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Die Später-Väter

Ältere Väter sind keine Ausnahme mehr. Männer entschließen sich zunehmend, noch mit über 50 Jahren Kinder zu bekommen. Ein Trend, der keineswegs einmalig ist. Schon vor mehr als 100 Jahren lag das Durchschnittsalter der Väter bei Mitte 30. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Ein älterer Mann mit grauen Haaren und Bart sitzt im Garten und hält einen kleinen Jungen auf dem Schoß. Beide lachen herzlich. Der Junge trägt eine beige-graue Strickjacke, der Mann eine braune Jacke über einem dunklen Pullover. Im Hintergrund sind grüne Wiese, Bäume und gelb blühende Narzissen zu sehen.
Darum sollten Sie diesen Artikel lesen:

Späte Vaterschaft ist längst kein Einzelfall mehr – sie ist Teil eines gesellschaftlichen Trends. Dieser Artikel beleuchtet, warum Männer heute später Väter werden, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind und was das für Familie, Beruf und Rente bedeutet. Lesenswert für alle, die Familie und Lebensplanung neu denken.

Text: Heimo Fischer
Rente
03/2025

Boris Becker tut es mit 57 Jahren, Peter Maffay hat es mit 69 und der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sogar mit 89 Jahren getan– sie sind noch einmal Vater geworden. Mit ihren Altersmarken stehen die drei Prominenten für einen Trend, der sich auch in der Statistik ablesen lässt. Weltweit steigt das durchschnittliche Alter von Vätern bei der Geburt eines Kindes deutlich an. Lag es 1991 noch bei 31,0 Jahren, kletterte es bis 2023 auf 34,7 Jahre. Das belegen Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). 

Eine späte Vaterschaft ist allerdings nicht ohne Risiko. Eine Reihe von Studien deuten darauf hin, dass Kinder von älteren Vätern häufiger zu früh geboren werden und weniger wiegen als der Nachwuchs jüngerer Männer. Sebastian Klüsener vom BiB hebt aber gleichzeitig die Vorzüge einer späten Vaterschaft hervor: „Ältere Väter haben sich in der Regel schon mehr am Arbeitsmarkt etabliert.“ Sie können ihren Kindern daher einen finanziell besser abgesicherten Start ins Leben ermöglichen. 

Den Anstieg des Durchschnittsalters von Vätern führt er auch auf das veränderte Rollenverständnis von Männern und Frauen zurück. Da die Ausbildungszeiten länger werden und sich auch die Karrieremöglichkeiten für Frauen verbessert haben, entschließen sich Paare später, eine Familie zu gründen. Dadurch werden natürlich auch die Männer später Vater.

Porträt einer Frau mit kinnlangem blonden Haar und Brille, die in die Kamera lächelt. Sie trägt ein dunkelblaues Jackett und hat die Arme locker vor der Brust verschränkt.

„Im geschichtlichen Vergleich sind ältere Väter nichts Ungewöhnliches.“

Sabine Walper, 

Deutsches Jugendinstitut, Direktorin

Seit den 1970er-Jahren werden die Väter wieder älter. „Im geschichtlichen Vergleich ist das allerdings nichts Ungewöhnliches“, sagt Klüsener. In einer Gemeinschaftsstudie mit der Uni Oldenburg, die Zahlen verschiedener Länder
über 100 Jahre auswertet, kam er zu dem Ergebnis, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Durchschnittsalter von Vätern nur leicht von dem heutigen abweicht. In Frankreich um 1900 waren Väter bei Geburt ihrer Kinder im Durchschnitt 34 Jahre alt. In Schweden sogar deutlich älter. Bis in die 1970er-Jahre ging der Wert stark zurück und stieg anschließend wieder an. 

Worin liegen die Gründe dafür? „In den zum Teil noch stark landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften waren die Männer einfach zu arm, um schon mit Anfang 20 eine Familie zu gründen“, sagt Sabine Walper, Professorin und
Direktorin des Deutschen Jugendinstituts in München. Außerdem waren die Familien damals noch größer. Wenn also etwa nach dem fünften weitere Kinder zur Welt kamen, waren ihre Väter oft schon im fortgeschrittenen Alter. Dadurch stieg das Durchschnittsalter der Väter. 

Das änderte sich, als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Industrieunternehmen entstanden und in den Städten bessere Löhne und Gehälter gezahlt wurden. „Erwerbstätige konnten früher höhere Einkommen erzielen, um sich Kinder leisten zu können“, sagt Walper. Zur gleichen Zeit sank der Anteil der kinderreichen
Familien – und das Durchschnittsalter sank.

Ein Mann hält ein Kleinkind in blauer Kleidung auf einer Fensterbank und beugt sich lächelnd mit gespitzten Lippen zu ihm. Das Kind schaut ihn aufmerksam an und hebt eine Hand in seine Richtung. Durch das Fenster ist unscharf ein Auto und ein Haus zu erkennen, im Raum im Hintergrund steht eine bunte Tischlampe.

Ältere Papas sind aktiver

Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Väter und Mütter, die bereits älter sind, ihre Rolle entspannter wahrnehmen und mehr Zeit in die Kinder investieren, sagt Walper. „Persönlich haben sie sich oft schon verwirklicht, sodass mehr Freiraum für die Familie besteht.“

Ein ähnlicher Trend ließe sich bei Vätern erkennen, die eine neue Partnerin gefunden haben, im zweiten Anlauf wieder Vater werden. „Hier sehen wir die Tendenz, dass dieser Personenkreis seine Vaterschaft oft aktiver ge-staltet“, sagt Walper. Wer sich beruflich abgestrampelt hat und die erste Ehe dadurch in die Brüche ging, will es beim zweiten oder dritten Mal besser machen.

Eine klare Tendenz lässt sich auch beim Bildungsstand erkennen. „Ältere Väter haben öfter studiert, sich beruflich länger qualifiziert und beziehen höhere Einkommen“, sagt Walper. Wer hingegen schon in jungen Jahren
Kinder bekommt, habe eher eine kürzere Ausbildung gemacht und sie entsprechend früh abgeschlossen.

Berufliche Vorteile könnte es jungen Eltern hingegen bringen, wenn Oma und Opa noch fit sind. „Großeltern spielen eine große Rolle bei der Entlastung von Vätern und Müttern“, sagt Walper. Mit anderen Worten: Wer den eigenen Eltern seine Kinder anvertrauen kann, erhält mehr Freiraum für die eigene Karriere.

Allerdings, betont Walper, gibt es Grenzen. Sind die Großeltern zu jung und müssen noch selbst arbeiten, geht die Gleichung nicht mehr auf. „Am besten ist es, wenn Oma und Opa gerade selbst in Rente gegangen sind.“

Information

Rentenplus für Väter

Ältere Väter haben oft den inneren Freiraum, sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern. Das kann sich auf die Rente auswirken. Denn die Deutsche Rentenversicherung erkennt Kindererziehungszeiten von Vätern auch rückwirkend an. Dabei kommt es allerdings immer auf den jeweiligen Einzelfall an.

Mehr Information online:
t1p.de/Kindererziehung-Rente

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