Deutschlehrer Hendrik Haverkamp ist mit seiner Klasse nicht mehr allein. Wenn der 47-Jährige mit den Neuntklässlern in seiner Obhut Gedichte oder Kurzgeschichten interpretiert, ist seit einigen Monaten oft noch jemand anderes im Raum. Man kann dieses Etwas zwar nicht sehen, aber sein Einfluss auf den Unterricht ist groß. Der Neuzugang im Klassenzimmer heißt ChatGPT – ein Chatbot, der auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) mit seinen Nutzern über Textnachrichten menschenähnlich kommunizieren kann. „GPT“ steht für „Generative Pretrained Transformer“ und ist eine Künstliche Intelligenz, die dafür trainiert wurde, Texte zu verstehen und neue Texte zu erstellen. Kurzum: In Sekundenschnelle liefert ChatGPT Antworten zu allen erdenklichen Themenbereichen. Es kann informieren, zusammenfassen, übersetzen und inzwischen auch auf Deutsch recht gute Texte erstellen.
Mithilfe von ChatGPT recherchieren Haverkamps Schülerinnen und Schüler neue Inhalte, lassen sich Unterrichtsthemen erklären oder Geschriebenes korrigieren. Sogar bei Klassenarbeiten darf man sich von der KI helfen lassen, etwa bei einer Argumentation zum Thema Handy-Verbot in der Schule. Was in Gütersloh in einem Großteil des Unterrichts bereits routinemäßig zum Einsatz kommt – auch, weil das Kollegium laut Haverkamp generell sehr offen gegenüber der Digitalisierung sei –, ist für die meisten anderen Schulen Neuland. Und das liegt nicht nur daran, dass laut einer Vodafone-Umfrage von 2023 rund 57 Prozent der Deutschen im Einsatz von Künstlicher Intelligenz an Schulen eine Gefahr sehen. „Wegen des fehlenden Datenschutzes darf ChatGPT nicht bei Minderjährigen eingesetzt werden“, erklärt Haverkamp. In der Folge schaffen sich einige Bundesländer datenschützende Tools an: „Das geht allerdings sehr langsam vor sich“, bemängelt er. „Bislang haben nur Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz einen offiziellen, datenschutzkonformen Zugang zu ChatGPT.“
70 Prozent nutzen ChatGPT
Haverkamp, der auch Koordinator für Digitalität an seiner Schule ist, hat gemeinsam mit einem Programmierer das Tool Fiete.ai entwickelt. Es gibt Schülern KI-basiertes, lernförderliches Feedback. Dafür gewann das Team den Didacta Start-up Award 2024.
So schleppend es in den Schulen läuft, so rasant ist die Entwicklung im privaten Bereich – zumindest unter jungen Leuten. Während generell erst rund 30 Prozent der Deutschen laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom den Chatbot genutzt haben, sind es unter Schülerinnen und Schülern schon 70 Prozent. Letzteres hat eine Studie der Vodafone Stiftung aus 2024 gezeigt.
