„Das Internet schafft häufig nur eine Illusion von Wissen“

Mirko Drotschmann

Der Youtuber, Jahrgang 1986, absolvierte sein Volontariat beim Südwestrundfunk. Er arbeitet als Moderator und produziert auf Youtube die Kanäle „MrWissen2go“ (2,1 Millionen Abonnenten) und „MrWissen2go Geschichte“ (1,2 Million Abonnenten). Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Mit deinen Kanälen „MrWissen2go“ und „MrWissen2go Geschichte“ bist du einer der erfolgreichsten Wissensvermittler in der deutschsprachigen Youtube-Szene. Wie bist du auf die Idee gekommen, Webvideoproduzent zu werden?

Mirko Drotschmann: Das hat sich so ergeben. Ich habe als Journalist für verschiedene Medien gearbeitet und dann Youtube kennengelernt. Es faszinierte mich, dass man auf der Plattform Inhalte nicht nur konsumieren, sondern auch veröffentlichen kann. Die Idee, selber Videos zu drehen, kam mir, als ich mit meinem Schwager für eine Abi-Klausur in Geschichte gelernt habe. Als das gut lief, habe ich überlegt, ob ich den Stoff nicht auch anderen Menschen nahebringen kann. So habe ich mit Nachhilfevideos begonnen. Dann haben User gefragt, ob ich auch etwas zu Themen aus Politik und Gesellschaft machen könnte. Das fand ich spannend. Geholfen haben mir meine journalistischen Kenntnisse und mein Volontariat beim Südwestrundfunk.

Du widmest dich in deinen Videos auch Themen wie der Renten- und Sozialversicherung, die nicht ganz leicht zu vermitteln sind. Was reizt dich daran?

Es sind Themen, die mit unserer Lebenswirklichkeit eng verknüpft sind. Mit der Rentenversicherung haben wir spätestens dann zu tun, wenn wir zum ersten Mal Geld verdienen. Ähnlich ist es mit den Sozialwahlen. Sie betreffen uns ebenfalls direkt, weil wir Vertreterinnen und Vertreter wählen, die sich für unsere Interessen bei den Sozialversicherungsträgern starkmachen. Ich finde es reizvoll, diese Inhalte so zu Mirko Drotschmann Der Youtuber, Jahrgang 1986, absolvierte sein Volontariat beim Südwestrundfunk. Er arbeitet als Moderator und produziert auf Youtube die Kanäle „MrWissen2go“ (2,1 Millionen Abonnenten) und „MrWissen2go Geschichte“ (1,2 Million Abonnenten). Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Politik, Gesellschaft, Geschichte: Mirko Drotschmann erreicht mit seinen Youtube-Kanälen Millionen. MrWissen2Go über den Kampf gegen Falschmeldungen und seine Begeisterung für Themen wie Rentenversicherung oder Sozialwahlen. „Das Internet schafft häufig nur eine Illusion von Wissen“ 12 Interview transportieren, dass die Menschen ihre Bedeutung verstehen. Gerade junge Menschen gehen diese Themen oft mehr an, als sie glauben.

Das trifft auch auf das Thema gesetzliche Rentenversicherung und private Vorsorge zu. Wie gehst du denn in deinen Videos an solche Themen heran?

Mir geht es darum, jungen Menschen zu zeigen, was ein Thema mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Von diesem Ausgangspunkt starte ich und erkläre in einem dramaturgischen Bogen die wichtigsten Punkte. Mein Ziel ist immer, dass die Leute am Ende besser Bescheid wissen und das Rüstzeug dazu haben, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Viele Youtuber liefern keine seriösen Informationen. Was unterscheidet dich von ihnen?

Ich arbeite so, wie ich es als Journalist gelernt habe: Ich recherchiere gründlich und bereite Themen so auf, dass Menschen nicht in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Dazu gehört, dass ich sauber mit Quellen arbeite. Glaubwürdigkeit ist für mich ein hohes Gut. Ich freue mich, wenn sich Menschen meine Videos anschauen und mir vertrauen. Gleichzeitig ist das aber auch eine große Verantwortung für mich.

