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Weniger Flausen im Kopf

Georg Dahm ist im Alter von 50 Jahren zum ersten Mal Vater geworden. Er liebt sein neues Leben – und freut sich, dass er oft im Homeoffice arbeiten kann.

Ein Mann mit kurzem Haar und Bart steht im Freien und hält ein Kind im Arm, das den Kopf an seine Schulter lehnt und einen roten Mantel trägt. Der Mann blickt mit leichtem Lächeln in die Kamera. Im Hintergrund sind unscharf Wohnhäuser und kahle Bäume zu sehen.
Darum sollten Sie diesen Artikel lesen:

Ein ehrlicher Einblick in das Leben eines späten Vaters, der Elternzeit nimmt und neue Rollen lebt. Inspirierend für alle, die Familie, Beruf und Zukunft anders denken wollen.

Text: Heimo Fischer
Rente
03/2025

Als meine Tochter Ava im August 2021 zur Welt kam, hat sich mein Leben grundlegend geändert. Kurz zuvor war ich 50 Jahre alt geworden. Es ist nicht so, dass ich nie darüber nachgedacht hätte, Kinder zu bekommen. Im Gegenteil. Ich wäre gern früher Vater geworden – aber es fehlte immer der Mensch, mit dem ich mir das vorstellen konnte. Bis ich Betty traf, Goldschmiedin und zehn Jahre jünger als ich. 

Wir haben uns 2017 kennengelernt und 2018 bin ich zu ihr nach Berlin gezogen. Drei Jahre später wurde unsere Tochter geboren. Dass wir jetzt eine Familie sind, war volle Absicht und ich liebe dieses Leben, das so anders ist als alles, was ich vorher erlebt habe. Zuvor hatte ich privat und beruflich zwar oft wunderbare Zeiten. Ich habe viele Jahre als Journalist bei großen Zeitungen gearbeitet und später ein eigenes Medienprojekt aus der Taufe gehoben. Vieles ist gut gelaufen, manches schiefgegangen. Unterm Strich ein erfülltes Berufsleben. Heute habe ich weniger Flausen im Kopf als früher. Das fühlt sich gut an und hilft mir dabei, das neue Leben organisiert zu bekommen.

Mama arbeitet, Papa passt auf

Als Familie haben wir erst mal das umgekehrte Rollenmodell gelebt. Betty hat einen eigenen Laden und konnte nicht aus dem Beruf aussteigen. Da passte es, dass mein damaliger Arbeitgeber und ich gerade an einem Scheideweg standen. Ich nahm eineinhalb Jahre Elternzeit.

Diese Zeit war für mich sehr wertvoll, denn sie hat mir die innere Freiheit gegeben, über mein Leben nachzudenken und ein Resümee zu ziehen. Nach der Elternzeit bin ich nicht mehr in meinen alten Job zurück. Stattdessen habe ich eine neue Stelle angetreten, in der ich auch Führungsverantwortung trage.
Ein fordernder Job, aber wir bekommen das gut hin. Kita, Arztbesuche, Elternabende. Viel Organisation. Zum Glückist mein Arbeitgeber sehr flexibel, sodass ich bei Bedarf im Homeoffice arbeiten kann. Wäre das nicht möglich, gäbe es mehr Probleme.
Zu den Dingen, die sich am meisten verändert haben, gehört mein Blick auf die finanzielle Vorsorge. Betty und ich sprechen viel darüber, wie wir Geld zurücklegen können, um Ava später mal eine besondere Ausbildung oder einen Auslandsaufenthalt bezahlen zu können. Vor Kurzem haben wir deshalb einen ETF-Sparplan abgeschlossen. Wir sind beide in der Deutschen Rentenversicherung, außerdem habe ich als Journalist noch eine Zusatzversicherung über das Presseversorgungswerk.
Bleibt die Frage, ob ich mich als Vater zu alt fühle. Einerseits ist es komisch, die 30-Jährigen mit ihren kleinen Kindern auf dem Spielplatz neben mir zu sehen. Andererseits wohnen wir in Berlin im Prenzlauer Berg. Das Viertel ist
bekannt für Väter mit grauen Schläfen. Da falle ich nicht wirklich auf.

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