„Themen, die jeden betreffen“
Warum er neben seinem Beruf noch ehrenamtlich in der Selbstverwaltung der Rentenversicherung mitarbeitet, erläutert Cornelius Neumann-Redlin, alternierender Vorstandsvorsitzender der DRV Oldenburg-Bremen.

Der Artikel zeigt, wie die Deutsche Rentenversicherung arbeitet, welche Verantwortung ein Vorstand trägt und wie sich Beruf, Ehrenamt und Familie miteinander vereinbaren lassen.
Herr Neumann-Redlin, Sie sind seit über 13 Jahren alternierender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Oldenburg- Bremen. Was machen Sie beruflich und privat, wenn Sie gerade nicht ehrenamtlich für die DRV aktiv sind?
Cornelius Neumann-Redlin: Bei den „Unternehmensverbänden im Lande Bremen“ bin ich als Hauptgeschäftsführer tätig. Ich arbeite gerne und viel, aber ich bin auch ein begeisterter Familienmensch und verbringe viel Zeit mit ihr. Wenn mir ein freier Moment bleibt, spiele ich leidenschaftlich gerne Bratsche. Dieses Hobby habe ich nach 30 Jahren Unterbrechung wieder aufgenommen und es bereitet mir sehr viel Freude.
Und was sind Ihre Aufgaben in der Selbstverwaltung der DRV Oldenburg-Bremen?
Mit der Gründung der Rentenversicherung vor über 135 Jahren wurde das Prinzip der Selbstverwaltung umgesetzt. Die Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung ist traditionell paritätisch besetzt, sie besteht also jeweils zur Hälfte aus Mitgliedern der Versicherten- und der Arbeitgeberseite. Gemeinsam mit Annette Düring, der Versichertenvertreterin, sitze ich dem Vorstand vor. Dort behandeln wir alle strategischen Themen, die die DRV Oldenburg-Bremen beschäftigen. Dazu gehören zum Beispiel die Finanzen der DRV und die Entwicklung unserer drei Kliniken in Bad Schwalbach, Bad Wildungen und Bad Kissingen. Hinzu kommen Beschlussfassungen in Bereichen wie Bau, Organisation und Personal. Unsere Aufgaben umfassen also ein großes Spektrum. Es ist ein sehr spannendes und interessantes Ehrenamt!
Wieso liegt Ihnen dieses Ehrenamt besonders am Herzen?
Die Vorsorge für das Alter und die Absicherung gegen Risiken sind Themen, die jeden Menschen früher oder später betreffen. Nicht umsonst ist der Etat für die Rente der größte Einzelposten im Bundeshaushalt. Auch daran sieht man die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Rentenversicherung und der Selbstverwaltung. Ich schätze besonders an diesem Ehrenamt, dass es so vielfältige Aspekte mit sich bringt. Mit der Geschäftsführung zu erörtern, wie wir die DRV Oldenburg-Bremen für die Zukunft aufstellen und dafür gemeinsam Lösungen zu entwickeln, macht großen Spaß und ist eine befriedigende Aufgabe.
Beruf, Ehrenamt und Familie – hat sich die Rolle des Mannes aus Ihrer Sicht in den letzten Jahrzehnten verändert?
Ich bin in eine Generation hineingeboren worden, in der die Beteiligung von Frauen am Berufsleben gegenüber früheren Generationen bereits deutlich im Wandel war. Für mich ist es völlig selbstverständlich, dass Frauen wie Männer Berufe ausüben und Karriere machen. Durch die Stärkung der Rolle der Frau im Berufsleben hat sich auch die Rolle des Mannes verändert. Ich denke, insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Männer ein deutlich wichtigeres Thema geworden. Ich persönlich konnte wesentlich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen, als das bei früheren Generationen von Vätern der Fall war. Für mich ist das ein großer Gewinn. Von der Stärkung der Gleichstellung von Männern und Frauen haben aus meiner Sicht beide Geschlechter profitiert.
„Es ist ein spannendes und interessantes Ehrenamt!“
Cornelius Neumann- Redlin, DRV Oldenburg-Bremen
In der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung engagieren sich überwiegend Männer. Woran liegt das?
Ich glaube, dass sich traditionell eher Männer in den Gremien der Selbstverwaltung engagiert haben, was auch mit den Geschlechterrollen zusammenhängt. In den letzten Jahren gab es aber auch hier einen deutlichen Wandel. Insofern gehe ich davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Selbstverwaltung zu gleichen Teilen mit Männern und Frauen besetzt ist.
Der Gesetzgeber hat im Rahmen der letzten Sozialwahl eine Geschlechterquote eingeführt. Was halten Sie davon?
Ich sehe Geschlechterquoten im ehrenamtlichen Bereich sehr kritisch, weil das Engagement für die Gesellschaft völlig unabhängig vom Geschlecht sein sollte. Wir haben bei der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg-Bremen in der Vergangenheit sehr engagierte Frauen und sehr engagierte Männer in den Gremien gehabt, das zeigt sich auch in der aktuellen Amtsperiode. Aus meiner Sicht würden wir ohne eine gesetzlich geregelte Geschlechterquote zu genauso guten Ergebnissen kommen.
Welchen Wunsch haben Sie für die Zukunft?
Ich glaube, uns alle eint der Wunsch, dass wir gute Sozialversicherungssysteme in Deutschland haben. Das soziale Netz in Deutschland ist sehr eng gespannt und das ist gut so. Zugleich ist der Sozialstaat aus meiner Sicht an einigen Stellen etwas überspannt. Der Sozialstaat darf diejenigen nicht alleine lassen, die hilfebedürftig sind. Alle anderen sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten für sich sorgen und alles daran setzen, den Sozialstaat nicht zu brauchen. Auch ist es angesichts einer alternden Bevölkerung wichtig, dass wir die Sozialversicherungssysteme zukunftsfest gestalten, gerade die Rentenversicherung.