Sieben Mal hat Uta Pippig bei einem Marathon gesiegt.
Sieben Mal hat Uta Pippig bei einem Marathon gesiegt.



Der Lauf des Lebens

Laufen und sich wohlfühlen im eigenen Körper – das ist es, was die Marathonläuferin Uta Pippig antreibt. Oft geht es für sie schon um halb sechs in der Früh ab in die Sportschuhe und raus in die Natur – bei jedem Wetter. Sieben Mal ist sie beim Marathon schon als Erste durchs Ziel gelaufen; einmal in New York und jeweils dreimal in Boston und Berlin. Der Hauptstadtlauf ist für die Leipzigerin immer etwas Besonderes, nicht nur, weil sie den ersten nach dem Mauerfall gewonnen hat. Auch in diesem Jahr ist sie am 29. September an den Start gegangen und die halbe Strecke für einen Spendenstaffel mitgelaufen. „Es war wieder ein unglaubliches Marathon-Wochenende, dieses Mal aber ganz besonders, weil es das 50. Jubiläum war“, resümiert sie.

Pippig hat sich mit Bedacht darauf vorbereitet, denn Verletzungen stellen sie immer wieder vor Herausforderungen. Der Spitzensport sei eine stete Gratwanderung. „Es ist nicht so leicht, das richtige Maß zu finden“, erklärt Pippig.

Ausgiebige Ruhepausen gehörten zum Trainingsplan ebenso dazu wie ein durchdachter Ernährungsplan. Nach leichten Trainingsläufen könne es zum Beispiel „ein Salat mit Tofu sein“. Bei anstrengenden Läufen sollte die verbrauchte Energie dem Körper innerhalb von einer Stunde wieder zugeführt werden; idealerweise zuerst Kohlenhydrate, dann Eiweiß und Fett. Nachmittags stehe auch mal etwas Süßes auf ihrem Essensplan, wie ein Vollkorn-Eierkuchen. Jeder Mensch sollte für sich ausprobieren, was am besten geeignet sei, um „das Energiedepot in den Muskeln“ rasch wieder aufzufüllen, rät sie.

„Dieses Glücksgefühl des Laufens sollte jeder mit in den Alltag nehmen können.“

Bei intensiven Belastungen, unmittelbar vor und nach dem Lauf, seien mehrere kleine, leicht verdauliche und kohlehydrathaltige Mahlzeiten sehr empfehlenswert, wobei sich die Menge jeweils danach richten sollte, wie lange man unterwegs ist. Es könne Reis sein, Müsli, Haferbrei, geröstete Samen, Mandelmus, ein Apfel oder auch Brot. Sich vegetarisch oder vegan „marathongerecht“ zu ernähren, sei kein Problem. Bei Eiweiß und Fetten spiele es keine große Rolle, ob man es in Form von Fisch, Fleisch oder Hülsenfrüchten zu sich nimmt. Wichtig sei nur, die Energievorräte stets so hoch wie möglich zu halten. Vor allem aber müsse der Körper neben Kalorien auch rasch wieder mit ausreichend Flüssigkeiten zur Rehydrierung versorgt werden. Es passiere nicht bei jedem Lauf, dass man „in eine Art Flow kommt“ und die Endorphine, die dabei helfen, Stress und Schmerzen zu überwinden, „im Gehirn andocken“. Man fühle sich dann „wirklich gut in seinem Körper“. Am Ende sei man einfach nur froh, es geschafft zu haben.

Sport und Ernährung sind für jeden Menschen wichtig, besonders aber für die Altersgruppe ab 60 Jahren. Um ihre Erfahrung mit möglichst vielen zu teilen, gründete Pippig, die abwechselnd in Colorado und Deutschland lebt, die gemeinnützige Organisation „Take The Magic Step“ – für eine schrittweise Veränderung der Lebensgewohnheiten. „Dieses Glücksgefühl des Laufens sollte jeder mit in den Alltag nehmen können.“ Es helfe auch, um schwierige Situation zu meistern, sich weiterzuentwickeln, so Pippig. „Ganz egal, welcher Typ Mensch man ist.“

Laufen bedeutet für die Marathonsiegerin immer auch eine Auszeit von den alltäglichen Problemen. In der Natur sein, sich frei fühlen, gibt ihr das Gefühl: „Das ist meine Zeit. Ich liebe es, mit Fitness älter zu werden“, sagt die 59-Jährige, die noch lange nicht ans Aufhören denkt.


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