Wer kennt es nicht: Im Büro herrscht Stress, und die Termine drücken. Schnell greift man da lieber zum Schokoriegel aus der Schreibtischschublade, als sich Zeit für ein gesundes Mittagessen mit Kolleginnen und Kollegen zu nehmen. „Gerade, wenn der Stresspegel steigt, kommt bei vielen der Heißhunger auf“, sagt Dr.Danielle Laun. Sie ist Betriebsärztin bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bayern Süd und kennt die Herausforderungen, vor denen Beschäftigte im Arbeitsalltag bei der Ernährung stehen.
„Snacks sind zwar durchaus sinnvoll“, sagt die Ärztin. „Statt auf Fette sollte man aber lieber auf gesunde Nahrungsmittel wie Trockenfrüchte, Nüsse, klein geschnittenes Obst und Gemüse oder selbst gemachte Smoothies ohne Zuckerzusatz setzen.“ Auch Milchprodukte wie Joghurt seien eine sinnvolle Ergänzung, rät Laun: „Hier greift man, sofern man eine sitzende Tätigkeit ausführt, am besten zu fettarmen Varianten. Bei körperlicher Arbeit darf es auch die Vollfettvariante sein.“ Gesunde Snacks sollten am besten immer in Reichweite stehen, ungesunde dagegen möglichst weit weg.
Ein entscheidender Faktor für die Leistungsfähigkeit ist ausreichend Flüssigkeit. „Während der Arbeit passiert es leider schnell, dass man das Trinken vergisst“, sagt die Betriebsärztin. „Durst gilt als Warnsignal des Körpers. Deshalb sollte man ihn gar nicht erst aufkommen lassen und anderthalb bis zwei Liter pro Tag trinken. Als Trick empfehle ich, sich sichtbar ein bei Bedarf mit Minze oder Obst aromatisiert werden kann. Eine gute Nachricht für alle Kaffeetrinker: Auch die Tasse Kaffee darf in die Wasserbilanz eingerechnet werden. „Drei normale Tassen Kaffee pro Tag sind in Ordnung“, so die Medizinerin.
Die Mahlzeiten nimmt man am besten abseits des eigenen Arbeitsplatzes und in Gemeinschaft ein. „Der Fokus sollte auf dem Essen liegen“, sagt Laun. „Sonst steigt die Gefahr, dass man ganz nebenbei mehr isst, als man eigentlich benötigt.“ Um bei Heißhunger zur Mittagszeit nicht die falsche Wahl in der Kantine zu treffen, rät die Betriebsärztin, sich bereits am Morgen ein Bild von den angebotenen Gerichten zu machen und sich dann bereits auf eine gesunde Option festzulegen. Denn fette und frittierte Gerichte wie Currywurst mit Pommes fordern den Körper im Verdauungsprozess stark. In der Folge wird der Beschäftigte müde und weniger leistungsfähig. Das sogenannte „Schnitzelkoma“ setzt ein.
„Die Zeit, die es braucht, sich gesund zu ernähren, sollten wir uns wert sein.“
Dr. Danielle Laun, Betriebsärztin bei der DRV Bayern Süd
Herausforderung Außendienst
Besonders herausfordernd ist gesunde Ernährung für Beschäftigte im Außendienst. Für zwischendurch sollten auch sie sich unbedingt gesunde Snacks vorbereiten oder kaufen. Viele Supermärkte haben zum Beispiel klein geschnittenes Obst und Gemüse oder fertige Salate im Angebot. Manchmal bieten Unternehmen die Nutzung ihres Betriebsrestaurants auch externen Gästen an. „Wer im Außendienst häufiger an wiederkehrenden Orten unterwegs ist, dem empfehle ich, sich zu informieren, ob eine solche Kantinenoption für ihn im Umkreis erreichbar ist“, so die Betriebsärztin. Auch hier gilt: Frittiertes sollte man meiden und lieber zu vegetarischen Gerichten greifen oder sich einen Teller an der Salatbar zusammenstellen. Die Faustregel lautet: etwa ein Drittel tierische und zwei Drittel pflanzliche Lebensmittel pro Woche. „Kohlenhydrate sind die wichtigsten Bausteine für unsere Energieversorgung. Aber greifen Sie dabei, wenn möglich, zu Vollkornvarianten, zum Beispiel Vollkornnudeln“, erklärt die Ärztin.
Auch Berufstätige in Schichtarbeit sollten wichtige Ernährungstipps beachten: „Entscheidend bei Schichtdiensten ist, den naturgegebenen Rhythmus so gut es geht beizubehalten“, sagt Laun. „Nachts ist der Körper nun einmal im Ruhemodus und das Verdauungssystem fährt herunter. Das heißt, bei Nachtschichten sollte man eine umfangreichere Mahlzeit in der ersten Nachthälfte einnehmen. In der zweiten Nachthälfte sollten nur sehr kleine und energiearme Zwischenmahlzeiten wie zum Beispiel Suppe zu sich genommen werden. Nach Ende der Nachtschicht ist es sinnvoll, das Frühstück möglichst zur gleichen Zeit wie auch sonst zu verzehren.“ Auch bei Frühschichten sei ratsam, so die Medizinerin, das Frühstück in jedem Fall bei der Arbeit nachzuholen, wenn man sich zu Beginn der Schicht in der Frühe mit einer Mahlzeit noch schwertue.
„Egal in welchem Arbeitsumfeld jeder Einzelne tätig ist: Die Zeit, die es braucht, sich gesund zu ernähren, sollten wir uns in jedem Fall wert sein“, resümiert Dr. Danielle Laun. „Man tut sich nichts Gutes, wenn man sich nicht gut ernährt. Es schadet nur einem selbst, der eigenen Leistung und letztlich dem Arbeitgeber.“
Aus der Praxis
Maximilian Aigner, Küchenchef im Betriebsrestaurant der DRV Bayern Süd in Landshut, berichtet, was für ihn bei der Umsetzung eines gesunden Speiseangebots Bedeutung hat.
„Mir ist es wichtig, gesunde Lebensmittel anzubieten. Schon bei der Herkunft der Produkte achte ich auf Regionalität und Saisonalität. Viele der Betriebe habe ich mir sogar persönlich angeschaut. Im Menüplan versuche ich neben Fleischgerichten täglich zwei vegetarische Gerichte zur Auswahl zu stellen. Auch bei den Beilagen kann der Gast selbst entscheiden. Außerdem haben wir eine Salatbar mit viel Abwechslung. Es soll einfach für jeden etwas dabei sein. Fisch versuche ich mindestens zweimal pro Woche einzuplanen, weil er reich an Jod, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren ist. Unsere Soßen binden wir nur mit Reisstärke ab, weil Glutenunverträglichkeiten heutzutage sehr verbreitet sind. Auch bei den Suppen achte ich darauf, dass wir nicht zu fettlastig kochen. Als nächsten Schritt habe ich mir vorgenommen, bald auch Nährwerttabellen für jedes Gericht zur Verfügung zu stellen. So können sich unsere Gäste noch besser orientieren, was für sie am gesündesten ist.“