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„Wir bringen Gesundheit in die Betriebe“

Seit zehn Jahren berät der Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung Unternehmen in Westfalen. Ein Gespräch mit Berater Felix Oberwittler, der Betriebe auf ihrem Weg zu einem gesunden Arbeitsumfeld begleitet.

Auf dem Bild sitzt ein Mann in einem Café und führt ein Gespräch.
Darum sollten Sie diesen Artikel lesen:

Der Artikel ist lesenswert, weil er anschaulich erklärt, wie Betriebe die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern können – mit kostenloser Unterstützung durch die Rentenversicherung.

Interview: Sara Schwedmann
Prävention
Nordrhein-Westfalen
02/2025

Herr Oberwittler, den Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung Westfalen gibt es seit zehn Jahren. Was genau macht Ihr Team?
Felix Oberwittler: Kurz gesagt: Wir bringen Gesundheit in die Betriebe. Wir helfen Unternehmen, gesund und gut organisiert zu arbeiten. Wir beraten zu Sozialversicherungsfragen, Altersvorsorge und vor allem zum Gesundheitsmanagement – also wie Beschäftigte lange fit und leistungsfähig bleiben. Mein Team kümmert sich dabei ausschließlich um den Aspekt Gesundheit, darauf sind wir spezialisiert und beraten Betriebe individuell, begleiten sie und helfen, ein Netzwerk aufzubauen. Unser Service ist dabei kostenlos, weil Arbeitgeber durch ihre Beiträge an die Rentenversicherung bereits dafür zahlen.

Gesundheit im Betrieb – wie sieht das konkret aus?
Viele Betriebe rufen uns an, weil sie etwas für ihre Mitarbeitenden tun wollen, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen. Dann kommen wir ins Spiel. Ein Beispiel: Wenn in einer Steuerkanzlei alle über Rückenschmerzen klagen, können wir den Betrieb mit Krankenkassen oder der Berufsgenossenschaft vernetzen, die ergonomische Arbeitsplatzanalysen anbieten. Oder wir stellen unser Präventionsprogramm „RV Fit“ vor, das Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung kombiniert. Manche Unternehmen organisieren dazu Betriebsversammlungen, in denen wir unser Angebot direkt vorstellen.

Rückenschmerzen – ist das der häufigste Grund, warum sich Unternehmen bei Ihnen melden und nach Gesundheitsmaßnahmen fragen?
Es gibt ein paar Klassiker: Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden, Stress und psychische Belastungen. Viele Beschäftigte sitzen den ganzen Tag am Schreibtisch oder arbeiten in körperlich anstrengenden Berufen. In der Produktion, im Handwerk oder in der Pflege sind Rückenprobleme ein großes Thema. In der Verwaltung hingegen nehmen psychische Erkrankungen durch Stress, hohe Arbeitsbelastung und Personalmangel zu. Auch Schichtarbeit kann langfristig gesundheitliche Folgen haben – etwa Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wie sieht eine Beratung in der Praxis aus?
Wenn sich ein Unternehmen bei uns meldet, analysieren wir zuerst die Situation: Welche Herausforderungen gibt es? Wo gibt es Handlungsbedarf? Dann erarbeiten wir gemeinsam eine Strategie, die auf den Betrieb zugeschnitten ist. Und das ist der entscheidende Punkt: Wir bleiben dran. Wir begleiten Unternehmen nicht nur am Anfang, sondern auch in den folgenden Monaten und Jahren, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen nachhaltig greifen. Gesundheitsmanagement ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Prozess – und wir helfen, ihn dauerhaft in den Betrieb zu integrieren.

„Wir vernetzen kleine Betriebe, damit sie gemeinsam mehr erreichen.“

Felix Oberwittler, Firmenberater, DRV Westfalen

Kommen die Anfragen eher von den Geschäftsführungen oder von den Betriebsräten?
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal sind es Geschäftsführer, die sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren wollen. Manchmal sind es Betriebsräte, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Unser Job ist es, beide
Seiten zusammenzubringen.

Schließlich lohnt es sich ja auch für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen …
Ja, genau. Studien zeigen: Gesunde Mitarbeitende sind leistungsfähiger, motivierter und fehlen seltener. Das spart Kosten und steigert gleichzeitig die Attraktivität eines Unternehmens im Wettbewerb um Fachkräfte. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann ein gutes Gesundheitsmanagement ein echtes Plus sein. Viele Unternehmen unterschätzen das – bis sie merken, dass ihnen gute Leute abspringen oder Mitarbeitende sich häufig krankmelden. Viele Unternehmen wissen gar nicht, dass sie durch uns leicht Zugang zu kostenlosen oder geförderten Programmen bekommen.

Sie arbeiten auch daran, kleinere Unternehmen miteinander zu vernetzen. Warum?
Gerade kleine Betriebe haben oft nicht die Ressourcen, um eigene Gesundheitsprogramme auf die Beine zu stellen. Ein Malermeister mit drei Angestellten kann sich kaum einen eigenen Gesundheitstag oder regelmäßige Sportangebote leisten. Deshalb bringen wir Unternehmen aus einer Region oder Branche zusammen, damit sie gemeinsam Gesundheitsmaßnahmen umsetzen können. Das funktioniert zum Beispiel über Handwerkskammern oder andere Wirtschaftsnetzwerke. Letztendlich profitieren alle Beteiligten und die Kosten werden geteilt – eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Mitarbeitende.

Wie reagieren Unternehmen auf Ihr Angebot?
Sehr positiv! Gerade wenn sie merken, dass sie nicht allein dastehen. Viele denken immer noch, dass Gesundheitsmanagement nur etwas für große Konzerne ist. Aber wir zeigen ihnen, dass es auch im kleineren Rahmen möglich ist – und dass sie sich zusammentun können, um mehr zu erreichen.

Gibt es Unternehmen, die anfangs skeptisch sind?
Ja, klar. Manche denken erst, dass Gesundheitsmaßnahmen teuer oder kompliziert umzusetzen sind. Aber sobald sie sehen, wie einfach viele Dinge funktionieren und wie schnell sich erste Erfolge zeigen, sind sie begeistert. Viele Betriebe starten mit einer kleinen Maßnahme, etwa einer Infoveranstaltung oder einem Rückenkurs, und merken dann: „Das tut uns richtig gut.“ Dann wollen sie mehr. Und genau das ist unser Ziel: Gesundheitsmanagement soll ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur werden.

Wo kann man sich denn am besten informieren, wenn man das Thema angehen möchte? 
Der beste Weg ist, sich direkt bei uns zu melden. Wir beraten individuell und finden für jedes Unternehmen die passende Lösung. Einfach mal auf unsere Website klicken und uns dann gern mailen oder anrufen: 
www.drv-westfalen.de/firmenservice

INFO

Felix Oberwittler arbeitet seit zwei Jahren als Firmenberater bei der DRV Westfalen. Der 35-Jährige hat in Bochum Sportwissenschaft studiert und einen Bachelor of Science mit dem Schwerpunkt Prävention und Rehabilitation gemacht. Als Experte für betriebliches Eingliederungsmanagement verfügt er zudem über eine Qualifikation in der medizinischen Trainingstherapie und ist Übungsleiter mit dem Fokus Orthopädie und Neurologie.

RV Fit ist das Präventionsprogramm der Deutschen Rentenversicherung.
Mehr Infos unter:
www.rv-fit.de

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