Wieder zurück

Manchmal läuft das Leben einfach in die falsche Richtung. Gesundheitliche Einschränkungen machen die tägliche Arbeit zur Zerreißprobe. Auf das Wechselspiel von Arbeitsunfähigkeitszeiten und wiederholten Arbeitsversuchen folgen im schlimmsten Fall Arbeitslosigkeit und der Bezug von Bürgergeld. Die einst gesteckten Ziele im Arbeitsleben rücken immer mehr in weite Ferne. „Mein Selbstbewusstsein war am Boden“, erinnert sich ein Betroffener. „Wenn du dir selbst und deinem Körper nicht mehr traust, nagt das an dir. Am Anfang konnte ich gar nicht glauben, dass es für mich doch noch einen Ausweg aus meiner mittlerweile sechs Jahre andauernden Arbeitslosigkeit gibt.“ Die unerwartete Wende brachte für ihn ein Anruf seiner Reha-Fachberaterin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Schwaben, die ihm eine Teilnahme am Bundesprojekt ELAN anbot.

„ELAN zeigt bereits erste Erfolge.“

Anja Neupert-Schreiner,
Abteilungsleiterin Rehabilitation bei der Deutschen Rentenversicherung Schwaben

 

Mit ELAN zurück

„Besonders Langzeitarbeitslose haben es schwer, wieder zurück in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis zu kommen. Stehen der Wiederaufnahme einer Beschäftigung auch noch gesundheitliche Probleme entgegen, spitzt sich ihre Lage nochmals zu“, erklärt Anja NeupertSchreiner, Leiterin der Abteilung Rehabilitation bei der DRV Schwaben. In der Folge müssen Betroffene häufig von Bürgergeld leben, obwohl gute Aussichten bestehen würden, dass sie mit hilfe einer beruflichen Rehabilitation, auch „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ genannt, und intensiver Unterstützung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. „Hier setzen wir mit unserem Modellprojekt ELAN an, das bereits erste Erfolge zeigt.“ 

In Theorie und Praxis lernen die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer von
ELAN, wie für sie ein Wiedereinstieg
in den Arbeitsmarkt gelingen kann.

Damit es mit dem Comeback ins Berufsleben klappt, arbeiten die Rentenversicherung und das Jobcenter zusammen. In enger Kooperation der Projektpartner werden individuelle Fähigkeiten und berufliche Wünsche vom Berufsförderungswerk analysiert und bestehende Probleme sukzessive Schritt für Schritt beseitigt. Dabei gibt es nicht die „eine“ Lösung. Konkret auf die Berufsziele und gesundheitliche Situation zugeschnitten, wird sehr individuell an der eigenen Entwicklung und einer Rückkehr in ein Arbeitsverhältnis gearbeitet. Dieser Weg kann neben gängigen Elementen wie Schulungen, persönlichem Coaching und Bewerbertraining auch etwas auf den ersten Blick Ungewöhnliches beinhalten: eine Ernährungsberatung etwa, die zusammen mit einem wöchentlichen Bewegungsprogramm neuen Schwung ins Leben bringt. Ein persönlich abgestimmter Aktionsplan ist quasi der Wegweiser durch die Maßnahme, die, auch mithilfe eines persönlichen Fallbegleiters und eines Psychologen, zurück in Richtung Berufsleben führt. Ist die Rückkehr geschafft, sorgt eine Nachbetreuung dafür, dass sich die Teilnehmenden nachhaltig integrieren, denn auch bei Hürden im Arbeitsumfeld steht der Fallbegleiter helfend zur Seite.

Neue Perspektiven

Bereits vor Ablauf des bis August 2024 angelegten Projekts können erfreuliche Erfolge verzeichnet werden. Nach Ende des Recruitings und des letzten Hauptscreening-Durchgangs im Frühjahr 2023 richtete sich der Fokus in vollem Umfang auf die Betreuung der teilnehmenden Kandidatinnen und Kandidaten. Mehr als die Hälfte der Personen, die das Projekt bereits erfolgreich beendet haben, steht wieder im Berufsleben. Mehrere Versicherte sind sogar nachhaltig integriert; sie arbeiten seit über neun Monaten beispielsweise erfolgreich in der Teamassistenz, als Greenkeeper, im Wareneingang, als Kurierfahrer oder Museumsaufsicht.

Mehr Infos zum Thema: www.modellvorhabenrehapro.de

Das Modellprojekt

ELAN steht für rEturn to LeArN und wird gemeinsam durchgeführt von den Deutschen Rentenversicherungen Schwaben, Nordbayern und Bayern Süd, neun bayerischen Jobcentern, den Berufsförderungswerken Nürnberg und München sowie einem an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg angesiedelten Forschungsinstitut. Die Verbundpartner erproben, wie durch ihre intensive Zusammenarbeit und mit innovativen, auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnittenen Maßnahmen für betroffene Personen ein Weg zurück ins Erwerbsleben realisiert werden kann. 

Der Ablauf:

1. Recruiting von geeigneten Projektkandidaten

2. Ein vierwöchiges Hauptscreening, in dem der Unterstützungsbedarf ermittelt und ein persönlicher Aktionsplan vereinbart wird

3. Eine einjährige Hauptmaßnahme, in der berufliche Kompetenzen wiedererlangt, die Bewerbungsphase gecoacht und eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt angestrebt werden

4. Eine neunmonatige Nachbetreuung, die bei Herausforderungen im Arbeitsleben unterstützt und Fortschritte der Teilnehmenden stabilisiert

Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms rehapro, mit dem in der Rehabilitation innovative Maßnahmen, Ansätze, Methoden und Organisationsmodelle durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert werden. Die Laufzeit beträgt 4,5 Jahre.