„Die Schüler müssen bereits jetzt lernen, mit Künstlicher Intelligenz umzugehen.“
Hendrik Haverkamp, Deutsch- und Sportlehrer
Die Vorteile der KI überwiegen
Die meisten Jugendlichen setzen auf die kostenlose Basisversion, doch einige sind bereit, für die Vollversion des Chatbots monatlich einen Geldbetrag zu entrichten. Haverkamp macht genau dieser Punkt Sorgen. „Wenn Schulen nicht allen Schülern die umfassende Version zur Verfügung stellen, werden diejenigen, deren Familien es sich nicht leisten können, abgehängt.“ In der Folge könnte die Bildungsschere durch den Einsatz von ChatGPT künftig noch größer werden. Und das gleich auf mehreren Ebenen: „Wir merken schon jetzt, dass leistungsstarke Schüler die KI als Sparringspartner nutzen, um ihre Gedanken weiterzuentwickeln, schwächere dagegen sehen ChatGPT als ihre Chance, gar nicht mehr zu lernen und sich alle Antworten vorsagen zu lassen, was sich natürlich am Ende rächt.“
Trotz aller Bedenken steht für Hendrik Haverkamp fest, dass die KI in den kommenden Jahren in alle Klassenzimmer von Freiburg bis Flensburg einziehen wird – und es auch muss. „Das spätere Leben der Jugendlichen wird ein sehr digitales sein. KI-Tools werden selbstverständlich zu unserem Alltag gehören, darum müssen unsere Schülerinnen und Schüler bereits jetzt lernen, damit umzugehen.“
Auch für Lehrer Neuland
Dass der Umgang mit Künstlicher Intelligenz wichtig ist und in die Schulen gehört, glaubt auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz. Sie hat jüngst empfohlen, KI ab der achten Klasse in allen Fächern, in denen Texte im Mittelpunkt stehen, regelmäßig einzusetzen.
Damit das gelingt, fordern Experten die Einrichtung einer Taskforce, damit auch alle Lehrkräfte möglichst schnell in das Thema eingearbeitet werden können: „Wir haben die wichtige Aufgabe zu erklären, wie man die KI sinnvoll und gewinnbringend nutzen kann“, erklärt Haverkamp. „Dazu müssen wir deutlich machen, dass sie keine Alternative zum Lernen ist und nicht als Plagiatstool eingesetzt werden darf, sondern das eigene Denken unterstützen soll.“
Am Ende, betont Deutschlehrer Hendrik Haverkamp, überwögen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Klassenzimmer die Vorteile. Und alle Bedenkenträger erinnert er gerne an die Einführung des Taschenrechners in Schulen Mitte der 70er-Jahre: Auch damals habe es Panik und Protest gegeben. Viele Kritiker hätten vorausgesagt, dass die Schüler das selbstständige Denken verlernen oder sogar komplett verdummen würden. „Dass es so weit nicht gekommen ist, wissen wir alle“, lacht Haverkamp. Sicherlich bringe ChatGPT einige Änderungen mit sich, ist er überzeugt. So müssten unter anderem Lehrpläne angepasst und Prüfungsformate neu gestaltet werden. „Aber das sind Herausforderungen, die wir meistern können. Auch weil wir es müssen.“
NACHGEFRAGT - Hallo ChatGPT!
zukunft jetzt hat den KI-Chatbot ChatGPT zur Rente befragt:
Nutzer: Erklär mir in einem Absatz, was die Deutsche Rentenversicherung ist.
ChatGPT: Die Deutsche Rentenversicherung ist eine staatliche Institution in Deutschland, die für die Altersvorsorge der Bürger zuständig ist. Sie verwaltet die gesetzliche Rentenversicherung, sorgt für die Auszahlung von Renten an Versicherte und unterstützt bei Rehabilitation und Prävention.
Nutzer: Die gesetzliche Rente in Deutschland funktioniert nach dem sogenannten Umlageverfahren. Was ist das?
ChatGPT: Im Umlageverfahren werden die eingezahlten Beiträge der aktuellen Arbeitnehmer direkt an die aktuellen Rentner ausgezahlt. Es basiert auf dem solidarischen Prinzip, dass die jüngere Generation die Renten der älteren Generation finanziert.
Nutzer: Erklär mir, warum sich die Deutsche Rentenversicherung auch um Rehabilitation kümmert?
ChatGPT: Sie kümmert sich um Rehabilitation, um Versicherten bei gesundheitlichen Problemen die Rückkehr ins Arbeitsleben zu ermöglichen. Durch frühzeitige Intervention sollen Langzeitausfälle vermieden und die Integration in den Arbeitsmarkt gefördert werden, was langfristig Kosten senkt und die Lebensqualität der Versicherten verbessert.
Quelle: Text wurde mit ChatGPT erstellt.
Ein Tipp für junge Leute:
www.rentenblicker.de