"Holz hacken, Capuccino kochen"
Von Beruf Männerversteher: Björn Süfke hat Bücher über „Männerseelen“ geschrieben. Aktuell beobachtet er, dass alte und neue Rollenbilder heftig kollidieren – und fordert mehr gendersensible Bildung für Jungs.

Björn Süfke zeigt, warum traditionelle Männerbilder oft krank machen – und wie neue Rollen mehr Freiheit und Gleichberechtigung bringen können. Ein kluger, ermutigender Blick auf das Mannsein heute.
Björn Süfke lebt unweit von Bad Rothenfelde in Bielefeld. Der 52-Jährige ist Psychologe, Männerberater und Buchautor. Außerdem ist er passionierter Musik- und Fußballfan und Vater von drei Kindern. Sein psychologischer Reiseführer „Männerseelen“ ist ebenso bei Goldmann erschienen wie sein Vatergeschichten- Band „Papa, du hast ja Haare auf der Glatze!“.
„Es ist schlicht ungesund, keinen Kontakt zu seinen eigenen Gefühlen zu haben!“
Herr Süfke, die junge Generation Z hat ein ganz anderes Männerbild, als ihre Eltern es hatten. Was ist da los?
Unser Bild von Männlichkeit ist fast überall im Wandel. Einerseits gibt es noch immer die traditionelle Sozialisation, da genügt ein Blick in Spielzeugläden oder auch auf Social Media. Der perfekte Mann soll also halb nackt Holz hacken – aber wenn seine Frau von der Arbeit nach Hause kommt, sollte er ihr einen perfekten Cappuccino kochen, zu dem die beiden dann über ihren Tag sprechen. Wenn jemand so sein will: Glückwunsch! Aber wie viele solcher Exemplare kennen wir? Es ist also heute ein ständiger Spagat, alter und neuer Mann zugleich zu sein.
Was sind denn die Hauptprobleme traditioneller Männlichkeit?
So eine Sozialisation entfernt uns Männer systematisch von unseren Gefühlen, Bedürfnissen, Sehnsüchten und Impulsen. Das ist psychologisch betrachtet im Grunde eine kollektive Körper- und Psyche-Verletzung am Mann, die weiterhin vielfältig stattfindet. Es ist schlicht ungesund, keinen Kontakt zu seinen eigenen Gefühlen zu haben! Es ist insofern kein Wunder, dass Männer früher sterben und bei Suchtproblemen oder Gewalt überrepräsentiert sind.
Sehen Sie als Männerberater, dass wir eine Art „Geschlechterkampf“ erleben?
Leider ist das häufig so: Was gut ist für Frauen, muss irgendwie schlecht sein für Männer, und andersherum. Das ist aber Unsinn. Wenn es dem Partner schlechter geht, geht es der Partnerin doch nicht besser. Wir sind alle gemeinsam in unseren Geschlechterrollen gefangen, die uns mehr oder weniger einschränken.
Dabei verändert sich unser Männerbild ja auch. Gilt das für alle Gesellschaftsschichten?
Ja, aber sehr langsam. Manchmal ist es ein gemeinsamer Weg zusammen mit Partnerinnen, Müttern, Töchtern, Schwestern, auf dem neue, genderprogressive Herangehensweisen probiert werden – trotz oder gerade wegen Bildungsferne oder Arbeitslosigkeit. Der Mann hat seinen Job verloren?
Okay, dann kümmert er sich jetzt um die Kinder, und die Frau geht arbeiten. So wächst er in die ungewohnte Rolle hinein und merkt plötzlich: Hey, das ist ja ein Teil von mir, der mir gefällt!
Trotz des aktuellen weltpolitischen Rückschritts ist daher auch meine größte Hoffnung, dass mehr und mehr Männer merken: Geschlechtergerechtigkeit ist ja auch für mich etwas Befreiendes und Erfüllendes. Ich denke, diese Botschaft müssen auch gerade wir Männer pushen: Equality is the new sexy!