Herzenssache
Nach einem Herzinfarkt ändert sich das Leben oft schlagartig. Das kardiologische Angebot der Klinik Bad Wörishofen hilft, neues Vertrauen in den Körper zu finden.

Der Artikel zeigt auf, warum Männer ein höheres Herzinfarktrisiko haben, welche Warnsignale Sie ernst nehmen sollten und wie Sie durch gezielte Vorsorge Ihre Gesundheit besser schützen können.
Über 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Oft aus heiterem Himmel. Männer trifft es dabei deutlich häufiger als Frauen. Die meisten Infarkte treten bei Männern im Alter zwischen 68 und 76 Jahren auf. Jedoch können auch deutlich jüngere Männer – unter 40 Jahren – bereits einen Herzinfarkt bekommen. Und noch eine traurige Erkenntnis: Die meisten Todesfälle bei Männern durch Herzinfarkt ereignen sich ab 65 Jahren. Das Risiko steigt bei ihnen circa zehn Jahre früher als bei Frauen.
Doch haben Männer tatsächlich ein höheres Risikoprofil? Hier gibt es eine eindeutige Antwort, so Prof. Dr. Jens Wagner, Chefarzt der Klinik Bad Wörishofen: „Männer erkranken häufiger und auch deutlich früher am Herz als Frauen, deren Gefäße durch die Ausschüttung der weiblichen Sexualhormone länger geschützt sind. Nimmt diese mit den Wechseljahren ab, steigt auch bei ihnen das Risiko.“ Hinzu kommt, dass Männer sich in der Regel anders verhalten als Frauen. Sie gehen seltener beziehungsweise später zum Arzt, essen ungesünder und konsumieren häufiger Alkohol, Nikotin oder andere Drogen. Auch das klassische Männerbild spielt eine wichtige Rolle: Ganz nach dem Motto des „stärkeren Geschlechts“ achten sie weniger auf die Signale ihres Körpers und sind risikobereiter. Ein beruflicher Erfolg wird oft der eigenen Gesundheit übergeordnet. Hierfür werden Stress, ein erhöhter Blutdruck, Bewegungsmangel und ein zu hohes Körpergewicht in Kauf genommen.
Auslöser für einen Herzinfarkt ist der Verschluss eines Herzkranzgefäßes nach Einriss eines Plaques. Die Folge: Ein Teil des Herzmuskels wird nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr durchblutet. Jeder Herzinfarkt bedeutet deshalb eine akute Lebensgefahr, da die Herzmuskelzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. „Bei einem Verdacht zählt buchstäblich jede Sekunde. Der Betroffene muss sofort von einem Notarzt und anschließend in einer Klinik behandelt werden, damit es nicht zu lebensbedrohlichen Komplikationen und irreparablen Schäden kommt“, so der Chefarzt Jens Wagner.

„Männer erkranken häufiger und früher am Herz als Frauen.“
Prof. Dr. Jens Wagner, Chefarzt Klinik Bad Wörishofen
Herzinfarkt: Risiken senken!
Seit 19 Jahren leitet er die Kardiologische Abteilung der Fachklinik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Deutschen Rentenversicherung Schwaben in Bad Wörishofen. Neben Patienten nach Herzinfarkt, Stent-, Bypassoder Herzklappen-Operationen werden in der mehrfach zertifizierten und ausgezeichneten Rehabilitationsklinik auch Menschen mit einer Herzmuskelschwäche, nach einer Lungenembolie oder auch besonders schwere Fälle mit Kunstherz oder nach einer Transplantation behandelt. „Selbst wenn nach einem Infarkt keine bleibenden Schäden davongetragen werden, müssen die Ursachen ernst genommen und das Risiko für einen erneuten Infarkt gesenkt werden“, erklärt Chefarzt Wagner die Notwendigkeit einer in der Regel dreiwöchigen Anschlussheilbehandlung (AHB).
Diese schließt sich spätestens zwei Wochen nach der Akutbehandlung im Krankenhaus an. Dabei ist der Ablauf der AHB ähnlich wie der einer allgemeinen kardiologischen Rehabilitation. Denn beide Varianten verfolgen im Wesentlichen die gleichen Ziele: Neben einer optimalen medizinischen Versorgung mit Medikamenten lernen Patienten, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen, ihren Lebensstil ändern und einen Weg zurück in ihren Alltag finden können. Rund jeder dritte Betroffene benötigt auch eine psychologische Betreuung, bei der er lernt, mit der Angst vor einem erneuten Herzinfarkt umzugehen. Gerade in puncto Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit zeigen viele im Verlauf ihres Reha-Aufenthaltes eine deutliche Steigerung. „Hier ist es besonders wichtig, dass die Patienten lernen, ihrem Körper wieder zu vertrauen und ihm wieder ein gesundes Maß an Belastung zuzutrauen. Ohne dass gleich alle Alarmglocken anspringen, sobald der Puls nach oben geht oder es irgendwo im Körper zwickt.“ Die Fortschritte werden durch einen gut abgestimmten Mix an unterschiedlichen Maßnahmen erreicht, die beispielsweise aus einem täglichen Training, therapeutischen Gesprächen und verschiedenen Schulungen bestehen. Dabei spielt auch gesunde Ernährung eine wichtige Rolle.
Ob die angestrebten Reha-Ziele realisiert werden können, hängt entscheidend davon ab, wie gut es den Patienten gelingt, ihren Lebensstil nachhaltig anzupassen. „Während des Aufenthaltes bei uns ist es noch relativ einfach, das Gelernte motiviert umzusetzen und im Blick zu behalten. Die Schwierigkeit besteht darin, die geänderten Verhaltensweisen auch im Alltag konsequent beizubehalten und nicht wieder in alte Gewohnheiten zurück zu fallen“, bringt es Prof. Dr. Wagner auf den Punkt. Damit die Patienten auch nach der Reha am Ball bleiben, bietet die Klinik verschiedene Nachsorgeprogramme unter ärztlicher und physiotherapeutischer Betreuung an. So können Interessierte an einer ambulanten Herzgruppe des Stamm-Kneipp-Vereins Bad Wörishofen e. V. teilnehmen, die sich wöchentlich in der Gymnastikhalle der Klinik zum gemeinsamen Training trifft.
Informationen
10 Tipps für ein gesundes Herz
nicht rauchen
Sport treiben
genügend Entspannung
gesunde Ernährung
Übergewicht vermeiden
ausreichender und regelmäßiger Schlaf
regelmäßig Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker kontrollieren
Medikamente einnehmen
Vorsorgeuntersuchungen nutzen und Kontrolltermine wahrnehmen
Stress minimieren
Was kann das Herz?
Das menschliche Herz ist ein wahres Wunderwerk: Es ist in etwa faustgroß, wiegt rund 250 bis 300 Gramm und arbeitet Tag und Nacht ohne Verschnaufpause. Unser Hochleistungsmotor schlägt in Ruhe ca. 60 bis 80 Mal pro Minute und pumpt in dieser Zeit rund fünf Liter Blut. Durch den Körper eines erwachsenen Menschen laufen netzartig Blutgefäße mit einer Gesamtlänge von ungefähr 100.000 Kilometern, die alle Organe mit ausreichend Blut versorgen. Im gesamten Leben schlägt das Herz durchschnittlich bis zu drei Milliarden Mal. Bei Anstrengung kann es bei trainierten Sportlern innerhalb von Sekundenbruchteilen seine Leistung sehr stark steigern und bis zu 35 Liter pro Minute durch die Adern pumpen.