Indikationsspektrum der Inselklinik gehören Kinder mit neurologischen Grund- oder Begleiterkrankungen. „Bei uns arbeitet ein Team mit zwei erfahrenen Logopädinnen mit möglichst alters­homogenen Gruppen von Kindern im ­Vorschul- und Grundschulalter“, sagt ­Christian ­Falkenberg. „Aufgrund der Qualifikation einer unserer Logopädinnen können wir auch Schluckstörungen behandeln.“ Im Zentrum der Rehabilitation steht eine Überprüfung der bisherigen Diagnostik mithilfe anerkannter Testverfahren sowie eine intensive Einzel- und Gruppentherapie.

Die Fachklinik Satteldüne liegt idyllisch auf der Nordseeinsel Amrum.

Sprache und Motorik fördern

„In der Fachklinik Satteldüne werden mindestens drei Therapieeinheiten pro Woche durchgeführt“, betont Falkenberg. „Zudem überprüfen wir das Hörvermögen und fördern neben der Sprache auch die Körperwahrnehmung und -­motorik.“ Spezifische Elternangebote, wie psychoedukative Elterngesprächskreise und Vorträge zum Thema Sprach- und Sprechstörungen, aber auch zu zeitgemäßen Themen wie „Medienkompetenz“, erweitern das Rehabilitationskonzept der Klinik.

„Kinder mit einer solchen Erkrankung haben sehr oft Schwierigkeiten in ihrer Entwicklung – auch in der Schule. Mit unserer Reha fördern wir die Kinder, damit sie mit den Folgen der Krankheit besser umgehen können“, erläutert ­Falkenberg. Er betont: „Unser Ziel ist es, dass die Kinder ein weitgehend normales Leben führen können. Neben Ergo-, Musik-, Kreativ- und Sport- und Bewegungstherapie vervollständigen eine Fülle von pädagogischen Angeboten von der Wattwanderung bis zur Sozialberatung das Therapiekonzept. So ist es ein wesentliches Ziel, dass Sprachtherapie und weitere Therapie­bausteine die Sprachleistungen, soziale Kompetenz, Selbstbewusstsein, das Einhalten von Regeln und die Aufmerksamkeit verbessern sollen. Nachhaltig sollen die Sprechfreude geweckt und das Arbeitsverhalten bei Schul­kindern angemessen aufgebaut werden.

Nach der in der Regel vierwöchigen stationären Reha haben die Kinder Verhaltensweisen erlernt, die sie später im Alltag unterstützen. Der Umgang der Patientinnen und Patienten sowie ihrer Familie mit der Krankheit wird geschult. „Wenn Mutter oder Vater ihr Kind in die Reha begleiten, sind sie Partner in der Sprachtherapie und gestalten diese aktiv mit“, sagt ­Falkenberg. So sorgen die Eltern anschließend dafür, dass das Kind das Gelernte in den Alltag übernehmen kann. Angeboten wird die Reha für Kinder ab dem vierten Lebensjahr. Zwölfjährige können auch ohne Elternbegleitung zur Reha auf die Nordseeinsel kommen.

Mehr über die Klinik Satteldüne unter: www.sattelduene.de

Sprachentwicklungsstörung (SES)

Sprachentwicklungsstörungen sind Störungen der Sprache, die während der Entwicklung des Kindes auftreten können. Sie betreffen das Sprachverständnis, den Lauterwerb, den Wortschatz, die Grammatik, das Textverständnis, die Textproduktion und die Kommunikation. Eltern fällt häufig auf, dass ihre Kinder undeutlich, unverständlich oder wenig sprechen.

Eine SES tritt zu Beginn oder während der Entwicklung eines Kindes auf und wird teilweise durch eine Hörstörung, Behinderungen oder auch lang anhaltende Mittelohrentzündungen zum Zeitpunkt der „sprachsensiblen Phase“, das heißt zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr, verursacht.