„Für Paare eine kritische Phase“

Altersforscherin Katharina Mahne erklärt, warum eine gute Vorbereitung auf den Ruhestand entscheidend ist, um den Übergang zur Rente gut zu meistern.

Lächelndes Paar auf einer Wiese bei Sonnenuntergang.
Darum sollten Sie diesen Artikel lesen:
  • Der Artikel zeigt, warum eine gute Vorbereitung auf den Ruhestand wichtig ist, um Schwierigkeiten zu vermeiden, und wie man durch neue Aufgaben und soziale Netzwerke den Übergang besser meistern kann.
Text: Silke Mertins
Rente
01/2025

Die meisten Menschen freuen sich auf den Ruhestand. Warum empfehlen Sie dennoch, sich auf diese Zeit gut vorzubereiten?
Katharina Mahne: Aus der Altersforschung weiß man, dass ein Viertel bis ein Drittel der Betroffenen Schwierigkeiten mit der Anpassung haben. Was diese Transformation von anderen unterscheidet, ist, dass wir sie vorher nicht üben können. Jeder hat eine Vorstellung vom Ruhestand und beobachtet ihn bei anderen. Aber wie es sich tatsächlich anfühlt, jenseits des Erwerbslebens zu sein, erfahre ich erst, wenn ich selbst in der Situation bin.

Was genau bereitet denn Schwierigkeiten?
Der Ruhestand ist ein Zustand, der nicht um-kehrbar ist. Wenn ich verheiratet bin, dann kann ich mich trennen und wieder heiraten. Wenn ich im Ruhestand bin, bleibe ich bis ans Ende meiner Tage Rentner oder Rentnerin, selbst wenn ich nebenbei noch arbeite. Der Ruhestand dauert im Schnitt 20 Jahre und ist eine eigenständige Lebensphase. Manche stellen sich vor, dass sie im Ruhestand ein ganz anderer Mensch sein werden. Sie stellen jedoch dann schnell fest, dass man die Baustellen und Schwierigkeiten, die man vorher hatte, mit-nimmt.

Viele fragen sich bestimmt, wer sie überhaupt ohne ihren Beruf sind, oder?
Diejenigen, denen der Übergang in den Ruhestand schwerfällt, sind oft Menschen, die sich sehr stark mit ihrem Beruf identifiziert haben oder privat kein Gegengewicht zu ihrem Job hatten.

Was kann man tun, um trotzdem nicht in die Krise zu geraten?
Man muss erst mal schauen, was es denn genau ist, was einen so stark an diese berufliche Tätigkeit bindet. Wenn man herausfindet, worum es dabei geht, kann man sich ein Äquivalent beispielsweise im ehrenamtlichen Bereich suchen.

Wie könnte das konkret aussehen?

Ich hatte über einen längeren Zeitraum einen Klienten, der Sozialarbeiter war, immer in Projekten gearbeitet und dort sehr viel auf die Beine gestellt hat. Er hat dann schon während der letzten Jahre seiner Berufstätigkeit angefangen, Wandertouren für seinen Freundeskreis zu organisieren. Sein Hobby, das Fotografieren, hat er auch noch mit eingebaut und für alle eine Foto-Dokumentation erstellt. Und das hat ihn sehr zufriedengestellt.

Haben Sie geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit dem Ruhestand beobachtet?
Was man generell sagen kann, ist, dass Frauen in der Regel besser in der Problembewältigung sind. Sie haben oft ein tragfähigeres soziales Netzwerk und gehen eher in den Austausch, wenn ihnen etwas auf der Seele brennt.

Wie wirkt sich der Ruhestand auf Paarbeziehungen aus?
Wenn einer von beiden plötzlich immer zu Hause ist, ist das auch für Paare eine kritische Phase. Die Scheidungsraten gehen beim Eintritt in den Ruhestand hoch. Eine Krise lässt sich aber vermeiden oder bewältigen, wenn man frühzeitig darüber spricht, was dieser neue Lebensabschnitt für die Beziehung bedeutet.

Porträtfoto von Katharina Mahne.
Katharina Mahne

ist promovierte Altersforscherin und war unter anderem Leiterin des Deutschen Alterssurveys, der größten deutschen Studie zum Thema Älterwerden. Seit 2017 arbeitet sie als systemischer Coach für den Ruhestand.

Mehr zu Katharina Mahne:
www.mahne-coaching.de

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