Leben, wo andere Urlaub machen
Deutschland ade? Der Auswanderungsexperte und Podcaster Nicolas Kreutter verrät, wie man sich am besten vorbereitet und was man vermeiden sollte.
Lesen Sie den Artikel, wenn Sie davon träumen, im Ausland neu anzufangen – ob für ein Abenteuer auf Zeit oder für immer. Er verrät, worauf es ankommt, damit der Neustart gelingt: von Sprache und Finanzen über Versicherungen bis hin zur Rente. So wird aus dem Traum vom Auswandern ein gut vorbereitetes Kapitel Ihres Lebens.
Für viele ist es ein Traum: auswandern. 2023 gingen etwa 300.000 Menschen mit deutschem Pass ins Ausland. Ob für immer oder für ein paar Jahre – man sollte so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Drei Tipps und zwei Hinweise von dem Auswanderungsexperten Nicolas Kreutter:
Nicolas Kreutter ist selbst zum zweiten Mal ausgewandert. Als junger Mann von der Schweiz nach Berlin und 2022 mit Frau und Kind nach Irland. Von dort aus betreibt er den Auswanderer- Podcast „Einfach aussteigen“. nicolas-kreutter.com
Land und Leute kennenlernen: Weil im Urlaub die Welt schöner aussieht als im Alltag, sollte man das anvisierte Auswanderungsland mehrmals und als Paar auch getrennt voneinander bereisen. Wer in Bed-and-Breakfast-Unterkünften wohnt, vor Ort zum Friseur und in den Supermarkt geht und viel mit Leuten spricht, erhält ein besseres Gefühl von der Mentalität. Apropos sprechen. Sprachkenntnisse sind der Schlüssel für eine gelungene Integration. Ein Intensivkurs im Vorfeld legt eine gute Basis.
Finanzielle Rücklagen: Der härteste Reality-Check betrifft das Budget. Umzug, Wohnungssuche, Miete, Lebenshaltungskosten, der Kauf von Möbeln und die Übergangszeit ohne festes Einkommen müssen abgedeckt sein. Besser ist es, Puffer für ein paar Monate und darüber hinaus zu haben. Im Zweifel lieber das Projekt verschieben und mehr ansparen. Eine Auswanderung wird in der Regel nicht günstiger, als man denkt, sondern teurer.
Und tschüss: Wer auswandert, muss seinen Wohnsitz in Deutschland abmelden. Damit entfallen in der Regel Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Um sich auch künftig in Deutschland behandeln lassen zu können, empfiehlt sich eine internationale Krankenversicherung. Wer zudem freiwillig weiter in die Deutsche Rentenversicherung einzahlt, sorgt nicht nur fürs Alter, sondern unter bestimmten Umständen auch für den Notfall vor, etwa bei Erwerbsminderung oder im Todesfall. Wer möchte, kann sich von der Deutschen Rentenversicherung zur Altersvorsorge oder Steuerfachleuten beraten lassen.
Hilfskraft statt Fachkraft: Die Anerkennung deutscher Abschlüsse hängt von den Regelungen des Auswanderungslandes ab. Selbst innerhalb der EU werden Qualifikationen nicht automatisch akzeptiert. Um nicht als Mechatronikermeister auszuwandern und vor Ort als Hilfskraft zu arbeiten, sollte man sich rechtzeitig bei der Botschaft informieren. Geprüft werden unter anderem Zeugnisse, Diplome, Sprachkenntnisse; und unter Umständen gilt es, eine Anerkennungsprüfung zu bestehen. Anerkannte Abschlüsse helfen auch bei der Jobsuche vor der Ausreise.
Es wird schon klappen: Recherche und Vorbereitung sind alles – aber eben auch lästig. Deshalb baut so mancher auf sein Glück vor Ort. Man kann natürlich mit einem Touristenvisum, also ohne dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis, anfangen und sich dann um ein dauerhaftes Visum bemühen. Empfehlenswert ist, sich um die Daueraufenthaltsgenehmigung schon vor der Auswanderung zu kümmern.