Klaus Lutz erfährt viel
Wertzschätzung bei
seiner Arbeit im Altenund Pflegeheim.
Klaus Lutz erfährt viel Wertzschätzung bei seiner Arbeit im Altenund Pflegeheim.



Den Absprung geschafft

Der gelernte Schlosser hat einen schier endlosen Leidensweg hinter sich. Zu seiner langjährigen Drogen- und Alkoholabhängigkeit mischten sich immer wieder stark depressive Phasen. Nach der Ausbildung finanzierte der Oberschwabe seine Sucht mit ständig wechselnden Gelegenheitsjobs, tourte als Aushilfskraft durch halb Europa und konnte nirgendwo richtig Fuß fassen. „Meine Zukunft war eigentlich schon abgestempelt“, erinnert sich der 58-Jährige aus Ravensburg an sein Lebensgefühl von damals. Von allen Seiten wurde ihm eingeredet, dass er durch sein Alter und seine Vergangenheit keine Chance mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt habe. Deshalb sollte er in einer Werkstätte für behinderte Menschen eingegliedert werden. Sein Selbstvertrauen war am Boden zerstört. „Alleine wäre ich da nicht mehr herausgekommen“, erzählt Klaus Lutz. „Ich hatte Riesenglück, dass ich schließlich in der Ansprechstelle der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg in Ravensburg bei Frau Michalski gelandet bin. Sie hat mich von Anfang an bestärkt und mir andere berufliche Möglichkeiten aufgezeigt, die Spaß machen und erfüllend sein können.“

Bundesweites Leuchtturmprojekt

Mit dem Fallmanagement geht die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg (DRV BW) seit Mitte 2019 in ihren Ansprechstellen für Prävention und Reha neue Wege in der Beratung zu Leistungen und Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) in Deutschland. Das Fallmanagement richtet sich an Menschen mit komplexen Ausgangssituationen und multiplen Problemlagen. Diese werden durch Stefanie Michalski und ihre Kolleginnen und Kollegen dank des dezentralen Dienststellennetzes der DRV BW vor Ort individuell beraten, persönlich begleitet und umfassend unterstützt, um den beruflichen (Wieder-)Einstieg erfolgreich zu gestalten. Bei entsprechendem Bedarf koordinieren und organisieren die Fallmanagerinnen und Fallmanager das gesamte Reha-­Verfahren. Mit einem großen Netzwerk im Hintergrund vermitteln sie zwischen den unterschiedlichen Kostenträgern, Leistungserbringern und weiteren beteiligten Stellen, damit alles reibungslos und Hand in Hand geht.

Neue Perspektive aufgezeigt

Der erste Schritt zum Fallmanagement ist ein Screening, mit dem ermittelt wird, ob jemand ins Fallmanagement aufgenommen werden kann. „Das ist der Fall, wenn ein LTA-Bedarf besteht und sich die oder der Betroffene zusätzlich in einer schwierigen Lage befindet“, erklärt Stefanie Michalski. Das können gravierende gesundheitliche Probleme sein, wie eine Schwerbehinderung, viele Klinikaufenthalte oder die fehlende Unterstützung durch Angehörige. Das alles war bei Klaus Lutz der Fall. „Ich wollte ihm von Anfang an eine andere Perspektive bieten, auch wenn er zunächst nicht mehr an sich selbst glaubte“, betont die Fallmanagerin. Obwohl Klaus Lutz schon in vielen Bereichen gearbeitet hatte, musste zunächst in mehreren Praktika erprobt werden, welcher Job für ihn passt und was er sich vorstellen kann. Dabei entdeckte er in einer Behinderteneinrichtung den Beruf des Alltagsbegleiters. „Das war für mich ein völlig neues Gefühl, dass Arbeit auch Spaß machen kann“, erinnert sich der 58-Jährige. Ab diesem Zeitpunkt war für ihn klar: „Das ist der Job, den ich gerne machen möchte – mein Traumberuf.“ Für Stefanie Michalski war jedoch noch zu prüfen, ob die Tätigkeit auch gesundheitlich geeignet ist, denn bei Personen mit einer Depression können Tätigkeiten mit viel Kontakt zu anderen Menschen die Symptomatik wieder verschlimmern. „Es ist speziell bei dieser Erkrankung wichtig, dass die Talente und Interessen der Betroffenen berücksichtigt werden und die Arbeit Freude macht“, sagt Michalski. Dies konnte Klaus Lutz bei einem weiteren Praktikum in einem Alten- und Pflegeheim erneut austesten und fand dabei heraus, dass er schnell einen guten Draht zu Senioren bekommt. Und dann hat es tatsächlich geklappt. Nach mehreren Bewerbungen, bei denen er ebenfalls von der Ansprechstelle und durch ein Online-Coaching aktiv unterstützt wurde, bekam er vom Alten- und Pflegeheim „Adolf-Gröber-Haus“ der Stiftung Liebenau in Weingarten bei Ravensburg gleich nach dem ersten Bewerbungsgespräch eine Zusage.

„Wir sind Lotse, Vermittler und Fürsprecher für Menschen mit multiplen Problemen.“

Stefanie Michalski,
Koordinatorin für die Ansprechstellen der DRV BW und Fallmanagerin

Gesichertes Arbeitsverhältnis

„Die alten Menschen geben mir viel und ich fühle mich in diesem Beruf so wertgeschätzt, dass ich nichts anderes mehr machen möchte“, erzählt Klaus Lutz. Sein Tätigkeitsfeld als Alltagsbegleiter ist breit gefächert und reicht vom Servieren der Mahlzeiten über kreative Spielund Bastelangebote sowie Bewegungsgymnastik und Begleitung bei Spaziergängen bis zum Gedächtnistraining. Inzwischen ist der Ravensburger beruflich gut eingegliedert. Sein Arbeitgeber ist ebenfalls voll des Lobes über den neuen Mitarbeiter und freut sich auf ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis.

Mehr Infos zum Thema finden Sie mit dem Suchbegriff „Fallmanagement“ unter: www.drv-bw.de

Mit Unterstützung von
Fallmanagerin Stefanie
Michalski ist Klaus Lutz
in eine neue berufliche
Zukunft gestartet.