Als mein Mann im Oktober 2012 die Diagnose Darmkrebs bekam, war das ein Schock. Wir waren gerade mit unseren beiden Söhnen, damals knapp zwei und ein halbes Jahr alt, umgezogen. In Wangen im Allgäu hatten wir ein Haus gebaut. Wegen der hohen Zahl der Metastasen gaben die Ärzte meinem Mann noch ein halbes Jahr. Doch er kämpfte. Vier gemeinsame Jahre hatten wir noch. In dieser Zeit versuchten wir ein möglichst normales Leben zu führen. Dazu gehörte auch, dass wir die Krankheit so gut es ging verdrängten – selbst die finanzielle Versorgung der Familie nach dem Tod. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, sich damit auseinanderzusetzen.
Als mein Mann Mitte Januar 2017 dann verstarb, saß ich vor einem Berg an Papieren. Mir war klar, dass ich mich so schnell wie möglich darum kümmern musste. Vor allem: bei der Rentenversicherung die Hinterbliebenenrente beantragen. Dazu braucht man unter anderem eine Sterbeurkunde und die Heiratsurkunde. Zum Glück hatte mein Mann sein Rentenkonto bereits geklärt.
Ich stand im Austausch mit anderen Betroffenen. Das ist nicht nur psychologisch wichtig, sondern auch, weil man viele Informationen erhält. Ich erfuhr in einem Forum für junge Witwen von einer Frau, die statt der Witwenrente die sogenannte Erziehungsrente bekommt. Sie kommt infrage, wenn zuvor ein Rentensplitting durchgeführt wurde – eine partnerschaftliche Aufteilung der Rentenpunkte.
„Ich stand im Austausch mit anderen Betroffenen – das ist psychologisch wichtig.“
Inga Krauss
Witwen- oder Erziehungsrente?
Zunächst einmal wurden aber die Halbwaisenund die Witwenrente bewilligt. Letztere fiel geringer aus als erhofft, da mein Mann mit seiner Ex-Frau bei der Scheidung einen Versorgungsausgleich durchgeführt hatte und während unserer Ehe einige Jahre selbstständig war.
Eine vertrackte Situation, denn die Frage, ob sich ein Tausch von der Witwenrente zur Erziehungsrente für mich finanziell lohnt, war nicht so einfach zu beantworten. Schlussendlich konnte mir ein auf dieses Thema spezialisierter Sachbearbeiter der Rentenversicherung weiterhelfen. Er zeigte mir anhand einer Probeberechnung die voraussichtliche Höhe der Erziehungsrente auf. Ich entschied mich für den Tausch.
Über meine Erfahrung schreibe ich nun ein Buch, das den Titel „Wenn der Tod dazwischenkommt“ tragen wird. Es hilft mir, den Verlust meines Mannes zu verarbeiten und soll unseren Söhnen unsere Liebesgeschichte erzählen. Ich unterstütze außerdem andere Betroffene, mit dieser finanziell belastenden Situation umzugehen. Ich kann mir auch gut vorstellen, ehrenamtliche Versichertenberaterin bei der Deutschen Rentenversicherung zu werden, um Versicherte in meiner Nähe bei ihren Anträgen und Fragen zu helfen.
Weitere Infos zur Hinterbliebenenrente: t1p.de/DRV-Witwen-und-Erziehungsrente
Weitere Infos zu Versichertenältesten und -beratern: t1p.de/DRV-Versichertenaelteste-Berater