Wie recherchierst du?

Kommt drauf an. Bei historischen Themen sind die Bibliotheken voll mit Material, das ich nutzen kann. Für aktuelle Themen gibt es andere Wege – zum Beispiel Presseveröffentlichungen, Hochschulen und natürlich ausführliche Gespräche mit Fachleuten.

Hast du ein Team, das dich unterstützt?

Für das Format „MrWissen2go“ gestalte ich die drei bis vier Videos pro Monat allein. Ich überlege mir ein Thema, beginne zu recherchieren und schreibe das Skript. Wenn das Video gedreht ist, gebe ich es an die Kolleginnen und Kollegen, die es schneiden, die Animationen und ein Vorschaubild für Youtube erstellen. Ich kümmere mich anschließend um das Hochladen des Videos sowie den Kontakt und Austausch mit der Community.

„Rente oder Sozialwahlen? Themen, die mit unserer Lebenswirklichkeit eng verknüpft sind!“

Wie überzeugst du deine Follower davon, dass du glaubwürdig bist?

Ich versuche, bei den Fakten zu bleiben und nicht mit Emotionen zu arbeiten.

Fake News sind ein Problem in der digitalen Medienwelt. Gelingt es dir mit deiner Arbeit, ein Gegengewicht zu schaffen?

Mir allein gelingt das nicht. Zum Glück gibt es noch andere Medien, die viel Aufwand betreiben, um seriös zu arbeiten. In jedem Fall müssen wir Falschmeldungen aus dem Netz etwas entgegenhalten. Die Erwartungen dürfen aber nicht zu hoch sein. Denn wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Falschmeldungen in der Regel mehr Menschen erreichen als die Richtigstellung.

Wer sind deine Follower?

Menschen, die sich für die Welt interessieren, also Wissenssuchende. Ich kann in den Statistiken von Youtube sehen, dass die meisten zwischen 14 und 29 Jahre alt sind. Außerdem sind sie überwiegend männlich. Aus dem Stil der Kommentare kann ich ablesen, dass es eher gebildete Schichten sind.

Erreichst du mit deiner Arbeit auch Menschen, die sich sachlichen Debatten eher verweigern und sich lieber in der eigenen Echokammer empören?

Diese Gruppe erreiche ich, wenn Youtube meine Videos besonders vielen Menschen vorschlägt. Meist sind das Beiträge zu kontroversen Themen. Da erreiche ich schon Leute aus anderen Echokammern, die sehr konfrontativ diskutieren und die Debatte ein Stück weit vergiften.

„Jüngere bevorzugen oft mundgerechte Informationshäppchen.“

Mirko Drotschmann,
Journalist, Wissensvermittler, Youtuber

Und wie gehst du damit um?

Community Management: Ich versuche mit Moderation entgegenzuwirken. Manchmal habe ich damit Erfolg, manchmal auch nicht.

Welches Feedback bekommst du für deine Arbeit aus dem Netz?

Bunt gemischt und überwiegend positiv. Es gibt auch einige Kommentare, die klar unter die Gürtellinie gehen. Ich versuche dann, sachlich zu bleiben und Falschbehauptungen richtigzustellen. Das ist anstrengend, lohnt sich aber.

Es geht in solchen Diskussionen ja oft um die Frage der Wahrheit. Würdest du Wissen mit Wahrheit gleichsetzen?

Schwierige Frage. Da müssten wir erst mal klären, was Wahrheit ist. Wissen zumindest ist zentral für die Menschheit. Das Internet schafft aber häufig nur eine Illusion von Wissen, indem es Informationshäppchen serviert. Wer sich damit berieseln lässt, glaubt oft, informiert zu sein, hat aber nur rudimentäres Wissen. Das reicht nicht, um ein Thema zu durchdringen.

