Spiele, Apps, Hörbücher – die meisten Heranwachsenden können sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen und auch jüngere Kinder nutzen zuneh mend Handys, Tablets und Co. Auf die Frage, ob Eltern bei ihren Kindern Veränderungen bemer ken, wenn diese Zeit am Handy, Tablet oder PC verbringen, fiel besonders auf, dass 35,4 Prozent der Befragten eine schlechtere Konzentrations fähigkeit bei ihrem Kind bemerkten. 36,1 Prozent gaben an, dass beim Nachwuchs ein geringeres Interesse an sportlichen Aktivitäten oder Spielen im herkömmlichen Sinn mit anderen Kindern oder allein besteht.
55,3 %
der Eltern sind der Meinung, dass Spiele auf dem Tablet / Handy nicht vor dem sechsten Lebensjahr genutzt werden sollten.
Hintergründe zu diesen Problemen, erläutert Dr. Marion Kolb, Ärztliche Leiterin der Tages klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Bergmannsheil und Kinder klinik Buer in Gelsenkirchen: „Bei zwei bis fünfjährigen Kindern, die mehr als 30 Minu ten am Tag Medien nutzen, finden sich vermehrt Sprachentwicklungsstörungen sowie Unruhe, motorische Hyperaktivität, Ablenkbarkeit und Konzentrationsstörungen. Diverse repräsentative Studien kommen zweifelsfrei zu dem Ergeb nis, dass es einen Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung und Entwick lungsstörungen von Kindern gibt. Sogar der übermäßige passive Konsum von Medien – ein im Hintergrund laufender Fernseher – wirkt sich negativ aus, da Kleinkinder von ihrem kindlichen Spiel und sozialen Interaktionen abgelenkt werden.“
Laut Umfrage beobachten 20,6 Prozent der Eltern Schlafprobleme. „Übermäßiger Medienkonsum kann das Schlafverhalten in Form von Einschlafstörungen, Schläfrigkeit am Tag oder verkürzter Schlafdauer beeinträchtigen. Bereits bei Säuglingen gibt es einen Zusammenhang bezüglich Fütter- und Einschlafstörungen, wenn die primäre Bezugsperson während der Betreuung parallel digitale Medien nutzt“, bestätigt Dr. Marion Kolb.
Aber ab welchem Alter sollten Kinder Spiele auf dem Handy oder Tablet spielen dürfen? 55,3 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass Spiele auf dem Tablet / Handy nicht vor dem sechsten Lebensjahr genutzt werden sollten. Nur 3,6 Prozent der Eltern würden eine Nutzung schon für Kinder unter drei Jahren und 15,7 Prozent im Alter von drei bis fünf Jahren erlauben.
„Die Weichen für digitalen Medienkonsum werden im Vorschulalter gestellt, in dem eine selbstreflektierte Mediennutzung noch nicht möglich ist“, sagt Dr. Kolb. Die Ärztin stellt klar: „Unter zwei Jahren sollte keine selbstständige Mediennutzung erfolgen. Die täglichen Medienzeiten sollten von den Eltern klar begrenzt werden.“ Als Richtwerte für 7- bis 10-Jährige gelten 45 Minuten, für 11- bis 13-Jährige 60 Minuten, ab 14 Jahre 90 Minuten. „Hinweise für einen schädlichen oder abhängigen Medienkonsum liegen vor, wenn die Mediennutzung die motorische, sprachliche oder sozio-emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigt“, so Dr. Kolb. „Gleiches gilt, wenn aus der übermäßigen Nutzung körperliche Probleme wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen entstehen oder bei bestehenden psychischen Problemen wie ADHS, Depression oder Ängste der intensive Medienkonsum zum Lösungsansatz wird. Dann sollten Familien sich dringend professionelle Hilfe suchen.“