Engagement hält jung
Vorstandsvorsitzende Annette Düring über ihr Ehrenamt und was sie bewegt.

- Dieser Artikel gibt spannende Einblicke in die ehrenamtliche Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung und zeigt, wie engagierte Vertreter wichtige Entscheidungen für Versicherte mitgestalten. Wer sich für Sozialpolitik und Mitbestimmung interessiert, erfährt hier aus erster Hand, warum dieses Engagement so bedeutend ist.
Frau Düring, seit September 2023 sind Sie – neben weiteren anspruchsvollen Ehrenämtern – Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Oldenburg-Bremen und Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen Rentenversicherung. Wie ist es dazu gekommen?
Annette Düring: Selbstverwaltung ist bei mir schon lange ein Thema. Bevor ich die Funktion bei der DRV Oldenburg-Bremen übernahm, habe ich mich bereits in der Selbstverwaltung von Krankenkassen stark engagiert. Als Gewerkschafterin bewegen mich von Haus aus sozialpolitische Inhalte. Im Vorfeld der letzten Sozialwahlen wurde ich angesprochen, ob ich das Amt übernehmen möchte, und nach kurzer Überlegung habe ich zugesagt. Die Sozialversicherung ist ein wichtiges Thema für mich, daher mache ich es gerne.
Die Funktionen nehmen Sie im Rahmen eines Ehrenamtes wahr. Welche Idee steckt hinter dem System der Selbstverwaltung?
Die Beteiligung der Betroffenen. Das System der Selbstverwaltung beruht auf der Einsicht, dass der Staat nicht alles selbst regeln kann und deshalb auch nicht alles entscheiden soll. Die Selbstverwaltung setzt sich paritätisch aus den Beitragszahlern – aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern – zusammen. Selbstverwaltung ist damit gelebte Demokratie. In meinem Fall vertrete ich die Versichertenseite und somit ihre Anliegen. Ich möchte, dass diese gut vertreten und auch gut versorgt sind. Zum Beispiel durch eine Reha, damit sie ihren Arbeitsplatz behalten können. Aber auch, wenn es aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht klappt, sollen sie gut versorgt werden. Hier sehe ich meinen Ansatz. Durch meine bisherigen Tätigkeiten verfüge ich über ein großes Netzwerk, sodass ich sozialpolitische Themen auch „über Bande spielen“ kann. Durch diesen Blick von außen profitieren viele.
Was sind Ihre Aufgaben in der Selbstverwaltung der DRV Oldenburg-Bremen?
Am Beispiel Reha kann man es vielleicht deutlich machen: Da setze ich mich für gute Strukturen zur Versorgung unserer Versicherten ein. Auch im Bereich der Prävention gibt es noch ungenutzte Potenziale. Da müssen wir noch früher ansetzen, damit unsere Versicherten möglichst lange und gesund ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen können. Den Versicherten soll ein gutes Gesundheitsangebot der Sozialversicherung zur Verfügung stehen. Dafür schaue ich mir dann zum Beispiel wissenschaftliche Institutionen an, in denen dazu geforscht wird. Und das – muss ich ehrlich sagen – macht Spaß.
In welchen Bereichen kommen die Versicherten der DRV in Kontakt mit der Selbstverwaltung?
Ganz klar bei einer Beratung oder Antragsaufnahme durch unsere Versichertenältesten. In direkter Nachbarschaft zu den Versicherten und Rentnern bilden sie das ortsnahe und persönliche Bindeglied zur Rentenversicherung. Versichertenälteste werden durch die Vertreterversammlung – das Parlament der Rentenversicherung – für sechs Jahre gewählt. Sie sind ehrenamtlich tätig und werden regelmäßig durch die DRV geschult. Sie beraten zum Beispiel Kolleginnen und Kollegen in ihren Betrieben oder bieten Sprechtage an. Der nächste Bereich sind die Widerspruchsausschüsse. Diese werden tätig, wenn ein Versicherter oder eine Versicherte mit einer Entscheidung, zum Beispiel der Ablehnung eines Reha-Antrags, nicht einverstanden ist. Die Widerspruchsausschüsse setzen sich ebenfalls aus Mitgliedern der Selbstverwaltung, also Arbeitnehmern und Arbeitgebern, zusammen.
Was treibt Sie bei der Wahrnehmung des Ehrenamtes an?
Das ist ein einziges Wort: Gerechtigkeit. Dies hört sich vielleicht irgendwie komisch an, aber dies ist mein Antrieb. Aus diesem Grund mache ich auch Gewerkschaftsarbeit. Ich möchte Versicherten eine Stimme geben. Und ich möchte, dass Versicherte an das System Rente auch weiterhin glauben. Ich persönlich bin davon fest überzeugt. Wir stehen vor großen Herausforderungen und müssen auch noch ein bisschen was verändern. Aber ich glaube, wenn jemand ein Leben lang arbeitet, dann hat er auch ein Recht darauf, gut abgesichert zu sein. Rente ist immer an den Faktor Arbeit gebunden. Aber die Arbeitswelt hat sich unheimlich verändert und das spiegelt sich im Rentensystem so noch nicht wider. Wir haben eine Zunahme von Selbstständigen, Solo-Selbstständigen, Leiharbeitern und Minijobbern. Dies ist eine der Herausforderungen, zu deren Bewältigung die Politik noch ihre Hausaufgaben machen muss. Wir dürfen unsere Solidarsysteme nicht leichtfertig aufgeben. Es lohnt sich, daran zu arbeiten. Und ich glaube: Wenn sich wirklich alle daran beteiligen, geht es auch gut.
Das Thema Gesundheit liegt Ihnen am Herzen. Wie halten Sie sich als Neu-Rentnerin fit?
Neben meinem ehrenamtlichen Engagement laufe ich viel und bin auch im Fitnessstudio, aber jetzt nicht übertrieben oft. Und es ist mir wichtig, einen guten Freundeskreis zu haben, in dem man sich über alles austauschen kann. Ich genieße es auch, einfach Spaß zu haben und den Tag mal so dahinlaufen zu lassen. Dann fühlt es sich komplett für mich an. Und das ist sehr schön!