So hängen Ernährung und Blutdruck zusammen
Wie man mit ausgewogener Ernährung den Blutdruck stabilisieren und positiv beeinflussen kann, erklärt Betriebsarzt Jörg Gusinde im Interview.

Der Artikel vermittelt praxisnahe Tipps, wie Sie mit gezielter Ernährung Ihren Blutdruck senken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduzieren können.
Herr Gusinde, kann ein erhöhter Blutdruck von einer ungesunden Ernährung ausgehen?
Jörg Gusinde: Es gibt einige Faktoren in der Nahrung, die zu einem erhöhten Blutdruck beitragen können. Da wäre zum einen ein hoher Salzkonsum. Salzreiche Ernährung kann dazu führen, dass der Körper mehr Flüssigkeit zurückhält, was das Blutvolumen erhöht und den Blutdruck steigen lässt. Übergewicht erhöht die Belastung des Herzens und kann zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen. Fettreiche Ernährung kann zur Verhärtung und Verengung der Arterien, also zu Arteriosklerose, beitragen, was ebenfalls den Blutdruck erhöhen kann. Hoher Konsum von Zucker wiederum kann zu Insulinresistenz und Gewichtszunahme führen, was auch den Blutdruck erhöhen kann.
Welche Rolle spielt der Alkoholkonsum?
Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck kurzfristig erhöhen. Allerdings: Ist der übermäßige Konsum langfristig, kann auch dies zu anhaltendem Bluthochdruck führen.
Welche Lebensmittel sorgen für Ausgleich?
Obst und Gemüse enthalten Kalium. Und Kalium hilft, die Wirkung von Natrium im Körper auszugleichen. Da Salz eine Natriumverbindung ist, also Natriumchlorid, können Obst und Gemüse hier ausgleichend wirken. Im Umkehrschluss: Wer wenig Ost und Gemüse zu sich nimmt, steigert sein Hochdruckrisiko. Auch die Ballaststoffe, die in Obst und Gemüse enthalten sind, in Nüssen, Vollkornprodukten oder Hülsenfrüchten, können die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems verbessern und vor Bluthochdruck schützen.
Welche Ernährung empfehlen Sie, um den Blutdruck niedrig zu halten?
Die so genannte DASH-Diät, ausgeschrieben Dietary Approaches to Stop Hypertension, hat sich als wirksam erwiesen, um den Blutdruck zu senken. Das ist eine Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, mageren Proteinen und fettarmen Milchprodukten ist und die Aufnahme von Salz, Zucker und gesättigten Fetten begrenzt. Es ist wichtig, dass Personen mit hohem Blutdruck oder einem Risiko für Hypertonie mit ihrem Arzt oder einem Ernährungsberater zusammenarbeiten, um einen Ernährungsplan zu entwickeln, der zu ihnen passt.

„Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen zu einem festen Bestandteil des Alltags werden.“
Jörg Gusinde, Betriebsarzt des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) TÜV Rheinland
Wie kann man der Entstehung von Übergewicht aktiv entgegenwirken?
Zum einen wäre eine ausgewogene Ernährung wichtig, die reich an Vollkornprodukten, frischem Obst und Gemüse, mageren Proteinen und gesunden Fetten ist. Es ist wichtig, den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, zuckerhaltigen Getränken und Snacks zu begrenzen. Zum anderen wird regelmäßige körperliche Aktivität empfohlen: mindestens 150 Minuten moderate bis intensive Aktivität pro Woche, wie schnelles Gehen, Schwimmen oder Radfahren sowie Krafttraining. Ausreichend Schlaf von sieben bis neun Stunden pro Nacht. Dazu empfehle ich: Stress, Alkohol, Nikotin vermeiden und regelmäßig für Check-ups zum Arzt gehen, um frühzeitig Probleme zu erkennen. Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen zu einem festen Bestandteil des Alltags werden und nicht nur kurzfristig angewendet werden. Eine dauerhafte Umstellung des Lebensstils ist der Schlüssel zur Vorbeugung von Übergewicht und den damit verbundenen Gesundheitsproblemen.
Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 gelten Menschen als adipös. Welche Begleiterkrankungen kann Adipositas nach sich ziehen?Adipositas ist mit einer Reihe von Begleiterkrankungen verbunden, die man als Komorbiditäten bezeichnet. Zu den häufigsten gehören das sogenannte Metabolische Syndrom. Dabei sind Blutzucker und Blutdruck erhöht, die Cholesterin- oder Triglyceridwerte abnormal und es besteht ein erhöhter Taillenumfang. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist erhöht, wie auch für Typ-2-Diabetes. Auch mit vielen Krebsarten wird Adipositas in Verbindung gebracht. Schließlich sind die Risiken für Gelenkerkrankungen durch Überlastung erhöht.
30
Ab diesem Body- Mass-Index beginnt Adipositas Grad 1. Adipositas Grad 2 beginnt bei einem BMI von 35. Krankhaftes Übergewicht (morbide Adipositas) besteht bei einem BMI von 40 und mehr.

Wird denn jeder, der sich ungesund ernährt, zwangsweise übergewichtig?
So einfach ist das nicht. Übergewicht und Adipositas sind komplexe Zustände. Manche Menschen haben eine genetische Prädisposition, die es ihnen ermöglicht, mehr Nahrung zu sich zu nehmen, ohne an Gewicht zuzunehmen. Andere nehmen selbst bei moderater Kalorienaufnahme zu. Menschen mit einem höheren Muskelanteil und solche, die viel Sport treiben, können ebenso mehr essen, ohne zuzunehmen. Und das Alter spielt eine Rolle: Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel, was zu einer leichteren Gewichtszunahme führen kann.
Ist es eigentlich möglich, normalgewichtig zu sein, aber dennoch einen ungesunden Stoffwechsel zu haben?
Ja, solche Personen haben möglicherweise ein normales Körpergewicht, aber einen hohen Anteil an Körperfett, insbesondere viszerales Fett um die Organe, was das Risiko für chronische Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf- Erkrankungen erhöht. Entscheidend für die Einschätzung des Stoffwechsels sind Werte wie Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin.
Können wir ein Fazit ziehen?
Gerne: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sind die besten Strategien, um ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu erhalten sowie das Risiko für chronische Krankheiten zu minimieren.