Der Eisbrecher
Wie das Präventionsangebot „RV Fit“ Tierpfleger Ridsert Opitz dazu motiviert hat, stärker auf seine Gesundheit zu achten.

Der Artikel zeigt anschaulich, wie gezielte Präventionsmaßnahmen helfen können, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und wirksam zu beheben.
An einem normalen Arbeitstag ist Ridsert Opitz acht Stunden lang von etwa 300 weiblichen Wesen umgeben und kümmert sich um sie. Sie alle haben vier Beine – es sind Milchkühe. Opitz arbeitet als Tierpfleger in einem Brandenburger Milchveredelungsbetrieb, der eine große internationale Molkereigenossenschaft beliefert. Wenn eine der Kühe kalbt, versucht Opitz es so einzurichten, dass er schon während der Geburt dabei ist. Dann versorgt er Kälbchen und Mutterkuh und kümmert sich darum, dass es beiden gut geht.
Beruflich schwer unterwegs
Es ist Opitz’ zweiter Beruf. Beim Bau- und Montagekombinat Schwerin wurde er zum Stahlbeton-Facharbeiter ausgebildet, Spezialitäten: Hochbau, Industriebau und Brücken. „Überall, wo gebaut wurde, war ich da, in ganz Deutschland“, sagt er. 2010 wurden die ganzen Montagereisen dem inzwischen vierfachen Familienvater zu viel. Er wurde angesprochen, ob er nicht in seiner Prignitzer Heimat arbeiten wolle. Da sattelte er um.
Sport mache er eigentlich genug in seinem Beruf – das dachte er jedenfalls. Als Bauarbeiter musste er sich ständig an der frischen Luft bewegen und viel mit den Händen machen. Für die Versorgung der neugeborenen Kälber muss er sie zuweilen auch hochheben. Selbst ein gerade geborenes Kälbchen wiegt um die 40 Kilogramm. Irgendwann machte sein Rücken Probleme. Seine Physiotherapeutin wies ihn darauf hin, dass etliche seiner Muskeln verkürzt oder verkümmert seien. Er war nicht einmal mehr in der Lage, in Rückenlage sein ausgestrecktes Bein hochzuheben. Dass er sich mit seinen Beschwerden gleich an die Physiotherapeutin wandte, hatte mit seiner Hausärztin zu tun. Sie hatte ihm bei einem vorhergehenden orthopädischen Problem drei Möglichkeiten präsentiert: Spritzen, Operation oder Physiotherapie. Seine Wahl fiel auf die Physiotherapie, bei der er selbst aktiv mitwirken und seinen Gesundheitszustand beeinflussen konnte. Die Entscheidung war die richtige: Nach nur wenigen Terminen war er schmerzfrei.

Yoga-Gruppe – etwas für Männer?
Diese Physiotherapeutin sieht der heute 58-Jährige seit seinen Rückenschmerzen jetzt sehr regelmäßig jeden Mittwoch. Da bietet sie eine Pilates- und Yoga-Gruppe an, in der er der einzige männliche Teilnehmende war. Unter den gut zehn Frauen des Kurses: die eigene Ehefrau. In der Gruppe lernte er Übungen, die ihm halfen. Die Muskeln wuchsen, die Schmerzen schwanden. Opitz war begeistert.
Im Frühjahr 2024 kam eine Mitarbeiterin des Firmenservices der Deutschen Rentenversicherung Bund zum Arbeitgeber von Frau Opitz. Sie informierte unter anderem über das Präventionsangebot namens „RV Fit“. Das Programm – Stressbewältigung, Ernährung und Ausgleichssport – sprach auch Ridsert Opitz an. Die Anträge der Eheleute Opitz auf Teilnahme wurden sofort genehmigt. Weil sie erst fünf Monate später loslegen wollten, konnten sie sich ihren Starttermin aussuchen.
Die idyllisch gelegene Rehaklinik Hohenelse bei Rheinsberg im Norden Brandenburgs, wo der Präventionskurs stattfand, wurde 1904 als „Genesungsheim für Männer“ gegründet. Die Zeiten sind lange vorbei. Ridsert Opitz war einer von nur zwei Männern der achtköpfigen Gruppe. „Die waren alle begeistert“, schwärmt er noch heute. Es gab eine Woche Intensivprogramm zu den Themen Ernährung, Bewegung und Fitness.
Es schockierte ihn, wie viel Zucker in einer normalen Ketchupflasche ist. Dieses Lebensmittel haben sie jetzt vom Einkaufszettel gestrichen. Ansonsten haben sie sich vorgenommen, mehr Gemüse zu essen und mehr Wasser zu trinken. Und das Tischtennisspielen haben sie für sich beide nach einer etwa 40-jährigen Pause neu entdeckt. Da trifft es sich wunderbar, dass der Heimatverein ihres Dorfes einen Wettbewerb gewonnen und von dem Preisgeld eine Outdoor- Tischtennisplatte angeschafft hat. Auch sonst bewegen sich die Eheleute Opitz regelmäßig. Ins Schwitzen kommen sie dabei selten. Spaziergänge durch den Wald und Radtouren durch die Prignitzer Natur erfüllen auch ihren Zweck.

„Bewegt euch mehr und achtet darauf, was ihr esst! Lasst euch nicht stressen, macht, was euch guttut!“
Ridsert Opitz, Tierpfleger
Vorbild für andere Männer
Inzwischen ist Ridsert Opitz nicht mehr der einzige Mann in der Pilates-Yoga- Gruppe. Er brach das Eis für zwei weitere Männer. Einer wurde von seiner ebenfalls in der Gruppe trainierenden Frau motiviert: „Der Ridsert ist auch da, willst du nicht mitkommen?“ Der andere ist ein Arbeitskollege, der den ganzen Arbeitstag auf dem Traktor sitzt und der anfing, über Kreuzbeschwerden zu klagen. Opitz empfahl ihm die Gruppe, und auch bei ihm verschwanden die Schmerzen durch regelmäßiges, zielgerichtetes Training.
Die Lebenserwartung von Männern liegt etwa vier Jahre unter der von Frauen. Zwei der Gründe dafür: Sie ernähren sich meist ungesünder und sie tun aktiv weniger für ihre Gesundheit, gehen zum Beispiel seltener zum Arzt. Ridsert Opitz ist da anders, er will Vorbild sein. Er ist inzwischen auch sehr stolzer Opa von zwei Jungs, fünf und zwei Jahre alt. Was ist seine Botschaft an andere Männer? „Bewegt euch mehr! Achtet darauf, was ihr esst! Lasst euch nicht immer stressen von anderen, denkt auch an euch selbst und macht, was euch guttut!“ Spätestens, wenn die ersten Zipperlein aufträten, sei es Zeit für eine Präventionsmaßnahme. Gerne aber auch schon vorher.
RV Fit
ist ein kostenfreies Trainingsprogramm mit Elementen zu Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung für Berufstätige.
Mehr Infos unter: www.rv-fit.de