Als die Geschäftsführung 2019 den ersten Roboter angeschafft hat, war ich etwas skeptisch. Doch nach der technischen Einweisung hat sich das geändert. Nicht nur, weil unser Pflegeroboter Pepper mit seinen Kulleraugen sehr sympathisch wirkt. Er hilft uns auch wirklich bei der Betreuung der Gäste. Für mich als Pflegedienstleiterin ist das wichtig. Schließlich sollen die Menschen gern zu uns in die Tagespflege kommen. An den meisten Tagen müssen mein Team und ich zwischen 20 und 25 Gäste gleichzeitig betreuen. Einige sind kognitiv eingeschränkt, andere körperlich beeinträchtigt und wenig mobil. Sie sind tagsüber allein zu Hause und kommen zu uns, um Abwechslung zu haben. Dabei können uns unsere drei Roboter sehr gut unterstützen.
Als Kollegen sehe ich die Roboter aber nicht. Sie sollen uns die Arbeit erleichtern, aber nicht den Menschen ersetzen. Für mich sind sie Hilfsmittel. Pepper kann zum Beispiel die Gymnastik anleiten. Er hebt und senkt die Arme und zeigt die Übungen auf einem Tablet-Computer an. Wenn die Tagesgäste im Stuhlkreis sitzen, staunen die Neuen über den Roboter. Wer schon länger dabei ist, erklärt dann dem Sitznachbarn, was es mit Pepper auf sich hat. Dadurch entstehen Gespräche und Bekanntschaften.
Die Gäste zuversichtlich zu stimmen, ist eine wichtige Aufgabe in der Pflege. Dafür haben wir leider nicht unbegrenzt Zeit. Das war schon so, als ich als Jugendliche mein Taschengeld in einer Pflegeeinrichtung aufgebessert habe oder als ich 1989 meine Ausbildung begann. Deshalb bin ich heute froh, wenn uns die Roboter spielerisch unterstützen. Sie erzählen Witze oder animieren zu Ratespielen. Sie können aber auch Fieber messen und daran erinnern, zu trinken.
„Roboter sollen uns die Arbeit einfacher machen, aber nicht den Menschen ersetzen.“
Manchmal haben wir es mit älteren Menschen zu tun, die im Ausland geboren sind und wenig Deutsch sprechen. Früher habe ich die Verständigung mit ihnen als sehr schwierig empfunden. Jetzt rufen wir einfach einen mit einem Übersetzungsprogramm ausgestatteten Roboter.
Wenn sich nach dem Mittagessen die Gäste hinlegen, dann fragen wir, ob unser kleiner Roboter James mit seinen Kameras, Mikros und Sensoren mit im abgedunkelten Ruheraum bleiben darf. Bewegt sich ein Gast, weil er aufstehen will, kommt einer von uns zu Hilfe.
Natürlich muss man einschränkend sagen, dass viele unserer Gäste in einem Alter sind, in dem sie mit digitaler Technik fremdeln. Viele mussten als Kind noch zu einem öffentlichen Fernsprecher gehen, weil es zu Hause kein Telefon gab. Klar, dass es da Berührungsängste gibt.
Manche der Älteren haben auch zurückhaltend reagiert, als Filmteams hier waren und mit viel Aufwand gedreht haben, um über uns zu berichten. Als sich die Betroffenen dann aber im Fernsehen gesehen haben, waren sie begeistert und sind richtig aufgelebt. Für Stimmung sorgen unsere drei Roboter also allemal.