Von der Verschickung der Kinder-Reha
Die Geschichte der Fachklinik Satteldüne auf Amrum zeigt: Wenn Kinder heute zur Reha fahren, sieht das völlig anders aus als noch vor einigen Jahrzehnten.

- Von der Verschickung zur Reha: Aus Erholungskuren wurden spezialisierte Reha-Angebote für chronisch und psychisch erkrankte Kinder.
- Ganzheitliche Hilfe: In der Fachklinik Satteldüne lernen Kinder, ihren Alltag trotz Erkrankung zu bewältigen.
- Wichtige Unterstützung: Besonders nach Corona hilft die Reha, psychische und schulische Folgen aufzufangen.
Von der Verschickung zur Kinder-Reha
Damals, in den 1950er- und 60er-Jahren, gab es für Kinder die sogenannte „Verschickung“. Das war ein mehrwöchiger Aufenthalt in einem Erholungsheim, meist an der See oder in den Bergen, um sich von Atemwegserkrankungen, Infektionen oder ganz allgemein von „körperlicher Schwäche“ zu erholen. Die Kinder sollten „aufgepäppelt“ werden, wie es oft liebevoll hieß. Durch den Aufenthalt im Klima von Meer oder Alpen sollten die Kinder erholt und gestärkt zurückkommen. Medizinisch gesehen handelte es sich um Kinderheilkuren, oftmals ohne klare Diagnose, finanziert von Krankenkassen, Rentenversicherungsträgern und anderen Wohlfahrtsträgern.
Über die Jahre veränderte sich das Verständnis von Gesundheitsförderung. Das Wissen darüber, dass chronische Erkrankungen und Belastungen eine gezielte Therapie und Betreuung benötigen, wuchs. Ab den 1980er- Jahren entwickelte sich daraus das heutige Konzept der Kinder- und Jugendlichen- Rehabilitation – eine wissenschaftlich fundierte, spezialisierte Form der medizinischen Versorgung für junge Menschen.
Die Fachklinik Satteldüne für Kinder und Jugendliche feierte 2024 ihr 100-jähriges Bestehen. Die Klinik gibt es bereits seit 1890. Seinerzeit noch als Kurhotel errichtet, kamen ab 1920 die ersten Kinder nach Amrum, um sich während der Sommermonate auf der Insel im damaligen Kinderheim des schleswig-holsteinischen Molkereiverbandes zu erholen, erzählt Dr. Christian Falkenberg, Ärztlicher Direktor der Klinik. Namensgeber der Klinik war eine große Sanddüne, welche die Form eines überdimensionierten Sattels hatte. 1924 übernahm die damalige Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein das Kinderheim. Seither befindet es sich somit in der Trägerschaft der gesetzlichen Rentenversicherung. „Dies war die Geburtsstunde der heutigen, auf Rehabilitation für Kinder und Jugendliche ausgerichteten Klinik mit 165 Betten“, sagt Dr. Falkenberg.

1890
Auf Amrum eröffnet das
1920
Die Schleswig-Holsteinischen Molkereiverbände übernehmen das Kurhotel und widmen es zum Kindererholungsheim um.
1924
Die Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein übernimmt die Geschäftsführung.
1939
Die Konzession als Krankenhaus wird erteilt.
1987
Die Klinik wird in Kinderfachklinik Satteldüne umbenannt.
Reha ist viel mehr als eine Auszeit
In Deutschland haben sich seit den 1980er-Jahren Reha-Einrichtungen wie die Fachklinik Satteldüne auf Amrum für die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen etabliert. Das Ziel dieser Kliniken ist nicht einfach „Erholung“, sondern eine umfassende Behandlung von chronischen Krankheiten, psychischen Belastungen und Entwicklungsstörungen. Damit ist die Kinder- und Jugendlichen- Reha weit mehr als eine längere Auszeit: „Sie unterstützt junge Menschen dabei, einen besseren Umgang mit ihrer Erkrankung zu lernen, sich im Alltag zu stärken und Folgeprobleme zu verhindern“, betont Dr. Falkenberg.
Besonders bei chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder auch psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen ist eine Reha meist sinnvoll. Auf Amrum werden die jungen Patienten ganzheitlich behandelt. Dr. Falkenberg erläutert: „Das bedeutet, dass sie in Gruppen und im Einzelgespräch nicht nur über ihre Erkrankung lernen, sondern auch über Ernährung, Bewegung und Entspannungsmethoden.“ Eine Reha soll Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten, gut mit ihrer Erkrankung leben zu können, sei es in der Ausbildung, der Schule oder beim Sport.

