Thomas Nowotny erholt sich im Reha-Zentrum 
Bad Pyrmont.
Thomas Nowotny erholt sich im Reha-Zentrum Bad Pyrmont.



Mit Klinik-Kompass durch die Reha

Eigentlich bin ich ja gar nicht technikaffin“, sagt Thomas Nowotny und grinst über das sonnengebräunte Gesicht. „Das macht alles mein Sohn für mich.“ Neugierig navigiert er auf seinem Tablet durch das Menü der Klinik-App. Die einzelnen Rubriken sind in Kacheln eingeteilt, jede versehen mit einem ansprechenden Bild. Gibt es etwas, das ihn sofort interessiert? „Die Kulinarik“, lautet die schelmische Antwort. Der gebürtige Hamburger ist Rehabilitand im Reha-Zentrum Bad Pyrmont. „2023 habe ich meine Vollprothese im linken Knie bekommen. Jetzt habe ich eine neue Hüfte.“ Aus diesem Grund ist der 64-Jährige noch auf Unterarmstützen angewiesen. Die haben aber gerade Pause und lehnen an seinem Sessel, während Thomas Nowotny für ihn technisches Neuland betritt.

Ein Blick in die Klinik-App: In der Trainingstherapie sind noch Plätze frei.

Apps sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob Krankenkassen, Lieferdienste, öffentlicher Nahverkehr – wer kann stellt auf digitale Kommunikation um. Warum folgt das Reha-Zentrum dieser Entwicklung? „Wir möchten unseren CO2-Fußabdruck minimieren“, erklärt Isabell Potthast, die als Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit die App-Inhalte verantwortet. „Es sollen so viele Informationen wie möglich digital zur Verfügung gestellt werden: Handouts, Sportangebote oder Speisepläne. Wir wollen das Meiste aus der Reha für die Rehabilitanden machen.“ Besonders wichtig sei es für sie, dass die Inhalte verständlich dargestellt werden, quasi selbsterklärend sind. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet die 31-Jährige eng mit einem Softwareentwickler zusammen. Mit ihm wurde die Klinik-App für alle Rehakliniken der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover innerhalb von drei  Monaten realisiert. 

Der Start der App im Februar 2024 war erfolgreich. „Wir bekommen viel positives Feedback. Neben der Rubrik „Kulinarik“, die Speisepläne und Rezepte für zu Hause enthält, werden besonders die Patienteninfos und der Weserbergland-Guide genutzt“, berichtet Isabell Potthast. Interessierte finden hinter der Kachel „Unterwegs im Weserbergland“ vom Reiseführer bis zur Veranstaltung alles, was sie für einen Ausflug brauchen. „Es gibt Verknüpfungen zu den Internetseiten des öffentlichen Nahverkehrs und verschiedener Anbieter wie des Staatsbads Pyrmont, sodass sich alle ihre Tickets oder Fahrkarten direkt kaufen können“, erläutert die Bad Pyrmonterin. Wer nicht gut zu Fuß ist, muss nicht auf Freizeitaktivitäten verzichten. Unter „Angebote im Haus“ werden Sauna, Bogenschießen oder Schwimmen aufgeführt, inklusive aller verfügbaren Termine.

„Es sollen so viele Informationen wie möglich digital zur Verfügung gestellt werden.“

Isabell Potthast, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Rehazentrum Bad Pyrmont

Der 64-Jährige startet sein Training am Oberkörperergometer.

Pilates, Tai-Chi – warum nicht?

Technik-Neuling Thomas Nowotny hat nach den Freizeitangeboten die Kachel mit der Aufschrift „Therapeutische Inhalte“ aufgespürt. Hinter dem Button findet er den Bereich „Orthopädie“. Das Fachpersonal hat hier neben der „Ernährungsberatung“ auch „Sport & Physio“ untergebracht: Übungsanleitungen für fasziales Dehnen, Pilates, Tai-Chi. Zusätzlich enthalten die Dokumente praktische Tipps für den Alltag. Ist für den Probanden auch etwas dabei? „Leben mit neuem Hüftgelenk“, liest dieser murmelnd vor. „Das könnte etwas sein.“

Die Klinik-App ist nicht nur für den Reha-Aufenthalt gedacht. „Eine Rehabilitation ist nur ein Anfang“, betont Isabell Potthast. „Alle Übungsprogramme und Rezepte können heruntergeladen werden. Wir möchten unsere Rehabilitanden auch nach ihrer Zeit bei uns begleiten und unterstützen.“ Das weiß Thomas Nowotny sehr zu schätzen. „Die Angebote hier sind einfach super. Ich habe schon gedacht, ich wäre bei ‚Versteckte Kamera‘, weil hier alle so freundlich sind.“ Die Lebensfreude des zweifachen Vaters ist ansteckend. Beherzt klappt er das Tablet zu, schnappt sich seine Unterarmstützen und wendet sich zum Gehen. Es gibt noch freie Plätz in der Trainingstherapie. „Die App sagt: Ab 13 Uhr ist der Raum zugänglich“, meint er zwinkernd. Und weg ist er.