Beratung unter Nachbarn

Jörg Langfeld ist seit fünf Jahren als Versichertenältester für die Deutsche Rentenversicherung Nord im Einsatz. „Ich dachte mir, wenn ich bald Rentner werde, kann ich auch etwas für die Rentenversicherung tun“, erzählt er. Langfeld kommt aus Itzehoe und macht fast ausschließlich Hausbesuche. „Wir wohnen in einer ländlichen Gegend, die Menschen kommen dort nicht so einfach überall hin“, berichtet er. Der 68-Jährige bearbeitet an die 40 Fälle pro Monat. Gerne unterstützt er Ratsuchende außerhalb der regulären Arbeitszeiten. „Wenn jemand tagsüber berufstätig ist, fahre ich bei Bedarf auch erst am Abend für eine Beratung hin“, betont er. Praktisch an der Beratung im Umfeld der Versicherten sei, dass die Menschen daheim immer alles parat haben: „Dann müssen sie nicht noch ein zweites Mal bei mir vorbeikommen, um fehlende Unterlagen nachzureichen.“ Versichertenälteste arbeiten ehrenamtlich und sind selbst Versicherte, Rentnerinnen oder Rentner. Darum kennen sie die Probleme der Versicherten ganz genau. Sie wohnen in der Nachbarschaft und unterstützen Ratsuchende meist auch außerhalb der Büro-Öffnungszeiten – ohne bürokratische Hürden und ohne lange Wege. Sie kümmern sich direkt um viele Anliegen der Versicherten und nehmen insbesondere Rentenanträge auf.

Rund 4.500 Versichertenälteste sind deutschlandweit für die Rentenversicherung im Einsatz. Sie wissen, wie wichtig es ist, dass alle relevanten Zeiten im persönlichen Versicherungskonto gespeichert sind. Sie können erklären, ab wann man in Altersrente gehen kann. Gefragt ist die Unterstützung insbesondere auch bei persönlichen Schicksalsschlägen, denn die Versichertenältesten wissen Rat in Sachen Erwerbsminderungs- oder Hinterbliebenenrente. Die Versichertenältesten sind zwar keine Angestellten, sondern Ehrenamtler, werden aber regelmäßig geschult, um alle Fragen der Versicherten beantworten zu können.

„Das Ehrenamt hält fit. Man hat viele neue Kontakte und ist gut vernetzt.“

Margrit Petersen,
Versichertenälteste aus Lübeck

Mit Engagement und Freude

Jörg Langfeld übt sein Ehrenamt mit Freude aus, es gibt ihm jedoch auch etwas zurück: „Die Menschen sind dankbar, dass ihnen geholfen wird, und sind oft erstaunt, was ich alles weiß.“ Oft wird er durch Mundpropaganda weiterempfohlen, aber auch Kliniken und Bestatter vermitteln gern. „Es gibt psychisch kranke Menschen, die sich nicht trauen, anzurufen. Da wendet sich dann die Klinik an mich und es wird dort eine Beratung durchgeführt“, sagt Jörg Langfeld.

Seine Kollegin Margrit Petersen ist erst seit einem Jahr als Versichertenälteste tätig. Vor ihrem Ruhestand war sie bereits gewerkschaftlich interessiert und auch im Betriebsrat tätig. Nach der aktiven Arbeitszeit wollte sie gern ein Ehrenamt ausüben. Sie wurde von einem Gewerkschaftskollegen angesprochen und hat ihre Entscheidung, sich für die Rentenversicherung einzusetzen, bisher nicht bereut. „Das Ehrenamt hält geistig fit, man hat viele neue Kontakte und ist gut vernetzt“, erzählt sie. Etwa 20 Fälle pro Monat kommen zusammen.

Margrit Petersen berät einmal pro Woche im Gewerkschaftshaus in Lübeck und nebenbei noch telefonisch. Hausbesuche macht sie nur in Ausnahmefällen, beispielsweise wenn eine Person gehbehindert ist und keine Möglichkeit hat, zu ihr zu kommen. „Ich finde einen offiziellen Raum für die Beratungen gut, damit es nicht zu privat wird“, begründet sie ihre Entscheidung. „Ich kenne aus meiner Zeit als Betriebsrätin Kummer und Leid. Ich helfe gern, aber man muss sich abgrenzen können.“ Bei tiefer gehenden Fachfragen fungieren Versichertenälteste in erster Linie als Wegweiser zum fachlich zuständigen Ansprechpartner. Jörg Langfeld und Margit Petersen verweisen dann an die hauptberuflichen Expertinnen und Experten der Sozialversicherung oder anderer Organisationen.

„Die Menschen sind dankbar, dass ihnen geholfen wird.“

Jörg Langfeld,
Versichertenältester aus Itzehoe

Interesse am ehrenamtlichen Engagement?

Versichertenälteste werden von der Vertreterversammlung im Nachgang zu den Sozialwahlen gewählt. Dabei haben Gewerkschaften oder sonstige Arbeitnehmervereinigungen, die sich zur Sozialwahl stellen, das Vorschlagsrecht. Zur Wahl stellen können sich alle volljährigen Versicherten und Rentnerinnen oder Rentner, die ihren Wohnsitz oder ihren ständigen Aufenthaltsort in Deutschland haben. Die neu gewählten Versichertenältesten werden von der Deutschen Rentenversicherung in allen Fragen der gesetzlichen Rentenversicherung zunächst grundlegend und anschließend jährlich geschult. Bei Interesse an einem Engagement wenden Sie sich bitte an Ihre Gewerkschaft oder an eine der anderen genannten Gruppierungen.