Eine von ihnen wird 100 Jahre alt
Jedes dritte Mädchen wird statistisch gesehen 100 Jahre alt. Aber können sich die Schülerinnen das Altsein überhaupt vorstellen? Ein Besuch in einer „Rentenblicker“-Schulstunde.

- Dieser Artikel bietet einen praxisnahen Einblick in die Bedeutung der Altersvorsorge und Rentenplanung für junge Menschen und zeigt auf, wie wichtig es ist, frühzeitig mit der eigenen Vorsorge zu beginnen.
Ding dong ding! Das Signal, dass die Pause vorüber ist. Nach und nach kommen die Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule 9 in Nürnberg ins Klassenzimmer. Auf dem Programm steht heute eine außerplanmäßige Doppelstunde mit Simon Klatt von der Auskunfts- und Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung. Er wird den 18- bis 23-Jährigen, die derzeit zu Sozialversicherungsfachangestellten ausgebildet werden, einen zusätzlichen Einblick in das Rentensystem geben und Fragen beantworten. „Ich kann vor so einer Stunde nicht vorhersagen, wie aktiv die 90 Minuten sein werden. Das Rentenalter ist den Jugendlichen naturgemäß sehr fern“, sagt Simon Klatt, der seit 15 Jahren als Referent Nürnberger Schulen geht. „Manche haben in der Familie Beobachtungen gemacht und bringen das mit ein. Oft aber ist unser Besuch die erste Berührung mit dem Thema.“
Die Rente ist ein klassisches „Mach-ich-morgen“- Thema. Die Materie wirkt erst einmal trocken und sehr komplex – wer soll das durchdringen? Speziell für die junge Generation hat die Deutsche Rentenversicherung die Jugendinitiative „Rentenblicker“ entwickelt. Sie vermittelt unter anderem mit der Internetseite, Videos auf Social Media und „Rentenblicker“- Schulbesuchen jungen Leuten das Thema Vorsorge und Rente.
Da Simon Klatt heute mit künftigen Sozialversicherungsfachangestellten zu tun hat, die 2025 ihre Abschlussprüfung machen, kann er Grundwissen und berufliches Interesse voraussetzen. Das war auch die Intention der Lehrerin Anneke van der Oest, die die Anfrage an den „Rentenblicker“-Referentenservice initiiert hat: „Die Klasse hat schon viel Vorwissen. Da fand ich es bereichernd, durch den Service eine Ergänzung zum Schulstoff hereinzuholen.“

Alt sein? Schwer vorstellbar!
Wenn die Schülerin Nadine Nägel ans Alter denkt, hat sie ihre Urgroßeltern vor Augen. Sie sind Mitte 80 – und damit noch gut 15 Jahre von dem Alter entfernt, das für ihre Generation gar nicht ungewöhnlich sein wird: die magische 100. Jedes dritte Mädchen in Deutschland wird statistisch gesehen 100 Jahre alt. Nadine und ihre Mitschülerinnen Joëlle Klein und Anna Doppernas schauen überrascht. Wie jemand lebt, der so alt ist, können sie sich nicht vorstellen. Es fehlt an Beispielen in der eigenen Familie. „Wahrscheinlich ist alles beschwerlicher und man hat nicht viel Geld“, wirft Nadine Nägel ein. In ihrem Joballtag erfahren sie, wie es sein kann, wenn das Leben nicht mehr rundläuft und Krankheiten ins Spiel kommen. „Gesundheit und Familie sind immer wichtig“, sagt Joëlle. „Das beschäftigt mich schon. Aber ans Alter denke ich normalerweise nicht. Heute das Thema Rente durchzunehmen und zu erfahren, was die Rentenversicherung alles abdeckt, ist gut zu wissen.“
Zum Beispiel, welche Ansprüche bestehen, wenn man einen Elternteil verliert, dass auch Väter Rentenpunkte für die Erziehung der Kinder bekommen können oder Verwitwete bei einer neuen Ehe eine Rentenabfindung beantragen können. Aber auch, dass die Rente, deren Beiträge jeden Monat automatisch von ihren Gehältern eingezahlt werden, das Fundament der Altersvorsorge darstellt. Azubis von heute, so viel ist klar, sollten aber auch zusätzlich vorsorgen. Ob sie darüber zu Hause mit den Eltern sprechen werden? Vielleicht. Irgendwann. Anna bringt es auf den Punkt: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, älter zu sein. Das ist noch so weit weg. Ich fange doch gerade erst mit dem Arbeiten an.“ Simon Klatt weiß, dass Themen wie die Säulen der Sozialversicherung, der Aufbau der Rente oder die private Altersvorsorge keine Selbstläufer sind. Deshalb teilt er Karten mit Stichworten aus, zu denen die Klasse frei assoziativ sagen kann, was ihr dazu einfällt. Es geht um Begriffe wie „Ambulante Pflege“, „Krankengeld“ oder „Altersrente“.
Schnell geht es auch um konkrete Beispiele aus dem familiären Umfeld der Schülerinnen und Schüler. Der Vater einer Schülerin hat zum Beispiel eine chronische Erkrankung und kann nicht voll arbeiten. Wie wirkt sich das auf die Rente aus, und ab wann ist man zu krank, um noch arbeiten zu können? Was geschieht mit der angesammelten Rentenanwartschaft, wenn sich ein Paar scheiden lässt? Was passiert, wenn man ein Kind bekommt und für ein paar Jahre zu Hause bleibt? Wie wirken sich Kindererziehungszeiten später auf die Rente aus? Hier zeigt sich die Stärke der Wissensvermittlung über die Referenten des Rentenblickers. Da Simon Klatt in seinem beruflichen Alltag in der Beratung der Deutschen Rentenversicherung tätig ist, hat er auf so ziemlich alle Fragen eine Antwort, ein Fallbeispiel oder eine Einschätzung parat – und vor allem auch einen wichtigen Tipp fürs weitere Berufsleben: „Legt euch schon jetzt einen elektronischen Ordner an, in dem ihr eure Beitragsunterlagen sammelt. Denn bei der Rente zählt jeder Monat.“
Info
Rentenblicker ist eine bundesweite Initiative der Deutschen Rentenversicherung. Um so früh wie möglich für Themen wie soziale Sicherung und Altersvorsorge zu sensibilisieren, informiert der „Rentenblicker“ unter anderem mit Erklärvideos und im handyfreundlichen Format zu allem, was für junge Menschen relevant und interessant ist. Die Initiative wurde mehrfach ausgezeichnet. Zum Konzept gehört ebenfalls, Infomaterialien für Lehrer und Schüler anzubieten sowie die Möglichkeit, einen Referenten der Rentenversicherung für den Unterricht anzufragen. Der Besuch der Referenten ist für Schulen kostenfrei.
Alle Infos unter:
www.rentenblicker.de