Yoga-, Sport- und Fitnesskurse runden die Reha ab.
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Bewegung ist Leben

Info - Rehazentrum am Sprudelhof:

Das Rehabilitationszentrum am Sprudelhof in Bad Nauheim ist eine Rehabilitationsklinik der Deutschen Rentenversicherung Hessen für Kardiologie und Psychosomatische Medizin.

Herr Professor Weiss, das Rehabilitationszentrum am Sprudelhof in Bad Nauheim hat unter anderem einen Schwerpunkt für Kardiologie. Mit welchen Erkrankungen kommen die Menschen zu Ihnen?

Wir behandeln jährlich rund 1.500 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mit einer akuten oder auch chronischen Herzerkrankung. Den größten Anteil davon bilden Menschen mit koronarer Herzkrankheit, also einer Durchblutungsstörung am Herzen – der häufigste Grund für einen Herzinfarkt. Aber auch Rehabilitandinnen und Rehabilitanden, die am Herzen operiert wurden, beispielsweise nach einer Bypass-Versorgung oder nach Klappeneingriffen, sind bei uns gut aufgehoben.

„Ein akuter Herzinfarkt und operative Eingriffe am Herzen sind traumatisierende Ereignisse.“

Professor Dr. Claus Weiss, Ärztlicher Direktor

Entspannung mit Blick über Bad Nauheim.

Schlagen Frauenherzen anders als die von Männern?

Ja, Frauenherzen schlagen tendenziell etwas schneller. Dies liegt daran, dass das weibliche Herz etwas kleiner ist und aufgrund struktureller Besonderheiten auch weniger dehnbar. Es resultiert ein im Vergleich zu Männern geringeres Auswurfvolumen, was durch einen schnelleren Herzschlag kompensiert wird.

Viele halten Herzinfarkte immer noch für eine Männerkrankheit …

Frauen haben bis zum Alter von etwa 60 Jahren statistisch gesehen seltener Herzinfarkte als Männer. Die hormonelle Situation wirkt an dieser Stelle protektiv. Die Infarkte verlaufen bei Frauen jedoch häufiger tödlich als bei Männern. Was auch daran liegt, dass Frauen bei einem Herzinfarkt häufiger als Männer Symptome zeigen, die unspezifisch sind. So verspüren beispielsweise viele weibliche Betroffene die Beschwerden im Bauch – begleitet von Übelkeit oder Erbrechen.

„Mach bloß langsam jetzt!“ ist unabhängig vom Geschlecht vermutlich der häufigste Rat, den Menschen hören, die eine akute Herzerkrankung überstanden haben. Ist das falsch?

Ungewohnt intensive Belastungen – körperlicher, aber auch psychischer Art – können in der Tat auslösende Momente für ein akutes Herzereignis sein. Solche extremen Belastungssituationen sollten Herzerkrankte tunlichst vermeiden. Auf der anderen Seite wäre es allerdings kontraproduktiv, in einen anhaltenden Schonungszustand zu verfallen. Wir wissen heute, dass Patientinnen und Patienten mit den unterschiedlichsten Herzerkrankungen von einem regelmäßigen Training nachhaltig profitieren: Die Menschen werden deutlich leistungsfähiger und psychisch stabiler. Darüber hinaus hat die Bewegungstherapie auch sehr günstige Effekte auf die kardiale Grunderkrankung, womit sich auch die Prognose unserer Rehabilitandinnen und Rehabilitanden verbessern lässt.

Wie finde ich heraus, wie viel Bewegung ich brauche und wie viel zu viel ist?

Körperliche Belastungen sollten auf eine leichte bis moderate Intensität beschränkt bleiben. Das subjektive Empfinden einer leichten Anstrengung ist in diesem Kontext eine gute alltagstaugliche Orientierung.

Was heißt das konkret?

Wir sollten uns dabei noch unterhalten können und nicht völlig außer Atem geraten. Leichte Anstrengungen können und dürfen dann auch über einen längeren Zeitraum ausgeführt werden: perspektivisch 20 bis 30 Minuten im Sinne eines klassischen aeroben Ausdauertrainings. Insbesondere für Herzpatientinnen und -patienten ist es nicht ratsam, einen Trainingspuls aus den gängigen Formeln abzuleiten. Das ist aufgrund der individuellen Schwankungsbreite zu ungenau und berücksichtigt nicht den Einfluss, den verschiedene Medikamente auf das Herzfrequenzniveau haben.

Welche Bewegungs- beziehungsweise Sportarten eignen sich?

Geeignet sind in erster Linie Ausdauersportarten wie Radfahren und Laufen in den verschiedensten Modifikationen: forcierte Spaziergänge, Walking, Nordic Walking, Jogging. Prinzipiell gehört auch Schwimmen zu den Ausdauersportarten – für Herzerkrankte sollte die Empfehlung zum Schwimmen jedoch im Einzelfall ärztlicherseits geprüft werden.

Und welche Sportarten sind eher ungeeignet?

Ungünstig sind Sportarten mit kurzen, hochintensiven Belastungsanteilen, wie beispielsweise Tennis oder Fußball.

Wie integrieren Sie und Ihr Team im Rehabilitationszentrum am Sprudelhof Bewegung und Sport für die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden?

Ein akuter Herzinfarkt und operative Eingriffe am Herzen sind traumatisierende Ereignisse. Wir wollen unsere Rehabilitandinnen und Rehabilitanden wieder behutsam an die Belastungen des Alltags und des Berufs heranführen. Insofern steht die Bewegungstherapie ganz im Vordergrund unserer therapeutischen Maßnahmen. Dabei bieten wir nahezu alle Facetten des ausdauerbetonten Herz-Kreislauf-Trainings als Indoor- und Outdoor-Aktivität an und flankieren dies durch ein gezieltes Funktionstraining, beispielsweise in Form der klassischen Krankengymnastik oder auch der medizinischen Trainingstherapie zur muskulären Kräftigung. Für die Rehabilitation von Menschen mit Herzerkrankungen gilt in ganz besonderer Weise das Motto „Bewegung ist Leben“.

 

Weitere Informationen:
www.rehabilitationszentrum-amsprudelhof.de