Schule des Lebens

Britta Schkrock hat gern mit Menschen zu tun. Ihr Studium war gerade abgeschlossen, da brach die DDR zusammen. Mit dem Umbruch galt es, neue Wege zu gehen. Sie wollte Arbeitsplatzsicherheit und fand sie bei einem Rentenversicherungsträger. Der brauchte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neue Auskunfts- und Beratungsstelle in Cottbus. Nach intensiver Schulung fing sie dort 1992 ihren Dienst an – und macht diese Arbeit bis heute. Sie macht ihr Spaß. Ihre Erfahrungen wollte und will sie weitergeben. Als sie vor gut 20 Jahren gefragt wurde, ob sie ein Konzept mit entwickeln wolle, mit dem Schülerinnen und Schüler über Rentenversicherungs-Themen informiert werden, sagte sie ja. Beim „Rentenblicker“ geht es darum, in Abstimmung mit der Lehrkraft über Aufgabe und Leistungen der Sozialversicherungsträger zu informieren, über das Rentenrecht und die Altersvorsorge.

Zettel-Wirtschaft

Wie bringt man etwa 16- oder 17-Jährigen das trockene Thema „Rentenversicherung“ nahe? „Ein klares und einfaches Deutsch ist wichtig“, sagt Britta Schkrock, „keine Rentenversicherungs-Fachbegriffe. Ich sage zum Beispiel: Wer einen Zettel hat, der hat eine Zeit.“ So vermittelt sie, dass die Rentenversicherung (meist papierne) Nachweise für Versicherungszeiten braucht, in denen nicht gearbeitet wurde Die Schülerinnen und Schüler interessieren sich noch nicht so dafür, dass sie in etwa 45 Jahren eine Rente bekommen. Das ist für sie zu weit weg. Britta Schkrock bringt sie fast immer dazu, zuzuhören und mitzumachen. Das gelingt ihr, indem sie die Schüler erst einmal fragt: Wer von euch glaubt, dass sie oder er heute schon etwas für die Rente tut? Da rührt sich kaum eine Hand. Das kann schon der erste Lerneffekt sein: Ab dem 17. Lebensjahr bringt Bildung was für die Rente. Gemeinsam betrachten sie dann die Sozialversicherungsnummer, die Menschen ein Leben lang begleitet. Anschließend teilt sie die Klasse in drei Gruppen ein. Zuerst besprechen sie die verschiedenen Rollen, die sie einnehmen sollen. Die erste Gruppe spielt Menschen zu Beginn ihres Arbeitslebens. Was haben sie mit ihren Leben vor? Gruppe zwei sind Menschen in Arbeit. Welche Fragen haben sie an die Rente? Die dritte Gruppe spielt Menschen am Ende ihres Arbeitslebens. Was erwarten sie von der Rente? Alle Gruppen schreiben dann auf Karten Begriffe, von denen sie denken, dass sie mit der Rentenversicherung etwas zu tun haben. 

 

17. Geburtstag: Das ist der Stichtag, ab dem Schulzeiten für die Rente zählen – auch wenn keine Beiträge gezahlt werden. Bis zu acht Jahren.

 

 

Was „Auto“ mit „Rente“ zu tun hat

Britta Schkrock schmunzelt, wenn sie an die Begriffe auf den Karten denkt, die sie im Anschluss an die Gruppenarbeit an eine Pinnwand heftet und bespricht. Häufig steht „Auto“ da. Dann erläutert sie, ein Auto selbst habe zwar nichts mit der Rentenversicherung zu tun. Manche brauchen jedoch nach einem Unfall oder einer Krankheit Zusatzausstattungen, um weiter Auto fahren zu können. Wenn sie ihr Auto für ihre Berufstätigkeit brauchen, können sie Unterstützung von der Rentenversicherung bekommen, um ihre Erwerbstätigkeit weiter abzusichern. „Die staunen dann schon, was wir so alles haben und machen und wie wir helfen. Ich kann zu fast jedem Begriff eine Geschichte erzählen, was er mit Rente zu tun hat.“Sie erläutert anschließend die Grundzüge der beitragsfinanzierten Rente und schildert, welche Rente eine durchschnittliche Verdienerin oder ein durchschnittlicher Verdiener zu erwarten hat. Ganz wichtig ist ihr dabei: Die gesetzliche Rente ist sicher und zuverlässig. Sie hat schon so viele Umwälzungen und Systembrüche überlebt. Eine vergleichbare Absicherung ist in der Privatwirtschaft für diesen Beitrag nicht zu haben. Wichtig ist ihr aber auch: Die gesetzliche Rente allein reicht nicht zum Leben aus, zusätzliche Vorsorge ist nötig. Britta Schkrock informiert über das Drei-Säulen-System mit der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge, auch die geförderten Arten der Altersvorsorge wie Riester oder Rürup. „Mir ist wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler wenigstens damit beschäftigen“, sagt sie. Die DRV-Beraterin schafft es so, dass sich die Schülerinnen und Schüler angesprochen fühlen. Häufig haben sie auch nach den 90 Minuten Zeit, die sie mit ihnen hat, noch Fragen an sie. Oder sie unterhalten sich miteinander weiter über das Thema. Britta Schkrock findet das Konzept immer noch gut, aber sie meint, es könne eine Überarbeitung brauchen. Statt der Karten könnten perspektivisch moderne Medien (wie die Smartphones der Schüler) genutzt werden, fertig wäre eine Word Cloud. Sie wünscht sich auch, dass jüngere Kolleginnen und Kollegen in die Schulen gehen.

„An Schulen kommt die Bildung in Sachen Sozialversicherung oft zu kurz.“
Stefan Göpel, Referatsleiter für die
Auskunfts- und Beratungsdienste der Deutschen Rentenversicherung
Berlin-Brandenburg

Wichtiges Thema – hohe Nachfrage

Das sieht Stefan Göpel, Referatsleiter für die Auskunfts- und Beratungsdienste der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg, ganz ähnlich. Derzeit wird im Haus DRV Berlin-Brandenburg geprüft, wie der „Rentenblicker“ künftig noch besser umgesetzt werden kann. „An Schulen kommt die Bildung in Sachen Wirtschaft und Sozialversicherung oft zu kurz“, meint Göpel. Junge Menschen staunten oft über ihre erste Gehaltsabrechnung mit den vielen Abzügen. Göpel sagt: „Wir wollen da helfen. Wir haben keinen Verkaufsdruck, wir dürfen gar nichts verkaufen. Stattdessen bringen wir die Schülerinnen und Schüler ganz unabhängig und neutral dazu, sich mit dem deutschen Rentensystem und der zusätzlichen Altersvorsorge zu beschäftigen.“ Derzeit wird geprüft, ob und wie Nachwuchskräfte eingebunden werden und zum Beispiel zusammen mit erfahrenen Referenten in die Klasse gehen können. „Denn das hat sich seit 1992 nicht geändert: Die Deutsche Rentenversicherung ist ein sicherer Arbeitgeber – und zuweilen ein faszinierender.“

„Rentenblicker“

Mit dem „Rentenblicker“ gibt die Deutsche Rentenversicherung Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich frühzeitig mit der gesetzlichen Rentenversicherung und der zusätzlichen staatlich geförderten Altersvorsorge zu beschäftigen. In einem Mix aus Information, Service und Dialog wird ihnen gezeigt, wie das deutsche Rentensystem funktioniert und wie sie mit der gesetzlichen Rentenversicherung schon heute für die Zukunft vorsorgen.

 

Mehr zum Thema:
www.rentenblicker.de