Was heute Stand der Wissenschaft ist, kann morgen falsch sein.

Zumindest können neue Einsichten unseren Blick auf die Dinge verändern. Das hat man in der Pandemie sehr gut gesehen. Wissenschaft forscht immer weiter und fördert neue Erkenntnisse zutage. Wenn es zu einem Video von mir ein Jahr später etwas völlig Neues gibt, dann versuche ich das aufzuarbeiten. Zugleich stelle ich klar, wenn ein Video inhaltlich veraltet ist.

„Fifty-fifty“ schätzten die
Astronauten ihre Überlebenschance ein:
Gründe, warum die Mondlandung fast gescheitert
wäre – auch ein Thema,
das Mirko Drotschmann
beschäftigt. Hier in der
ZDF-Sendung „Terra X“.

Wie lassen sich Fake News im Web erkennen?

Man sollte sich Meldungen kritisch durchlesen und sich anschauen, woher der Inhalt kommt.

Gab es Fake News schon immer?

Römische Feldherren hatten ihren persönlichen Historiker dabei, der die Geschichte in ihrem Sinne aufgeschrieben hat. Das Phänomen hat sich übers Mittelalter bis in die Neuzeit fortgesetzt, wird heute durch die sozialen Medien jedoch verstärkt. Das Gift, was da tropft, kann heute viel schneller in die Gesellschaft eindringen und sich ausbreiten.

Deine Online-Kanäle haben auch ältere Fans. Glaubst du, dieses Publikum geht mit Wissen anders um als jüngere Zielgruppen?

Vielleicht sind ältere Menschen noch mehr an nachhaltigem Wissen interessiert. Jüngere bevorzugen oft mundgerechte Informationshäppchen. Sie nutzen auch selbstverständlicher digitale Medien, während Ältere häufig noch auf klassische setzen. Aber ich denke, dieser Unterschied wird sich in den nächsten 10 bis 20 Jahren auflösen.

Denkst du manchmal auch selbst daran, dass du älter wirst?

Spätestens seit ich Kinder habe, die ich wachsen sehe, wird mir das immer bewusster.

Was bedeutet Altersvorsorge für dich ganz persönlich?

Dass ich jetzt Vorsorge treffe, um im Alter sorglos zu leben. Meine Frau und ich überlegen aber auch, was wir für unsere Kinder schon heute tun können. Eltern wollen ja, dass es ihre Kinder mal besser haben. Damit will ich nicht sagen, dass wir es schwer hatten. Aber wenn jede Generation es der nächsten etwas leichter macht, dann ist schon viel gewonnen.

Mirko Drotschmann erklärt Selbstverwaltung im Kontext der Sozialwahlen: https://www.youtube.com/watch?v=7o5PzmsrbWQ

Daten & Fakten: Rente früh im Blick

Mit dem Rentenblicker können junge Menschen sich frühzeitig mit der gesetzlichen Rentenversicherung und der zusätzlichen privaten Altersvorsorge beschäftigen. Der Mix aus Infos, Service und Dialog zeigt, wie das Rentensystem funktioniert und schon heute für die Zukunft vorgesorgt werden kann.

Sarah etwa ist 16 Jahre alt und will in den Ferien arbeiten. Dabei verdient sie mehr als 538 Euro im Monat. Jetzt fragt sie sich, ob sie ihren Verdienst komplett behalten darf oder ob sie durch Rentenbeiträge schon vorsorgen kann. Die Antwort auf diese und viele weitere Fragen liefert der Rentenblicker.

Damit nicht genug: Lehrkräfte finden hier kostenfreie Materialien für das Thema Altersvorsorge im Unterricht. Und: Die Rentenversicherung schickt auf Wunsch sogar Referenten in den Unterricht. Sie liefern den direkten Einblick aus erster Hand.

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