Ein Fest für die Gemeinschaft
Warum der Veranstalter Sebastian Enkelmann aus Überzeugung freiwillig Rentenbeiträge zahlt.

Der Artikel ist lesenswert, weil er aufzeigt, wie wichtig es für Selbstständige ist, frühzeitig für ihre Altersvorsorge vorzusorgen.
Vielleicht ist es das Selbstständigen- Gen. Das vermutet Sebastian Enkelmann jedenfalls. Weder die regionale Herkunft noch das Elternhaus waren es. Er wurde in der DDR geboren, beide Eltern waren Angestellte. Enkelmann junior dagegen verkaufte unter den Gewerbetreibenden seiner Heimatstadt schon Anzeigen für eine Schülerzeitung, als die noch ein Projekt in Planung war. Zwischen Abitur und Wehrdienst versorgte er mit Freunden im Rahmen eines Schülerjobs die Arbeitsplätze einer Behörde mit Steckdosen. Mit einer Art Gründungszuschuss und zwei Freunden wagte er dann seine erste Selbstständigkeit. Im Keller einer Kartbahn schufen sie „Studio 3“, einen Techno-Club. Von den etwa 15 Veranstaltungen, die stattfanden, waren aber vielleicht zwei rentabel. Er versteigerte für andere deren geschaffene Plakate in limitierter Auflage auf eBay, das lief besser. Dann wollte er „etwas Ordentliches“ machen. Als Trekkie mit Begeisterung für Astronomie fing er an, Physik zu studieren. Nach dem Vordiplom stellte er fest, dass er nicht diszipliniert und fleißig genug war. Es tat sich aber etwas Neues auf: Als Kulturreferent im Studierendenrat seiner Uni organisierte er Veranstaltungen. Er wechselte den Studiengang und studierte Sprechwissenschaft. Er machte immer mehr Projekte mit immer mehr Teilnehmenden in einer nebenerwerblichen Selbstständigkeit. Das nahm zum Schluss so viel Zeit in Anspruch, dass es zwischen Diplomprüfung und Diplomarbeit Jahre dauerte.
Faszinierende Veranstaltungen
Dass Enkelmanns Geschäft die Veranstaltungen wurden, lag daran, dass er immer wieder empfohlen wurde. Heute bezeichnet er sich als Veranstalter, will aber selbst nicht im Vordergrund stehen. Die „ems Event- & Markenservice GmbH“ deren Geschäftsführer er ist, kümmert sich folgerichtig weniger um Bühnen und das, was darauf passiert, sondern um das Drumherum. Das Unternehmen hat neun Festangestellte und im Jahresverlauf bis zu 300 Mitarbeitende, die meist geringfügig als Aushilfskräfte tätig sind. Seine Kunden sind Veranstalter von großen Festivals, die sich meist um Musik drehen und fünf-, manchmal sogar sechsstellige Teilnehmerzahlen haben. Er hilft in verschiedenen Geschäftsfeldern, die Spannbreite ist groß. Das Verkehrs- und Flächenmanagement gehört dazu. Seine Mitarbeitenden scannen auch Tickets, checken ein, besetzen Helpdesks und Infopoints, arbeiten als Servicekräfte. „Da ist vorher flaches Land mit Gras und Bäumen. Dann wird für einen Zeitraum von vier Tagen Infrastruktur für bis zu 100.000 Menschen hingestellt. Die Breite der Themen, die das mit sich bringt – das ist die Faszination für mich“, sagt er. Zweites Standbein seines Unternehmens ist der Markenservice. Dazu kam es eher zufällig, weil ein Kollege von ihm aus dem Merchandise Shop einer Universität kam. So veredeln sie auch Textilien, Tassen und anderes mit Logos und ausgefallenen Motiven. Das war während der Corona-Pandemie sehr hilfreich. Der Umsatz ging im Mittel auf „nur“ etwa 30 Prozent zurück. Dank Kurzarbeit musste er niemanden entlassen.

„Ich bin ein großer Freund des deutschen Sozialversicherungssystems.“
Sebastian Enkelmann, selbstständiger Unternehmer in der Veranstaltungsbranche
Soziale Sicherheit
In Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur hat Enkelmann während der Pandemie auch erfahren, dass soziale Sicherungssysteme sehr gut funktionieren. „Ich habe ausgesprochen positive Erfahrungen gemacht“, meint er. Seine Leute arbeiteten eben auch als Erntehelfer oder Security- Mitarbeitende vor Supermärkten weiter. Es dauerte dann noch eine Weile, bis Enkelmann anfing, das eigene Unternehmen und dessen Wachstum nicht mehr als nahezu alleinige Altersvorsorge zu sehen. Er wusste, dass er bislang fast nichts in die Rentenversicherung eingezahlt hatte. Sein Vater empfahl ihm ein Gespräch mit einem Berater. Der kam zu dem Schluss, eine große Einmalzahlung und künftig laufende Zahlungen vorzunehmen. Auch seine Steuerberaterin riet ihm dazu. Beide Beratende sind selbst freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert; beide verwiesen auch auf die über 130-jährige Geschichte „der Rente“ in Deutschland, die zwei Weltkriege überstanden und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Wiedervereinigung gemeistert habe. Das überzeugte Enkelmann. Er meint, das sei der sichere Teil seiner Altersvorsorge. Die Erträgnisse aus ein paar Aktien und ETFs, die er für die private Altersvorsorge kaufe, kämen, neben der Unternehmung an sich, noch obendrauf. Er bereut ein wenig, nicht früher das Schließen seiner persönlichen Rentenlücke angegangen zu haben.
Sebastian Enkelmann war nämlich schon vorher ein großer Freund des deutschen Sozialversicherungssystems – trotz des Reformbedarfs, den auch er sieht. Er ist gesetzlich krankenversichert und war das schon immer. Er bekommt deshalb oft den Vogel gezeigt, was ihn ärgert: „Ich halte nichts davon, dass Menschen sich bloß die Rosinen herauspicken. Das finde ich unlauter. Auch die umlagefinanzierte Rentenversicherung ist eine sinnvolle und gute Idee für eine Gesellschaft. Ich bin der Überzeugung, da gehöre ich auch als Selbstständiger mit dazu.“ Er findet, dass eine Gesellschaft nicht verschiedene Klassen brauche. Die gesetzliche Rentenversicherung biete ihm zudem nicht nur ein Finanzinvestment, sondern beispielsweise auch Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, von denen die Umschulung die bekannteste ist.
Romantik über Bande
Enkelmann hofft, dass seine freiwilligen Zahlungen auch dazu beitragen, dass seine langjährige Partnerin (und Mutter der beiden gemeinsamen Kinder) endlich dafür sorgt, dass sie eine Witwenrente bekommt, sollte er das Renteneintrittsalter nicht erreichen. Er sieht, wie wichtig diese auch eines Tages noch für seine Eltern werden könnte.