Besonders bei chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder auch psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen ist eine Reha meist sinnvoll. Auf Amrum werden die jungen Patienten ganzheitlich behandelt. Dr. Falkenberg erläutert: „Das bedeutet, dass sie in Gruppen und im Einzelgespräch nicht nur über ihre Erkrankung lernen, sondern auch über Ernährung, Bewegung und Entspannungsmethoden.“ Eine Reha soll Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten, gut mit ihrer Erkrankung leben zu können, sei es in der Ausbildung, der Schule oder beim Sport.
Gerade die Corona-Pandemie hat den Bedarf an Kinder-Rehabilitation noch einmal verstärkt. „Insbesondere junge Menschen haben nicht nur unter dem direkten gesundheitlichen Risiko durch Covid-19 gelitten, sondern vor allem unter den Folgen von Bewegungsmangel, Isolation und gestiegenem Stress“, erläutert der Ärztliche Direktor der Fachklinik Satteldüne. „Viele Kinder und Jugendliche haben durch die Pandemie vermehrt psychische Belastungen oder körperliche Probleme entwickelt, etwa durch Bewegungsmangel oder stressbedingte Symptome.“ Sie waren von den Einschränkungen besonders betroffen, da ihnen plötzlich der Zugang zu Schule, Sport und Freunden fehlte. Ein wichtiges Ziel der Kinder- und Jugendlichen-Reha ist es, dass Kinder lernen, mit ihrer Krankheit zu leben, ohne sich von ihr einschränken zu lassen. Dabei steht laut Dr. Falkenberg stets die Frage im Vordergrund: „Wie kann ich trotz meiner Einschränkungen ein gutes Leben führen?“ In den Einrichtungen lernen die Kinder und Jugendlichen ganz praktisch, wie sie ihren Alltag bewältigen können – sei es durch gezielte Bewegungstherapie, Atemtraining oder Entspannungsübungen. Sie erfahren auch, wie wichtig es ist, zu akzeptieren, dass man nicht „perfekt“ sein muss, um ein glückliches Leben zu führen. Die Rehabilitation lehrt sie, ihre eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen.
Reha ist oft auch ein Weg, um die schulische und berufliche Zukunft zu sichern. Wenn Kinder und Jugendliche krankheitsbedingt lange ausfallen oder in der Schule überfordert sind, leidet oft auch die schulische Leistung. Hier kann eine gezielte Rehabilitation helfen: Die Kinder lernen, mit den Belastungen umzugehen, und durch eine schulische Begleitung während der Reha bleiben sie im Lernstoff dran. Für die Zukunft kann eine Reha also sehr viel bedeuten, damit sie mit ihren Altersgenossen mithalten und erfolgreich ihre Schullaufbahn oder eine Ausbildung abschließen können.
Fachklinik Satteldüne

Die Fachklinik Satteldüne auf Amrum unterstützt seit 100 Jahren Kinder und Jugendliche dabei, ihre Gesundheit zurück- zugewinnen und mit neuen Perspektiven in den Alltag zurückzukehren. Die Lage auf der Insel schafft eine besondere Atmosphäre: Die Kinder sind weit weg vom Alltag, können am Meer zur Ruhe kommen und sich auf ihre Gesundheit konzentrieren. Die Therapieprogramme in Satteldüne sind vielseitig, individuell auf die Kinder und Jugendlichen zu- geschnitten und verbinden medizinische, psychologische und sozialpädagogische Betreuung.
Mehr Inhalte zum Thema: www.sattelduene.de